Essaykalypse und ein Trauerfall
Mittwoch, März 25th, 2009 | Author: admin
Das Ende aller Zeiten ist angebrochen!
Also nicht wirklich das Ende ALLER Zeiten, aber zumindest das Ende meiner Studienzeit. Oder sagen wir eher des ersten Teils meiner Studienzeit. Und richtig angebrochen ist es auch nicht, es ist eher wie ein Tanz, in dem nun die Abschlussfiguren zu vollführen sind, nur dass sie Wochen dauern statt Sekunden. Ja, das ist quälend. Da sind zunächst die Standardtanzeinlagen, 1200 Wörter im wiegenden Zweiwochenrhythmus. Letzte Woche dann eine kleine, einleitende Drehung von 1.500 Wörtern, mit einem durchaus schwungvoll dahingelegten Präsentationshüpfer verziert. Nun eine Woche Zeit sich zu fangen und sich auf eine kleine Pirouette vorzubereiten – hoher Schwierigkeitsgrad, denn die Schiedsrichter geben das Signal und die Richtung spontan vor, bei flottem Tempo 3.500 Wörter Verteidigung einer unbekannten These.
Und dann direkt im Anschluss, der krönende Abschluss. Die Standardtanzeinlagen darf man jetzt getrost weg lassen, denn es wird ernst. Eine hochkomplexe achtwöchige Figur von 8.000-10.000 Wörtern mit allen erlaubten Drehungen und Sprüngen. Eigenes Thema, den Schiedsrichter darf man sich aussuchen, und doch ist eine freie Figur nicht zu unterschätzen, dazu bedarf es an Kreativität, Präzision und Disziplin. Man muss dabei aufpassen sich nicht in Details zu verlieren oder das Ganze zu komplex zu gestalten, gleichzeitig muss natürlich ein gewisser Anspruch gewahrt werden… Aber bis jetzt habe ich mich elegant geschlagen und es ist noch nicht zu befürchten dass ich mich auf die Fresse lege.
“Tu aus das Licht und dann – tu aus das Licht. Doch hab ich dein Licht ausgetan, nie find ich den Prometheusfunken wieder, dein Licht zu zünden…” Othello in W. Shakespeare
Wenn wir schon beim Musischen sind muss ich doch den gestrigen Trauerfall – ein Fall im wahrsten Sinne des Wortes – erwähnen. Ein siebenunddreissig Jahre altes Mitglied unserer Familie ist gestern durch meine Schuld unglücklich gestürzt und hat sich einen nahezu vollständigen Bruch durch den kompletten Körper zugezogen, jede Bewegung könnte nun fatal sein. Der Hals ist nicht gebrochen, es gibt also noch Chancen, aber der Lack war eh schon ab und man weiss auch nicht wie sinnvoll das ist da noch irgendwas zu retten. In dem Alter ist man halt auch ein bisschen fragil als Akustik-Gitarre, aber mich quälen natürlich trotzdem Schuldgefühle. Ich kenne sie seit meiner Kindheit, und meine Mutter hat früher darauf Konzerte in irgendwelchen Kaschemmen gespielt (besagte Kaschemme hiess “Voltaire”, befindet sich allerdings NICHT in Rock-City ). Seit ich nun selbst ein paar Akkorde schreddern kann wiegte ich mich in der kühnen Hoffnung eines Tages selbst auf ebendieser Gitarre in einer kleinen Kaschemme (NICHT im “Voltaire” in Rock-City) meine Lieder vortragen zu können.
Doch der Bruch gestern zerstörte jäh eine stolze Geschichte und meine Hoffungen, so dass ich wohl nun auf der 30-Euro Gitarre meiner Mitbewohnerin weiterschreddern muss und meine Träume, irgendwann auf einer Bühne Musik zu machen, wieder mit Millionen anderen 30-Euro Gitarrenschreddern teilen muss… *seufz*
Tja, wer erinnert sich noch an solche Ohrwürmer wie Hummelchens Hypothenuse (einst anstelle der Abi-Mathearbeit während der Zeit der Abi-Mathearbeit während die anderen Über folgender Frage schrieben, dei Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks ist 6 cm lang – wie lang müssen die Katheten sein, damit …. geschrieben)
Oder das Mondlied…. Oder dass ich mal das ganze frühe Repertoire von Reinhard Mey auswendig konnte und bei feuchtfröhlichen Stammtischbesäufnissen und ähnlichen wichtigen Ereignissen gerne zum Besten gab…
Also üb weiter! Pling ploing!
Und gräm dich nicht über Felicitas (so benamte ich das Instrument dereinst) – wir hatten viel Spass!