Die liebe Verwandtschaft
Donnerstag, Februar 12th, 2009 | Author: admin
Wie heisst es so schön? Lieber Ratten im Keller als Verwandte im Haus… Meine quitschfidele Grossmutter, deren Fitnessgrad noch den meiner Mutter um Längen schlägt, feierte dieses Wochenend ihren 80sten Geburtstag – Verwandschaft hoch drei. Dies war zugleich die ideale Gelegenheit für mich, meiner australischen Freundin N., die jetzt ein halbes Jahr Austausch an meiner Uni macht, die deutsche Kultur ein wenig näher zu bringen. N. bescheinigte meiner Grossmutter, die fitteste und süßeste 80jährige im ganzen Universum zu sein und den Deutschen im Allgemeinen – auf der Basis grober Verallgemeinerung – einen herzlich-jovialen Humor. Damit wäre dieses Vorurteil doch schon mal erledigt.
Wenn man Verwandte trifft, muss man immer auch darauf vorbereitet sein allen zu erklären wie toll es in Australien ist, wie fleissig man gerade studiert, was man sonst alles Tolles macht, was der Freund denn Tolles macht und was man später mal werden möchte. Meine Grosstanten bescheinigten meinem Freund eine italienische Ausstrahlung und mir jeweils einen Geldschein, und mein Grossonkel fragte mich, was man mit meinem Studium denn machen könne, woraufhin er sich voll deutsch-jovialen Humors selbst die Antwort gab, dass man damit wohl zum Arbeitsamt gehen könne. Das ist besonders witzig weil er selbst Karriere beim Arbeitsamt gemacht hat. Meine Grosstante, die selbst Grundschullehrerin war, vermutete freundlich, dass ich ja bestimmt immer noch Lehrerin werden könne.
Irgendwann erzählte ich nur noch, dass ich Intendantin vom WDR werde oder mein eigenes Marketing-Unternehmen gründe. Ich fand das klingt angemessen grossspurig, nachdem meine Vorschläge Tättowiererin oder Busfahrerin zu werden seltsame Blicke geerntet hatten. Dass ich insgeheim an einer Sänger- und Schauspielerkarriere arbeite muss ja keiner wissen.
Vor allem, wenn diese Fragen mit der Geschwindigkeit von Maschinengewehrsalven abgegeben werden – aber das du ja alle beantwortest!
Hey, ich bekam den Geldschein als Trinkgeld, weil ich “so ein fleißiges Mädchen” wär! Hätt ich die Teller mal stehen gelassen, hätt sich anscheinend auch gelohnt…
Um das mal klarzustellen, die wo deine Großmutter ist, hat auch erst mit siebzig mit dem Fitnesstudio angefangen! Da hab ich dann ja noch ein bisschen Zeit!
Naja, harte körperliche Arbeit ersetzt in vielen Fällen das Fitnesstudio vor dem siebzigsten Lebensjahr