Eläkelaiset
Samstag, November 01st, 2008 | Author: admin
Am Montag waren wir in der Sydney Opera. Ein beeindruckendes Gebäude, ein hässliches Gebäude. In den 70ern fand man die braunen Holzpanelen und das beige Glas super, genau wie die ganzen Rundungen und idiotischen Kanten überall. Die Oper ist schön wenn sie tagsüber weiss in der Sonne schimmert oder nachts von aussen bunt angestrahlt wird. Innen hat sie den Charme eines sehr beeindruckenden Einwohnermeldeamtes.
Aber ich habe das nicht zu laut gesagt, denn vielleicht ist es das gleiche wie mit der 80er Mode und wird plötzlich wieder modern. Am Anfang hat es mich gestört das Leute plötzlich anfingen Klmaotten zu tragen mit denen man fast berechtigterweise vor fünf Jahren noch auf offener Strasse gelyncht worden wäre. Aber es hat auch seinen Reiz das mittlerweile wieder fast alles erlaubt zu sein scheint und man sich, besonders in einer Stadt wie Sydney modisch völlig austoben kann. Mittlerweile finde ich es sogar fast nett dass man Flashdance gucken kann und das Gefühl hat es könnte heute spielen…aber ich schweife ab.
Im Konzertsaal des Opernhauses wurde vom Europa Galante Orchester Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, gegeben. Die Instrumente waren Originalinstrumente aus Vivaldis Zeit. Die Australier waren so locker und entspannt drauf, dass sie nach jedem Satz anfingen zu klatschen. Die weltgewandte R. verdrehte kopfschüttelnd die Augen über so viel Banausität, und der restliche weltgewandte Teil des Publikums kommentierte den Applaus mit einem Zischen. Beim nächsten Mal verdrehte ich auch die Augen und zischte ein bisschen, ich meine, wer fängt denn auch bei jedem bisschen an zu klatschen. Es ist ja auch verständlich, es ist ja nicht wie beim Theater, wo man so lange improvisiert und innehält bis das Publikum sich abreagiert hat.
Im Vorraum wurden Hustenstopper verteilt, aber die befindet man erst für nötig wenn es zu spät ist und man in der trockenen Saalluft sitzt. Zwei Sitze neben mir saß ein junger Mann der die halbe Vorstellung mit hochrotem, verzerrtem Gesicht und ins groteske angeschwollenen Halsmuskeln verbrachte, die Hand vor den Mund gepresst. Das Orchester, das nur aus recht zarten Instrumenten bestand, hatte natürlich keine verstärkenden Massnahmen ergriffen. Das war auch nicht nötig bei der guten Akustik, die dafür jedoch auch jeden ungewollten Huster oder Räusperer durch den ganzen Saal schallen liess. Man verkniff sich also das Husten, was dazu führte dass immer dann wenn die Musik pausierte das halbe Publikum in hastiges Gehuste ausbrach, was die Pause ein wenig ihrer Bedeutung beraubte. Ich fand es unglaublich witzig. Ich musste ja auch nicht husten.
So musikalisch inspiriert habe ich dann darüber nachgedacht, dass ja Musik genau wie Geruch unvermittelt mit dem emotionalen Gedächtnis verbunden ist, und mich gefragt, welche Musik eigentlich meinen Aufenthalt hier prägen wird. Das Ergebnis ist eher skurril und derzufälligen Auswahl der funktionierenden Titel auf meinem Walkman-Telefon zu verdanken…
1. Das neue Album der Einstürzenden Neubauten -”Alles wieder offen”
2. Depeche Mode (die ich früher langweilig fand)
3. Devendra Benhart
4. Midnight Oil (grossartigste australische Band überhaupt, deren Sänger Peter Garrett trotz seines abgefahrenen Tanzstils jetzt berechtigterweise Umwelt- und Kultusminister ist. Bei ihrem Auftritt während der Olympischen Spiele in Sydney 2000 hat sich die gesamte Band das Wort “sorry” auf die Klamotten drucken lassen, eine Anspielung auf den damaligen Premierminister John Howard, der sich geweigert hat sich bei den Ureinwohnern Australiens für die Verbrechen der Einwanderer zu entschuldigen…)
5. Eläkelaiset (eine finnische Humppaband, die alle möglichen Songs in finnische Volks- und Sauflieder umwandelt – Eläkelaiset covern Run to the hills by Iron Maiden!)