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Dunkel

Donnerstag, Oktober 21st, 2010 | Author:

Mein Chef liebt die dunkle Jahreszeit.

“Ist das nicht toll wenn es so früh dunkel wird?” freut er sich

Die gesamte Belegschaft verzieht das Gesicht. Die meisten haben ja auch keinen Kamin zu Hause. Der Chef hat einen. Er stöbert begeistert nach Rezepten, Halloween-Dekoration und Angeboten für Ski-Urlaube, plant Weihnachtsgeschenke und Winteraktionen.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen die Dunkelheit. Einzige Problem: Das Damenklo wird ausschließlich durch spärlich einfallendes Tageslicht erhellt. Toilettengänge haben also vor 16:30 Uhr oder mit Taschenlampe stattzufinden. Die Aussicht auf eine Reparatur besteht zwar grundsätzlich, der Antrag wurde auch bereits bewilligt mit den Worten: “Ouh ja, da müssen wir dann morgen unbedingt mal eine Lampe installieren!”, aber.

Also aber mit Punkt. Denn jeder erfahrene Arbeitnehmer weiss: Wenn in einer betrieblichen Ankündigung die Worte: “Wir” (also nicht ich, aber bestimmt irgendwer) “müssen/sollten” (ja, wirklich, ganz unbedingt!) und “mal” (ja, wirklich ganz bald mal) fallen, braucht man sich eigentlich weiter keine Hoffnung zu machen.

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Winter-Wonderland

Montag, Dezember 21st, 2009 | Author:

Vor der Tür ist Winter-Wonderland, gerade rechtzeitig stürmt es Schneemassen herab, so dass es Heiligabend sonnig, kalt und überal weiss sein wird. Dass gerade der Ruhrpott mit einer solchen Schneepracht gesegnet wird, ist zwar leicht verwunderlich und verkehrsmäßig von apokalyptischer Wirkung, aber dennoch schön.

Solche Natureinbrüche erinnern einen doch immer wieder daran, dass unsere menschlichen Kontrollversuche doch im Grunde machtlos und widersinnig sind wenn die Naturgewalten … ähm… ja, walten eben. Viele zivilisierte Menschen lächeln ja über den Ratschlag, stets ein Survivalpack mit Batterien, Kerzen und Müsliriegeln bereitzuhalten. Es mag paranoid erscheinen, aber selbst wenn nur mal der Strom zwei Tage ausfällt, hilft ein Gaskocher schon enorm weiter, besonders bei diesen Temperaturen.

Sollte der Strom tatsächlich ausfallen, haben wir nicht nur einen Gaskocher und jede Menge Konserven, sondern auch einen offenen Kamin, mit dem man Kochen und Heizen kann. Ich fühle mich deswegen survivalmäßig ein bisschen privilegiert… Ein alter Kumpel von mir war damals unglücklicherweise über Jahre hinweg arbeitslos und heizte seine Bude und sein Badewasser ausschliesslich und sehr erfolgreich mit Kerzen und einem Gasofen.

Wer mal richtig campen war, oder an einem mittealterlichen Lager teilgenommen hat, kann sich in etwa vorstellen wie es ist, ohne all die Annehmlichkeiten auszukommen, die wir als so selbstverständlich empfinden. Den meisten Menschen ist allerdings nicht einmal bewusst wie abhängig sie von dem höchst komplexen Versorgungsnetz sind, dass unsere Gesellschaft errichtet hat. Ich finde die Vorstellung interessant, was passiert, wenn dieses Netz einmal zusammenbricht.

Des öfteren hört man von Leuten den Satz “Ich könnte ohne Fernseher nicht leben…” und der Angstschweiss steht ihnen auf der Stirn. Wie man ohne maschinell produzierte und transportierte Nahrungsmittel, Telefon, Herd, Onlinebanking, Heizung, Auto leben kann ist eine Frage, die man sich besser nicht stellt, wenn man schon von einem Medium so abhängig ist. Sehr viele Menschen würden einfach verhungern, erfrieren, oder sich gegenseitig die Köppe einschlagen.

Im ernstzunehmenden Katastrophenfall, also wenn unsere gesamten Netzwerke für Tage ausfallen, würde dann der Staat schnell und hart durchgreifen und alles funkgesteuert militärisch unter Kontrolle bringen? Würden Gangs zunächst ekstatisch und dann selbst verzweifelt die Straßen unsicher machen? Und würden alle Mittelalterfreaks und Outdoorfreunde frohgemut und mit Schwertern bewaffnet kleine Gemeinschaften bilden und über dem offenen Feuer selbstgeangelten Fisch und erbeutete Ravioli brutzeln? Überhaupt hätten all die Leute einen Vorteil, die sich der Natur nicht völlig entfremdet haben, die ein Handerk wie Jäger, Gärtner, Koch oder Elektriker gelernt haben. Vielleicht würden ehemalige Topmodels noch ausgehungerter als sonst völlig hilflos durch die Straßen laufen und ihre Dienste für einen Sack Kartoffeln feilbieten…

In diesem Sinne, ein frohes Weihnachtsfest euch allen!

Category: kath goes australia! | 6 Comments

Weihnachtön

Donnerstag, November 12th, 2009 | Author:

Die Weihnachtszeit bricht unwiderruflich an. Jedes Jahr ist ja ein bisschen die Frage, wie lange man von dem Kommerzrummel verschont bleibt. In diesem Jahr war ein gewisses schwedisches Möbelhaus mein persönlicher Erstkandidat. Bereits Ende September prophezeite ein Plakat in besagtem Möbelhaus den baldigen Einbruch der kürzeren, dunkleren Tage und machte darauf aumerksam, dass dann ja auch bald die Weihnachtszeit anbreche. Jetzt ist natürlich alles vorbei, in der Stadt hängen Lichterketten und in den Supermärkten kann man sich vor Nikolausi und zartschmelzenden Zimt-Pralinees kaum noch retten. Auch im Weinladen beginnt die Saison, und Leute fragen nach lieblichem Rotwein zum Verschenken. Wir haben keinen lieblichen Rotwein, und was mein Chef von solchen Anfragen hält, schreibe ich hier nicht auf.

Obwohl ich sonst ein vehementer Gegner des Konsumterrors und Feierzwangs bin, und Weihnachten schon seit Jahren wenig Bedeutung für mich hat – mein Desinteresse an novemberlichen Geschenkplanungsaktionen hat meine perfekt durchorganisierte Schwester wohl das ein oder andere Mal ordentlich zur Verzweiflung getrieben – obwohl ich also bisher keine Disposition für Weihnachtlichkeit gezeigt habe, bin ich diese Jahr zugegebenermaßen nicht ganz immun. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass ich den letzten Winter in Australien verbracht habe – also dann, wenn dort Sommer ist. Von einem richtigen Sommer war zwar in Australien zu dieser Zeit nicht viel zu merken, aber ich hatte dementsprechend weder Herbst noch kuschelig kalten Winter. Die ekstatisch übertriebene Weihnachtsstimmung der Australier löste bei mir ein gewisses absurdes Entsetzen aus, da leuchtende Rentiere und Glitzerschneesterne neben Palmen und Miniröcken irgendwie… naja, ihr wisst schon.

Obwohl ich den letzten Winter nicht aktiv vermisst habe, scheint meine innere Uhr und kulturelle Prägung vom Nichtvorhandensein dieser Jahreszeit durchaus alarmiert worden zu sein, denn nun schlägt die Weiihnachtsstimmung bei mir ein wie eine Bombe, und ich würde am liebsten jezt schon Lichterketten an meine Yuccapalme hängen und Glühwein trinken…Das ich keine Weihnachtslieder trällere ist alles.

Seid ihr verzweifelt? Geht euch der ganze Weihnachtstrubel auf die Ostereier? Ich empfehle ein Jahr Pause, irgendwo auf Bali oder Samoa oder den Fidschiinseln. Vielleicht sieht es ja dann nächstes Jahr schon ganz anders aus… ;-)

Category: Fast Wichtiges, Leben in Australien | Leave a Comment