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In Hamburch

Mittwoch, Mai 12th, 2010 | Author:

Wer auf die Idee gekommen ist einen Fernsehbeitrag in der Hamburger Innenstadt während der Aufstiegsfeier von Sankt Pauli zu drehen, ist mir unbekannt. Ich war jedenfalls dabei und vom Kamerateam begleitet mittendrin im Gewühl, weil unsäglich viele Leute Fernsehn geguckt haben als die Story von den Phillipinen lief.

Vom Dreh möchte ich eigentlich nicht erzählen, weil sowas meistens daraus besteht dass man irgendwo langgeht oder etwas sagt und der Regisseur sagt: “Das war schön, total super, kannst du das nochmal machen?” oder wahlweise “Genau das Gleiche nochmal, nur ohne (oder wahlweise mit) xyz”.

Viel aufregender ist hingegen der Aufenthalt in einem Hotel, insbesondere weil es selten genug vorkommt, dass ich in einem richtigen Hotel übernachte. Genau genommen ist es erst drei Mal vorgekommen. Dieses Mal gab es einen einzigen Morgen innerhalb von zwei Wochen, an dem ich einmal länger schlafen durfte. Doch wie man sich schon denken kann wurde daraus leider nichts.

Um Punkt sieben Uhr wurde ich durch das Geräusch einer neben meinem Bett aufheulenden Kettensäge brutal geweckt. Diese einmalige Gelegenheit nutzten nämlich einige durchtrainierte und enthusiastische Herren, um im Innenhof genau vor meinem Fenster im Erdgeschoss einen Baum zu fällen. Dabei riefen sie sich lautstark Beschimpfungen, Befehle und derbe Witze zu, die ich nicht dadurch anheizen wollte, dass ich im leichten Nachtgewand am Fenster erschien. Mit dem Kissen über dem Kopf hoffte ich also auf das Ende der Operation. Jedes Mal, wenn das Geräusch erstarb, dachte ich dass es nun ausgestanden sei und dämmerte wohlig in die Stille hinein, nur um Sekunden später wieder rücksichtslos von der Kettensäge wachgebrüllt zu werden. Offenbar gab es viele Äste zu kappen.

Der Baum fiel endlich um zehn Uhr auf das Signal meines Weckers hin. Ich begab mich in den Frühstücksraum. Auf die Frage wie ich denn geschlafen habe anwortete ich: “Ganz vorzüglich”, was ja auch bis sieben Uhr durchaus den Tatsachen entsprochen hatte, nachdem ich durch die in drei Nächten gesammelte Erfahrung endlich den Dreh raushatte, wie ich aus dem Hotelkissen und meiner Jacke eine akzeptable Schlafunterlage fabrizieren konnte.

Ich war spät dran zum Frühstück, und die Servicekraft deckte bereits für den Restaurantbetrieb ein. Sie nahm einige Weingläser herunter und platzierte mich vor einer blütenweissen Tischdecke. Zu Tischdecken habe ich ein gestörtes Verhältnis. Sobald ich mich an einen frisch eingedeckten Tisch setze, ist die Tischdecke nach spätestens fünf Minuten völlig versaut. Dabei mache ich gar nichts! Krümel, Tee und Marmeladenkleckse fliegen, jeglichen Gesetzen der Erdanziehungskraft spottend, wie von selbst am Tellerrand vorbei und landen auf dem Tischtuch, so als würden sie magisch davon angezogen.

Hin und wieder werfen Menschen mir Unachtsamkeit und mangelndes Geschick vor, weswegen ich neulich einfach mal überhaupt nichts gemacht habe. Mit den Händen unter der Tischplatte saß ich einfach nur da und starrte auf meinen Teller. Als schließlich jemand den Teller wegnahm, zeichneten sich auf dem Tischtuch deutlich zwei frische Soßenflecken ab.

Category: Essen, Job, Reise Weise | Leave a Comment

Auenland goes Phillipines

Montag, Februar 22nd, 2010 | Author:

Eine Woche mit Io auf Dreh in Hamburg, zwischem exzellentem Hotelfrühstück, belegten Brötchen und Fastfood. Der Schnee liegt in meterhohen Wällen an den Strassenrändern, auf den Nebenstraßen dezimeterdickes Eis mit tiefen Rillen. Auf der Alster kann man herumlaufen, ich würde gerne einen Schneemann bauen, aber meine Stiefel sind schon nass. Als es taut, läuft eine Strasse in der Nähe voller Wasser, die gesamte Nachbarschaft patscht in Gummistiefeln und mit Schaufeln bewaffnet durch die riesige Eispfütze und sucht irgendwo unter den vereisten Schneewällen nach den Abflüssen.

Wir gehen in eine Karaokebar auf dem Kiez, ich blamiere mich fürchterlich mit alten Schnulzen, aber dazu sind Karaokebars ja da. Mein schlimmster Alptraum: Jemand singt meine eigenen Lieder besser als ich. Das Schlimmste daran ist, dass die Wahrscheinlichkeit enorm ist. Io sagt ich soll an Bob Dylan denken, viele seiner Songs sind auch nur durch andere Sänger berühmt geworden.

Die Kinder der Leute bei denen wir drehen sind zuckersüß. Selbst die Männer im Team wollen plötzlich alle Nachwuchs haben. Einzige Unannehmlichkeit: Die lieben Kleinen sind krank und laufen wie kleine Bazillenschleudern hustend und schniefend durch die Gegend, patschen einem ins Gesicht und wollen, dass man ihren Lolli probiert.

Jetzt sind Io und ich fürchterlich erkältet, aber morgen früh geht es direkt um halb sechs weiter auf die Phillipinen. Dort sind es zur Zeit verlockende 31 Grad, allerdings muss man erst eine 2-Tagesreise in schleimhautunfreundlichen Flugzeugen, überklimatisierten Schiffen und rumpelnden Jeeps hinter sich bringen ehe man dort ist. Alle sagen “wie toll!” und wie sehr sie mich beneiden, und ich fühle mich unglaublich undankbar. Doch, ich freue mich sehr, aber meine bescheidene Gage ist für mich kein Bonus, sondern Schmerzensgeld für die Reise.

Ich fühle mich ein bisschen wie Frodo Beutlin, der Hobbit aus Herr der Ringe. Ich sehne mich ständig nach dem Auenland, meinem gemütlichen Heim, regelmäßigen Mahlzeiten, viel Natur und einem berechenbaren Tagesablauf, aber ständig kommen mir dabei irgendwelche Abenteuer und gefährlichen Unternehmungen in den Weg. Aber wie die Bewohner meiner Wahlheimat Rock-City immer sagen (und was auch Galadriel zu Frodo gesagt hätte wenn sie die Elbenkönigin von Rock-City wäre):

Wer weiss wofür et jut is… :-)

Category: Home sweet Home, Reise Weise | 2 Comments