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Küchenträume

Mittwoch, September 02nd, 2009 | Author:

Sechs starke Männer haben im Schweisse ihres Angesichts meine 600 Kilo schwere Waschmaschine ins Dachgeschoss getragen. Wahrscheinlich reden sie die nächsten zwei Monate nicht mehr mit mir.

Io und ich machen Arbeitsteilung: Er baut die Küche auf und schliesst Herd und Spüle an während ich simultan koche – mit Gehörschutz. Da sich unsere Beziehung gestern jährte gab es Feinkost: Feigen mit Schinken als Entree, Garnelen in einer rotweingespritzten Kokosnuss-Ingwer Soße mit Aubergine, Zucchini, Champignons, Zuckerschoten & Möhren, dazu Basmati-Reis, als Nachtisch Tiramisu und ein leckerer Tempranillo – meine neue Lieblingsrebsorte. Interessanterweise hatte ich das koenästhetische Gefühl, das der Gehörschutz meinen Geschmackssinn beim Abschmecken leicht beeinträchtigt hat… trotzdem ist es gut geworden.

Io und ich haben die falsche Arbeitsplatte gekauft. Sie ist hübsch, ohne Frage, und sie war billig. Leider passt sie entgegen unserer Annahme nicht zur Buchenholzfront der Küche, was äußerst ärgerlich ist. Die Küche ist riesig udn wunderschön, aber nun wird die gestalterische Harmonie empfindlich durch diesen Widerspruch gestört, wenn man es bemerkt. Vielleicht bemerkt es ja keiner. Aber tödlich ist allein der Gedanke, dass jemand sich heimlich über unsere geschmacklose Küche lustig machen könnte. Noch schlimmer ist aber die Vorstellung von einem Gastgeber, der sich allererstes für seine Arbeitsplatte entschuldigt und darauf hinweist dass es sich um einen Unfall handelt. Nun, gut es ist unangenehm. Aber wir sind äußerst glücklich. Wenn man bei Kerzenlicht unter der Dachschräge in sitzt und die Sonne an der Skyline untergehen sieht, dann fällt die unpassende Arbeitsplatte sowieso gar nicht auf.

Ja, wir haben großes Glück. Der Garten hinter dem Haus ist heruntergekommen, zugewachsen und zugemüllt. Und doch, ein Traum. Er ist klein, aber liegt zur Südwestseite raus. Es wächst ein Zierwein dort, wilde Erdbeeren um die Treppenstufen, Hagebutten, Himbeeren, ein Fliederstrauch. Drumherum sind kleine Holzzäune, Bäume und noch mehr Gärten. Ein verwunschener Garten. Genauso verwunschen wie das Treppenhaus, dessen schwarzer Stein ohne den ganzen Dreck, Staub und Kippen wahrscheinlich einer Treppe zu Valhalla würdig wäre. Wir sind sehr glücklich.    

Category: Die ersten Tage in God-City, Essen, Home sweet Home | Leave a Comment