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Essen und noch mehr Essen

Montag, Dezember 08th, 2008 | Author:

(sorry, der Artikel hatte sich irgendwie verhakt, jetzt ist er vollständig & fotoisiert!)

Ich weiss, das Thema ist in diesem Blog schon des öfteren angeklungen, aber es muss jetzt wirklich mal auf den Tisch kommen. Das dies geschieht ist zumindest in der westlichen Kultur auch fast unvermeidlich. Es geht um Essen. Nicht die Stadt, selbstverständlich, sondern mein augenblicklicher Lebensinhalt, der sich gerade in einen herrlichen Mango-Bananen Smoothie und einem frischgebackenen Bananenkuchen von Helen manifestiert (wobei das nicht auf den Tisch kommt sondern im Idealfall au Sofa oder Bett genossen wird).

Ich kann es nicht anders sagen, ich bin besorgt ums Essen. Was soll ich bloss tun, wenn ich wieder in Deutschland bin und nicht mehr an jeder Ecke für ein paar Dollar frisches Obst, frischgepresste Säfte, Smoothies und unglaublichste Sandwiches kaufen kann? Vielleicht darf ich hier etwas näher auf die Rezeptur meines momentanen Lieblingssandwiches eingehen: türkisches Fladenbrot mit Avocado, Salat, Tomate, Käse, Truthahn und Johannisbeersoße, $5/€2,50. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Lamm – Doner Kebap Roll mit frischen Kräutern ($6/€3) von Erciyes um die Ecke dem Johannisbeersandwich gerade den Rang abläuft. Zu Erciyes – vermutlich bestes türkisches Restaurant in der südlichen Hemisphäre – zu gehen ist wie nach Hause kommen, was allein an der Sprache liegt, die nach all dem Englisch, Asiatisch und Indisch wie eine vertraute Melodie in meinen Ohren klingt. Leider ist der schwer australische Einschlag im Englisch des launenhaften Chefs kaum zu verdrängen, und ich musste kurz mit einem heftigen Anfall von Empörung ringen, als ich gefragt wurde, ob ich gerne Barbeque-Soße (!) auf meinen Döner (!) hätte. Doch nicht nur hier hat die Esskultur der Australier einen kleinen Hinkefuss, auch sprachlich ist sie, wenn es um türkische Cuisine geht der Deutschen unterlegen, lässt sich doch das schwungvolle und bedeutungsschwere “Döner macht schöner!” nur höchst unelegant ins Englische übersetzen.

Die Esskultur der Australier schliesst dafür zwei Gemüse ein, die wir durchaus kennen und anpflanzen, die allerdings in der deutschen Küche trotzdem unerklärlicherweise kaum vertreten sind: Kürbis und Rote Beete. Kürbis gibt es hier ständig und überall, als Gemüse, als Suppe, im Salat oder auf Pizza, geschmort, gedünstet, gekocht oder gegrillt. Rote Beete auch, überall da wo man sie unterbringen kann, im Salat, auf Sandwiches, Burgern oder in frischgepressten Säften.

Eine besondere Verzückung bietet das frische Obst, das en masse den Weg in meinen Kühlschrank und in meinen Magen findet. Im Grunde ist das ja gesund, doch leider sind zum Beispiel manch dicke sü0e Erdbeeren von knackiger, kühler weisser Schokolade umgeben, was nur in Maßen gesund ist. Doch wie soll man da widerstehen? Gerade werden die Kirschen reif, und der Kilopreis nähert sich stetig fallend der 5-Euro Grenze. Wobei dies immer noch teuer ist. Als freilaufend geborenes Landei hatte ich den Vorzug die süßesten und dicksten Erdbeeren direkt vom Feld mopsen zu koennen, und Kirschen entweder bei einer aufregenden Kletterpartie selbst zu entbaumen oder für drei Mark das Kilo (!) bei kirschgesegneten Nachbarn zu kaufen. Ein Teil der heutigen Kirschpreisproblematik ist wohl auf die besorgniserregende Dezimierung der Bienenpopulationen zurückzuführen, eine Tatsache die leider vielen Menschen entgeht. Wenn ich mal gross bin werd ich Imker! Und Ziegen möchte ich haben, dann kann ich meinen eigenen Ziegenkäse machen! Aber ich schweife ab.

Wenn man über die australische Küche schreibt, kann man Fast Food natürlich nicht völlig unerwähnt lassen. An dieser Stelle darf ich mich vielleicht einmal loben, habe ich mich doch trotz grosser Verführung nur mickrige zwei Mal im letzten halben Jahr im Genuß von Fish & Chips gesuhlt. Eine Gelegenheit davon war letzte Woche auf den Fishmarkets, ein von dreisten Möwen beherrschtes Terrain. Die Sonnenschirme über den Essenden werden hierbei von jeweils ein bis zwei Möwen besetzt und von diesen unter lautem Gekreisch verteidigt, um die Vorherrschaft über den Schirm und die sich darunter befindlichen bald anfallenden Essensreste zu verkünden.
Fastfood hatte ich also kaum bisher, dafür jedoch ungefähr siebentausend Mal thailändisch, indisch und chinesisch. Gerade zerbreche ich mir den Kopf, wie ich überleben soll wenn ich für ein Thaiessen plötzlich doppelt so viel bezahlen muss. In Rock-City gibt es wahrscheinlich nichtmal einen Thailänder! Das verstösst doch gegen die Grundrechte des Menschen!

Zur Linderung meiner Pein horte ich gerade Rezepte: Shepherds Pie, Limetten-Kokosnuss Kuchen, Zucchini-Feta Quiche, Süßkartoffelpfanne mit Pilzen und grünen Bohnen, Pasta mit Baby-Spinach und Scampis in einer Zitronensahnesoße mit Kokosmilch… nur eines lässt mich untröstlich: Thailändisches Curry kann man einfach nicht selber machen.

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Organisatorisches

Montag, Dezember 08th, 2008 | Author:

Vielleicht hat der ein oder andere versucht mir eine SMS an mein deutsches Handy zu schicken, was vergebens ist, weil mein Vertrag bis Januar stillgelegt ist. Ihr könnt mir allerdings gerne an 0061 0424 513675 schreiben!

Leute, wenn ihr aus irgendeinem Grund noch keine Postkarte von mir bekommen habt und findet dass ihr eine bekommen solltet, schreibt mir bitte eure Adresse! Ich schicke auch gerne eine Postkarte an mir unbekannte Leser ;-)

Ich lande am 14. Januar in Frankfurt, und bin vermutlich drei bis vier Tage später wieder in Rock-City, hoffentlich ohne Erkältung und Depression… :-)

Frohlocket, denn es wird eine Bin-wieder-da Party geben!

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Pack die Badehose ein…

Montag, Dezember 08th, 2008 | Author:

Strand, Sonne, Meer. Leider meistens allein, weil alle arbeiten müssen. Man muss sich hier nur in einen Bus oder einen Zug setzen und kommt irgendwo an einem wunderschönen idyllischen kleinen Ort an, wo es Fish & Chips und weisse Sandstrände und Blumen und Palmen gibt. Ich merke immer wieder wie selbstverständlich mir das alles vorkommt, ich wohne hier in Sydney, und so kommt der Urlaubszauber nicht so richtig auf. Aber ich lasse mich davon nicht beirren, gibt es doch noch so viel zu entdecken! Leider bleiben mir nur noch ein paar Tage, zwei, um genau zu sein. Ich fange langsam an meine Sachen zu sortieren. No way das alles in meinen 20 Kilo Koffer zu bekommen! Wie ware es mit drei Umzugskisten voll? Ich könnte eine Kiste zurück nach Hause verschiffen lassen, aber ist mir der Kram den ich schicken würde die 150 Euro tatsächlich wert? Es wird mir schwerfallen mich von meinen drei Handtüchern zu trennen, immerhin haben sie mich hier aufs Treueste begleitet, und die Anhalterbibel “Don’t Panic” sagt schon dass man nie ohne Handtuch reisen sollte! Wenn ich es jetzt so überlege ist eines davon sogar sowas wie mein Lieblingshandtuch, soll ich das wirklich aufgeben nur um ein olles Blüschen oder ein einmaliges Sommerkleidchen mehr mitnehmen zu können? WAAAAAAH!

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Yumcha!

Donnerstag, Dezember 04th, 2008 | Author:

East Ocean Restaurant, Sydney-Chinatown

Sonntag morgen nahm mich Helen mit zu ihrem Geburtstagsessen. Es gab Yumcha. (‘Jamtscha’ gesprochen- ein hervorragender Schlachtruf, wie ich finde…) Yumcha sieht so aus, dass man sich zur Brunchzeit in einem völlig überfüllten Restaurant in Chinatown mit Kind und Kegel anstellt bis man einen Tisch bekommt. Dort lässt man sich dann nieder, bekommt Jasmintee serviert und wartet. Durch den Raum laufen Dutzende von Chinesen, die  Karren voller dampfender Schüsselchen und Bambusdosen vor sich herschieben. Man wartet bis einer vorbei kommt, dieser knödelt  dann irgendetwas Unverständliches, man fragt nach, das Unverständliche wird widerholt und dann einigt man sich am Tisch auf “yes” oder “no”. Wenn man “yes” sagt bekomt man etwas auf den Tisch gestellt und die Tischkarte bekommt einen Stempel.

Wenn man Pech hat bekommt man fritierte Hühnerfüsse oder Fischpampe serviert, wenn man Glück hat Huhn in Sesam-Honigmarinade, chinesischen Brokkoli, gegrillte Aubergine, Teigtaschen in verschiedensten Formen mit Schwein, Rind, Garnelen oder Gemüse gefüllt. So kann man sich stundenlang an Kleinigkeiten delektieren, Dinge probieren und hoffen, dass der Karren mit den Mangopfannkuchen bald vorbei kommt, bis man satt ist. Das Dumme an der Sache ist nur das man bis zum Schluss nicht die geringste Ahnung hat was das Ganze kosten wird. Aber darum geht es beim Yumcha nicht, und der Preis bleibt zwischen 20 und 30 Dollar extrem vertretbar.

Die Mangopfannkuchen kamen leider nicht mehr vorbei, so dass wir uns stattdessen zurück in die Chinatown-Promenade begaben. An einem kleinen Strassen-Fenster bestellten wir mit Vanillecreme gefülltes Fettgebäck, das unter Aufsicht einer hübschen Chinesin von einer fleissigen Maschine vor unseren Augen hergestellt wurde, und entzückend frisch und heiss war.

Alles in Allem eine grossartige Erfahrung, die unbedingt widerholt werden muss bevor ich das Land verlasse!

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WE01 – Beresford Hotel

Donnerstag, Dezember 04th, 2008 | Author:

Ich habe es in den letzten Tagen erfolgreich geschafft mich weitgehend vor der Arbeit zu drücken. So begaben wir uns Samstag nachmittag daran, Helens Geburtstag -hier haben alle im Dezember Geburtstag, einschliesslich drei meiner Mitbewohner, und eine Freundin sagte mir neulich sie kenne keinen ausser mir der im Juli Geburtstag hat. Komisch, ich kenne tausend Leute die im Juli Geburtstag haben. Meine persönliche und wie ich finde sehr einleuchtende Theorie ist, dass Leute im Winter einfach mehr Langeweile haben, zu Hause bleiben und Beschäftigung brauchen, was sich nachhaltig auf die Geburtenzahlen im Sommer auswirkt, der hier nunmal im Dezember stattfindet…Oder, um es kurz zu sagen: Hier wird im Juni gevögelt – Jedenfalls begaben wir uns daran Helens Geburtstag im schnieken Beresford Hotel zu feiern.

Das “Hotel” im Namen hat dabei nichts zu heissen, der letzte schäbige Pub hier heisst “Hotel”, vermutlich ein Überbleibsel aus Zeiten wo es sich dabei tatsächlich noch um Gasthäuser handelte. Manche bieten allerdings immer noch Zimmer an, und in den meisten Fälllen kann man dort ein günstiges Essen bekommen. Wenn man denn will. Standard: Steak with mashed potatoes & veggies. Veggies sind Vegetables. Die Australier sind grundsätzlich sprachfaul und kürzen alles ab was sich nicht wehrt. So heisst Footballgame schlicht und einfach “Footie”, Breakfast “Brekkie” (ich hab als Kind mal Brekkies gegessen, war gar nicht so schlecht ;-) ), Australian “Aussie” und selbst der Name des eigenen Landes wird von Australia auf ein geknödeltes “’strahya” abgekürzt.

Am Beresford Hotel gibt es aber nichts zu kürzen, ich habe Munkeleien gehört dass die Entwicklungskosten für den Laden um die 25 Milliionen Dollar betrugen, was man schon gerne glaubt wenn man allein die Toiletten sieht, die man gut und gerne als Club umfunktionieren könnte. Die Getränkepreise sind auch alles andere als kurz, dafür besteht das Serivicepersonal aus Halbgöttern, die Cocktails sind reines Ambrosia und das Licht ist so designed dass wirklich jeder unglaublich gut aussieht. Eine schöne Art, einen Samstagnachmittag zu verbringen.

(Für Leute die sich nicht mit Filemanagement herumschlagen müssen: Das WE01 steht für Wochenende Teil 01, wobei die 0 vor der 1 wichtig ist falls es einen 10., 11. oder anderweitig zweistelligen Teil geben sollte, was unwahrscheinlich ist, aber der Form halber trotzdem so sein muss damit die Namesgebung einheitlich bleibt. #-)

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So ein Tag…

Mittwoch, November 26th, 2008 | Author:

Kühl, aprilmässig, seit Wochen. Ich wünschte das Wetter würde sich entscheiden, und ich könnte mich ENTWEDER an Winter ODER Sommer gewöhnen.

Zudem ist heute so ein Tag. Es gibt Tage, da schaut man aus dem Fenster und es fällt einem nichts ein, ausser dass es Tage gibt an denen man aus dem Fenster schaut und einem nichts einfällt. Das hier ist nicht so ein Tag. Dies ist ein Tag zum weinen und verzweifeln, ein Tag an dem ich feststelle dass ich möglicherweise 30% Steuern zahlen muss und statt unverschämten 20 Dollar die Stunde nur noch 14 verdiene, dass mein Hintern vom sitzen wehtut, dass ungefähr siebentausend Dokumente ausgefüllt und irgendwo hingeschickt werden müssen, wozu aber keine Zeit bleibt, und es viel mehr Spass macht Moe’s Fussballmannschaft zu unterstützen (wir haben 8:1 gewonnen und ich habe massgeblich zu Torchancen beigetragen), Opossums in Mülltonnen zu beobachten und die Küste entlang zu schlendern als zu arbeiten.

Das ist nämlich was ich quasi ununterbrochen mache, mir den Arsch abarbeiten (fuck! 30 % Steuern!!!), essen, schlafen und zählen. Ich zähle die Tage. Noch dreizehn Tage bis ich nach fünf langen Monaten endlich meinen Liebsten wiedersehe. Noch vierzehn Tage bis ich meine kleine Familie hier verlasse um auf Reisen zu gehen. Noch sieben Wochen bis ich endlich wieder zu Hause bin, bei meiner Familie und all meinen Freunden, die ich höllisch vermisse. Ich vergesse oft dass ich in einer fremden Sprache spreche, und trotzdem fehlt mir etwas.

Aber wie soll ich diese Stadt verlassen, wo man Takeaway für zwei fuffzig bekommt, wo Express-Busse (limited stops!) nach Avalon fahren und die Häuser von britischer Schnuckeligkeit sind, wo es mehr Konzerte in der Woche als Bushaltestellen gibt, wo alle Leute sich mit “Kumpel” ansprechen, wo überall Palmen und wuchtige alte Bäume stehen, wo man eine einstündige Massage für ein paar Dollar bekommt, in zehn Minuten am Strand ist (na gut, ok, in 20 Minuten) und überhaupt alles was man sich wünschen könnte weniger als eine Stunde entfernt ist?

Ich weiss nicht. Moe sagt dass nur zwei Dinge im Leben sicher sind: Der Tod und die Steuer. Vielleicht sollte ich aufs Geld pfeifen und die letzten Tage hier ein bisschen auskosten, meinen Kram regeln und so viel ausspannen wie ich kann bevor es auf die grosse Reise geht!

Die grosse Reise fängt am 10. Dezember an. Wir fliegen zum Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, und machen eine dreitägige Outbacktour. Nach Darwin können mich die extremen Temperaturen hoffentlich nicht mehr schocken. Mit einem Camper fahren wir dann neun Tage lang die Südküste entlang zurück nach Sydney, wo wir über Weihnachten bleiben. Nicole hat uns zu ihrer Familie eingeladen, was süß ist, aber fünf Kinder involviert… Letztes Highlight ist zwei Wochen Tasmanien und dann am 10. Januar meine Abschiedsparty.

Ich glaub ich muss meine Mama anrufen.

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Eckat gib ma ne Dichtung rüba

Dienstag, November 25th, 2008 | Author:

Folgende Dichtung ist eine temporäre Version eines sich seit zwei Jahren in Arbeit befindenden Werkes, welches mehrere Titel hat und mehreren Personen gewidmet ist und überhaupt noch nicht genau weiss was es mal werden will, mir aber doch sehr am Herzen liegt und durchaus noch wachsen will:

Wiegenlied

Der Himmel ist uns irgendwann mal
auf den Kopf gefallen.
„Es regnet wieder.“ Haben sie gesagt.
Stücke haben uns am Kopf getroffen.
„Welch ein Hagel!“ haben sie geklagt.
Die Fluten, die dich von mir fortgerissen,
Spülen jetzt noch sanft um meinen Fuß
Sie bringen hin und wieder mir ein Haar von dir.
Ich sammle Himmelsstücke, so zum Trost.

Die alte Kneipe hat noch immer auf,
in jener Gasse wo
von drei Laternen nur noch eine geht,
und jeden Abend um halb sieben
der alte Mann mit seinem Sack voll Steinen steht,
aus dem er jedem einen gibt
dem es zu leicht ums Herz ist.
Die Pflastersteine schweigen in der Dämmerung,
und alle Spuren die wir hinterliessen
hat morgens pfeifend jemand weggekehrt.

Der Wirt erinnert sich nicht mehr,
seit ihn neulich dieses Hagelkorn erwischte
und jeglicher Beweis dass wir je hier warn fehlt.
Und doch, auch wenn der Mond
der dunkle breite volle
Jetzt träge auf dem Grund des Flusses liegt,
von Sand und einem Damenfahrrad halb begraben,
so singt er immer noch sein Wiegenlied.

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Ihr Kinderlein kommet…

Sonntag, November 23rd, 2008 | Author:

Es weihnachtet sehr. Menschen trage kurze Kleidung und die Supermärkte sind voll amerikanischster Weihnachtsdekoration. Weihnachten isst man hier Fisch und anderes Meeresgetier, weil es angeblich zu warm für Braten ist. Das mit der Sommerhitze halte ich aber für ein Gerücht. Ja, vor ein paar Tagen war es mal zwei Tage heiss. Den Rest der letzten zwei Wochen hat es geregnet und war es kalt. So auch dieses Wochenende, an dem Nicole mich mit zur Central Coast nahm, wo sie herkommt. Leider hatten wir auf etwas besseres Wetter gehofft, und ich hatte Nicole geglaubt dass es trotz Regen auf jeden Fall warm sein würde. Leider war das nicht der Fall und ich fror mir zwei Tage lang rund um die Uhr den ab.

Trotzdem war es schön. Wir liefen stundenlang durch den Regen, einen Klippenpfad entlang, an dessen Rand im Busch schwarzverkohlte Bäume zwischen tausender schneeweissen Blumen hervorragten. Nach rechts sah man aufs weitoffene Meer, das in nebligen Dunst verschwand. Schroffe Schönheit und in Hauch düstere Mystik. An einer Felsküste beobachteten wir Pelikane und die schäumende Gischt, die meterhoch an den Klippen emporspritzt, und das Wasser, das durch die Löcher im Gestein gespült wird und über die Steine flutet. Aber ich will euch nicht mit Landschaftsbeschreibungen langweilen.

Eigentlich wollte ich mich beschweren, denn der Rest des Wochenendes war ein ziemliches Disaster. Dabei schien es Samstag noch recht vielversprechend anzufangen. Mein Chef nahm es gefasst hin, dass ich (kleine Notlüge miteingeschlossen) nicht dableibe, sondern zurück nach Deutschland gehe. Tapfer quälte ich mich durch drei weitere Fotoshootings mit Kleinkindern, die bespasst werden wollen, kreischen und weinen, Bälle werfen und zu der Kinder-CD herumhüpfen die ich schon das achte Mal diese Woche auf voller Lautstärke gehört habe. Dazu kommen die Eltern, die bei Laune gehalten werden müssen und sich nach einer zweistündigen Stresstortur noch in einem aufwendigen Auswahlprozess mit ungeschultem Verkauspersonal (Fotografen sind einfach keine Businessleute, und Cheffrauen immer zu geldgierig) für Fotos entscheiden müssen bei denen der kleinstmögliche Print 150 $ kostet.

Das kostet Nerven. Mit Freude sah ich dementsprechend einem entspannten Weiberabend an der Centralcoast mit Nicoles Freundin Shae entgegen, der viel gutes Essen und Wein beinhalten sollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht vorhergesehen dass Shaes hyperaktiver vierjähriger Sohn keinen Babysitter hatte, sondern aktiver, sehr lauter Teil unseres Abends sein würde. Der Kleine jellte alles was ihm einfiel (und das war eine Menge) in trommelfellzerfetzender Lautstärke heraus, und schon nach zwei Minuten im Auto betete ich, dass dies schnell ein Ende finden möge. Insbesondere hatte er sich den fruchtlosen Befehlston seiner Mutter angeeignet und gab seinen Wünschen laustark und von einem “NOW!” begleitet Ausdruck. Einzig wirksames Erziehungsmittel schienen gefakte Telefonanrufe der Mutter an die Polizei und Oma zu sein.

Verkaterte Mama und Kind hatten am nächsten Morgen Cornflakes zum Frühstück und mir war kotzeschlecht vor Hunger als wir nach elend langer Vorbereitung, Duschen, Anzieherei und Rumfahrerei in einem Cafe auch endlich etwas zwischen die Zähne bekamen.
Ich war heilfroh danach Mama und Kind zu verlassen, und war beruhigt das Nicoles kleine Nichte, die wir mit auf unsere Tour nahmen, ein ruhiges, nettes Kind ist. Ich war auch froh endlich im Zug zu sitzen, wo die anwesenden Kinder nicht zwei Stunden lang direkt in mein Ohr schrien, sondern ein paar Sitze weiter. Am allerfrohesten war ich aber als wir wieder in Sydney waren.

Meistens machen einen die Eltern und ihr Verhalten noch wütender als die Kinder. Unzählbare Male habe ich in den letzten zwei Wochen gedacht: “never!”. Aber was die ganze Situation vertrackt macht ist der andere Gedanke, dass man es selbst besser machen könnte, und wenn man all die wundervollen Familienfotos sieht, aus denen einen lachende Eltern (mit tiefen Augenringen die ich aber ja wegretuschiere) und süßeste Kinderlein anschauen, bekommt man doch manchmal ein oder zwei Sekunden lang Hormonwallungen…

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Ausfluk

Dienstag, November 18th, 2008 | Author:

Heute habe ich einen Ausfluk gemacht. Nachdem ich gestern meinen ersten freien Tag seit einer Woche in Selbstmtleid verbracht hatte, beschloss ich heute, mal eine Ecke Sydneys zu erkunden in er ich noch nicht gewesen bin. Das ist nicht sehr schwer, denn Sydney ist so gross dass man sein Lebtag braucht um alles zu sehen.

Zuerst stattete ich jedoch der deutschen Botschaft einen kleinen Besuch ab, zwecks Übersetzung meines Führerscheins. Die Gebühren werden geschickterweise nicht in Dollar berechnet, sondern in Euro, der Lappen kostet 30€ im aktuellen Wechselkurs, also fast 60$. Autsch. Aber ich tröste mich, man kann ja nicht immer vom Kurs profitieren. Von der Repräsentation unseres Landes, die sich zunächst auf einen kleinen, in typisch deutschem, zeitlos ockerbeigegrauen Amtdesign eingerichteten Warteraum beschränkt, war ich alles andere als begeistert. Dies lag nicht nur an der allgemeinen Einrichtung, sondern auch im besonderen an dem überdimensionalen Bild welches in besagtem Warteraum hing, und dessen Kompositions und dominierendes Muster nur mit allergrösster Mühe NICHT als Hakenkreuz gedeutet werden konnte. Vielleicht verleumde ich gerade grosse Kunst, vielleicht bin ich auch paranoid, aber diese Art von Assoziationen will man doch gerade im Ausland vermieden wissen. Jedenfalls darf ich jetzt überall in Australien Auto fahren… (rechts ist da wo der Daumen links ist, oder wie war das?)

Davon abgesehen dass ich schon bis dahin so viele Busse und Züge verpasst habe und soviel schief ging dass ich mir zum Trost ein Milky Way kaufen musste (was sich ärgerlicherweise nicht als normales Milky Way herausstellte, sondern irgendeine komische Schokokaramell-Mischung) war es ein grossartiger Tag. Ich verbrachte Stunden damit die Südspitze der Sydneyer Bucht zu erobern, blütenüberwucherte und von Bäumen überschattete Felspfade entlang zu wandern, die an hübschen weissen Stränden mit blauen Wellen und kleinen Fischerhäfen vorbeiführten. Am Shark Bay kaufte ich mir ein frischgetoastetes Sandwich und setzte mich neben einen Landschaftsmaler an den Strand. Es war ziemlich windig, und überall balgten sich die weissen Möwen. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Meeridylle in der Schlussszene von Loriots “Papa Ante Portas”.

An manchen Stellen ging es über normale Straßen, an denen moderne Villen wie kleine Festungen mit perfektem Design und Hochsicherheitstoren residierten. Hier müssen Sydneys Stars und Millionäre wohnen. Am äussersten Ende der Südspitze gibt es keine Strassen mehr, nur noch Pfade, und am Ende steht ein kleiner, rotweisser Leuchtturm oberhalb der Klippen, an die unten tosend die Wellen krachen. Als ich dort ankam war meine Speicherkarte bereits voll und meine Beine taub vor Müdigkeit. Aber es half alles nichts, zurück in den Ort musste ich ja doch. Und was gibt es Besseres, wenn der Wind den ganzen Tag an einem gezerrt hat, die Sonne einen verbrannt hat und die Muskeln erschöpft sind als ein kühles Bier in Watsons Bay? Richtig, nichts.

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Heimatschreibweh

Dienstag, November 18th, 2008 | Author:

Habe ich erwähnt, dass ich ein Paket bekommen habe? Nein, das ist gelogen, ich habe sogar ZWEI Pakete bekommen, und dazu noch am selben Tag! (Das war allerdings noch bevor ich in Selbstmitleid versunken bin). Ein Paket enthielt allerlei Zeugs, das garstige Mitmenschen mir geschickt haben um mir die Tränen in die Augen zu treiben und mich zu lauten Rührungsschluchzern (das liebe ich an der deutschen Sprache, man darf einfach Worte zusammen fügen die Sinn ergeben, nicht so wie bei diesen englischen Separatisten) zu bringen. Unter anderem Briefe mit Herzchen drauf, ein Frühstücksbrettchen mit einer Abbildung des Kölner Doms wie er gerade von UFOs umringt wird und ein Schlüsselanhänger fett mit dem Wort “Heimweh” bestickt…

Das zweite Paket enthielt ein Buch, “Ensel & Krete” von Hildegunst von Mythenmetz, übersetzt aus dem Zamonischen von Walter Moers, liebevoll mit allerlei kleinem Geschreibsel versehen. Und wie ich mir so fasziniert die mir bereits vertraute Karte von Zamonien anschaue, wo Atlantis liegt, die süße Wüste, die Finsterberge, Wolpertingen und was es sonst noch so gibt, da fällt mein Auge plötzlich auf einen kleinen Kontinent ganz unten rechts, der mir noch vetrauter ist als die übrigen Landstriche… Es dauert ein verwirrtes Kopfkratzen bis ich kapiere was denn “Australien” auf der zamonischen Landkarte macht, und dass es von den edlen Buchspendern handgemalt als individuelle Dekoration hinzugefügt wurde.

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