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Latente Hyperthyrose

Donnerstag, April 30th, 2009 | Author:

Nachdem ich mich tagelang fürchterlich darüber aufgeregt hatte wie andere Leute sich jeden Tag mit Fleisch und Kroketten vollstopfen und 200 Zigaretten in der Woche rauchen können ohne dass es ihnen sichtlich schlechter geht als mir, bin ich mal zum Arzt gegangen. Und TADA! meine Blutwerte bestätigen meinen gesunden Lebenswandel:

“Eisen, Elektrolyte blabla… super! Cholesterin… perfekt! Leberwerte sind auch toll! Rote und Weisse Blutkörperchen… grandios. Also Frau S., ihre Blutwerte könnten nicht besser sein. Allerdings … weisen ihre Hormonwerte auf eine latente Hyperthyrose hin…also eine Schilddrüsenunterfunktion.”

:-) Lassen wir Funny van Dannen zu Wort kommen:

“Ich saß oft in der Schule und fühlte mich völlig schlapp.
Und weil ich selbst nicht denken konnte schrieb ich eben ab.
Ich war immer so antriebsschwach, als kleiner Junge schon.
Heute weiß ich endlich den Grund: Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion

Wenn wir Fußball spielten, musste ich immer ins Tor.
Und meistens war es so, dass meine Mannschaft verlor.
Und soll ich euch mal was sagen? Es war mir scheißegal.
Denn bei Schilddrüsenunterfunktion ist das total normal.

Ich ging in den Musikverein: Ich lernte Klarinette.
Doch nicht so lange wie mein Lehrer das gern gesehen hätte.
Ich machte auch kein Abitur. Ich war kein guter Sohn.
Jetzt wissen wir alle warum: Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion

Dann kam die Zeit da hat mich Jesus inspiriert.
Franz von Asisi hat mich zu Lyrik inspiriert.
Ich floh vor dem Alltag in die Welt der Religion.
Ich fühlte Gott in mir, doch es war Schilddrüsenunterfunktion.

Ich kam mit der ganzen Gesellschaft nicht klar, ich fand sie ungerecht.
Ich war für Sozialismus, Anarchie fand ich auch nicht schlecht.
Ich hatte sogar Sympathien für Umsturz und Revolution.
Und was war es wirklich? Schilddrüsenunterfunktion.

Ich habe geheiratet: Eine sensible Brünette
mit einer tollen Aura. Sie hieß Ulrike-Anette.
Wir durchquerten das Universum mit Tarot und Meditation.
Ich hielt es für Liebe, doch es war Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion

Alles war so mühsam. Ich fühlte mich oft so leer.
Nichts ging ohne Probleme. Alles fiel mir so schwer.
Sogar der Sex: Kaum war ich drin, da kam ich auch schon.
Jetzt weiß ich warum: Schilddrüsenunterfunktion.

Und immer die Unzufriedenheit, schlechte Laune, Schmerzen:
Magendrücken, Leistengegend, sogar am Herzen.
Ich dachte an Rinderwahnsinn, an Ganzjahresdepression.
Doch die Blutwerte zeigten: Schilddrüsenunterfunktion.

Jetzt hab ich Tabletten, die nehm ich morgens ein:
Bald werde ich so normal wie alle anderen sein.
Dann schreib ich endlich einen Roman den Titel hab ich schon.
Doch ich verrate ihn nicht: …

…”

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Wenn Schnitten alt werden…

Mittwoch, April 29th, 2009 | Author:

Jeder kennt das: den Blick hinter die dicken Glasscheiben der Kühltheke, wo einstmals frische, knackige Salatblätter, sahnige Käsescheiben und saftige Kuchenstücke nun traurig, trocken, schlaff und leblos vor sich hingammeln. Aus einst hinreissend appetitlichen Schnitten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, hat die Zeit erbarmungswürdige, alternde Trosthappen gemacht.

Ja, wenn Schnitten alt werden ist das ein bisschen traurig. Erst neulich traf ich vor dem Bäcker meines Vertrauens den Traum meiner schlaflosen Teenagernächte. Vor zehn Jahren war ich zu jung und er zu cool und schön, und nun ging er an mir vorbei wie ein gefallener Gott, mit weichendem Haaransatz, aufgeweichten Gesichtszügen, formloser Figur und ohne den einstigen stechenden Blick der sämtliche Mädchenherzen hatte höherschlagen lassen. Entthrohnt, menschlich, weckte dieser Anblick eine gewisse Nostalgie in mir, die ein klein wenig wehmütig auf die überzogenen Ideale der Jugend zurückblickte.

Es ist eine ganz bestimmte weibliche Melancholie, die wir empfinden wenn wir die Götter unserer Jungmädchenträume nun in der schnöden Realität vor uns sehen, einerseits wehmütig ob der vergangenen Perfektion, andererseits in zufriedener Einheit mit der Wirklichkeit, die uns ja dann schliesslich doch nichts Elementares verwehrt hat…

Was die Zeit aus Männern macht… da hört man viele Leute sagen dass Männer beständiger altern und länger schön bleiben – dies gilt aber nur wenn man den drastischen Verfall in den Dreissigern nicht mitzählt! Es geht nicht darum die Männerwelt zu kränken oder schlecht dastehen zu lassen, vielmehr ist es notwendig die Bedeutung dieser Metamorphose zu erkennen.

Es gibt eine idealistische Zeit in der Jugend, in der man glaubt dass die langen, kraftvollen und voluminösen Haare gottgleicher junger Musikerschnitten so unvergänglich und ewig sind wie das Universum selbst. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt setzt bei fast allen langhaarigen Männern eine mythologische, quasi Samson-ähnliche Selbstentmachtung ein, wobei die Haare abgeschnitten und der Halbgott seiner Kraft beraubt wird.

Mein Freund spielte einmal in einer Metalband, das ist zehn Jahre her. Seine Bandmitglieder haben alle Bierbäuche, kurze Haare und Doppelkinne. Einmal bekam ich ein altes Fotoalbum in die Hand. In den Schwarzweissbildern wurde plötzlich eine Vergangenheit lebendig, die einem voll sexueller Energie, Macht und Musik entgegensprang…allein der Anblick wehender (ein Drittel des Bildteils einnehmender) langer Haare, gemeisselter Körper und Gesichtszüge voller Tiefe und Schönheit könnten jede Siebzehnjährige in Ohnmacht fallen lassen, was wohl damals auch passiert ist. Was zwischen Damals und Jetzt passiert ist, erscheint dagegen fast unbegreiflich.

Nur meine erste große Liebe sieht noch genauso aus wie früher, die Haare länger und gepflegter als je zuvor. Als wir uns neulich trafen, schien es als hätte sich nichts verändert. Und genau das war das eigentlich Gruselige. Er raucht immer noch 200 Zigaretten in der Woche, ernährt sich ausschliesslich von Tiefkühlprodukten und arbeitet in derselben Kneipe wie früher. Aber was wird aus ihm in zwanzig Jahren?

Der Leichtsinn der Halbgötter hat etwas Verruchtes, aber jede Hybris rächt sich schliesslich und man kann nicht ungestraft jahrelang Drogen nehmen und Mädchenherzen brechen. Vielleicht muss dieser erste Schritt, der erste Verfall, die mythologische Entmachtung, stattfinden um ein späteres Altern in Würde überhaupt zu ermöglichen, und die wahre, echte und vor allem selbstverdiente (nicht von der Jugend mit diabolischer Hinterlist verschenkte) Schönheit kommt erst dann zum Vorschein…

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Müll

Mittwoch, April 15th, 2009 | Author:

Um bei uns den Müll hinunterzubringen muss man zwei Stockwerke hinunterlaufen, aus der Haustüre raus, ein Stück die Straße entlang, das Hoftor aufschliessen, und dann zum anderen Ende des Hofes gehen. Dies tut man meist beladen mit einem großen gelben Sack, zwei kleinen Restmüllsäcken, einem etwas größeren, stinkenden, triefenden und kontaminierten Biomüllsack und einer dicken Tüte Altpapier.

Dumm ist nur, wenn man wie ich den Schlüssel zum Hoftor vergisst… Glücklicherweise kam gerade eines von diesen gutbürgerlichen Pärchen die über uns wohnen herunter, um einen Kuchenplatten- und einen Vasenkarton zum Altpapier zu bringen. Unglücklicherweise hatten die ebenfalls ihren Schlüssel vergessen, so dass er nochmal hochlief und ich mit ihr unten stehenblieb. Sie zwei Kartönchen in der Hand, ausgehfertig, ich mit einem triefenden Müllberg in Schlabberklamotten.

Peinlich berührt standen wir schweigend da und ich überlegte, ob es wohl dieses Pärchen war, das zum großen Ärger unserer Stasi-Mülldurchsuch-Balkonbeobachter-Hausverwalter Milchtüten ins Altpapier warf. Aber das war wohl eher unwahrscheinlich, die Hausverwalter haben sowieso die islamische Familie von unten im Verdacht, die ihre Kinder fröhlich durch den Flur kreischen lassen, mit herrlichsten Kochdüsten den Flur verpesten und eh kein richtiges Deutsch können…

Schliesslich kam er wieder und schloss das Hoftor auf, und als ich im Müllraum ankam wurde ich durch folgendes Kunstwerk erheitert:

Category: Fast Wichtiges, Home sweet Home | 2 Comments

Akademik

Dienstag, April 07th, 2009 | Author:

Ich suche gerade Material für meine Bachelorarbeit, und dabei entdeckte ich folgendes Werk, das ich einfach mal unkommentiert lassen möchte:

Eine Untersuchung zur Bedeutung der Erdnuss in der amerikanischen Kultur und im Comic.

C Brösenhuber – 2003 – Johannes Gutenberg-Universität Mainz, DEUTSCHLAND

Category: UNI (nteressant) | 2 Comments

Katertag

Freitag, April 03rd, 2009 | Author:

Diese kleine alte Geschichte habe ich mal für einen Poetry Slam geschrieben an dem ich nie teilgenommen habe… Ich wollte sie euch nicht vorenthalten, obwohl man sie eigentlich Sonntags lesen muss. Oh ja, before ich es vergesse: Kategorie M, recommended for mature audiences only.

Katertag
Heute ist Katertag. Der heiligste aller Feiertage. Da dulde ich keine Störung. Von niemandem. Katertag ist fast immer Sonntag. Vermutlich einer dieser heidnischen Bräuche, den die Kirche irgendwann christianisiert hat, weil er sich nicht abschaffen ließ. Selbst den christlichsten Wikinger kann man nicht von seinen Opfertrünken abhalten. Saufen ist irgendwie doch eine Tugend, zumindest war es das bei den Wikingern bestimmt. Die Christen haben den Katertag der Wikinger dann zu Buß- und Bettag gemacht, das weiß heut nur keiner mehr. Vor allem das Büßen ist von höchster Priorität. Die Tradition des Katertages ist fast so alt wie Menschheitsgeschichte selbst, ein Initiationsritual, das durch Leid und Schmerz zu neuen Einsichten führen soll. Oder so.
Ich hab heute Katertag. Mein Körper ist völlig taub, die Blase drückt mir aufs Gehirn, und meine Augen weigern sich, sich zu öffnen und dem Tag ins Gesicht zu blicken. Ich versuche es, aber ich bin blind, blinzle durch zwei zusammengepappte Schlitze. Im Geiste höre ich meinen alten Kumpel Manni väterlich und mitfühlend fragen: „Na, Augen noch ganz verklebt?“ Jaa…“Na, musste dich schneller wegdrehen, passiert sowas nicht…“ Etwas Schmieriges schmiegt sich an meine Wange. Oh mein Gott, was….ich bin doch allein, oder? …Meine Hände tasten sich an meinem verquollenen Gesicht vorbei über das Bettlaken. Der Übeltäter ist nicht männlich, sondern eine einsame Bratkartoffel, die, letzte Nacht übersehen und verschmäht, nur ein wenig Nähe suchte, und noch herrlich nach Knoblauch und Maggi duftet. Großzügig stecke ich sie mir in den Mund. Jetzt ist auch egal. Dort trifft sie den Iltis und den Thunfisch, die sich dort unhöflicherweise gepaart haben. Mein Mund ist eine Opiumhöhle. Fickende Viehcher, die ihre üblen Balzdünste absondern, kleine Pelzgnome, die Nachts kommen und es sich auf der Zunge bequem machen, eine einsame Bratkartoffel, die ich nur aus Mitleid eingeladen habe, die aber ohne zu fragen gleich noch ein paar flotte Flusen mitbringen muss…
Ich greife nach der Wasserflasche. Das Gute alte Mephisto. Das hatten die alten Wikinger nicht. Genau so wenig wie Aspirin. Aber Katerkopfweh ist Ehrenkopfweh. Weicheier, die bei einem Kater Aspirin schlucken, verdienen kein einziges Bier. Ich leide ehrlich, wie die alten Wikinger und die Christen bei ihrem Buß- und Bettag.
Im Gegensatz zum Buß- und Bettag kann der Katertag bedenkenlos und nach Bedarf von Personen ab 18 bzw., 21 Jahren mehrmals im Jahr durchgeführt werden. Die reinigende Wirkung auf Körper und Seele läßt allerdings bei häufiger Anwendung leider nach. Heutzutage gibt es zum Glück kleine Zahlen auf den Flaschen, die einem sagen, wie viel man büßen wird. Bier hat ungefähr 4,5 Bußeinheiten, wobei es da Unterschiede gibt. Kölsch hat zum Beispiel 4,2 , Grimbergen dagegen 7,9. Ich habe Ron getrunken. Spanischer Likör. 56 Bußeinheiten. Aber ich werde gar nicht erst anfangen, über den gestrigen Abend nachzudenken. Jeder weiss, was einen nach einem solchen Abend quält. Nicht nachdenken. Es quält mich trotzdem. Ich hab wieder gesungen. Das Lied mit dem Haar in der Spargelcremesuppe. Immerhin bin ich angezogen geblieben, oder? Man wird mir verzeihen, hoffe ich.
Ich wanke zum Klo. Starre in den Spiegel. Ein Zeittor hat sich geöffnet, mir gegenüber steht ein Wikinger. Ich weigere mich, ihn zu waschen, aber ich bin ihm gern beim Pinkeln behilflich. Als mir der warme Strahl am Bein herunterläuft, wundere ich mich, warum der Wikinger nicht im Stehen pissen kann. Kerle. Ich setze mich. Meine Psychiotherapeutin hat mir geraten, an meinen Identitätsproblemen zu arbeiten. Gekotzt hab ich wohl auch, stelle ich fest, als ich die angetrockneten Reste auf dem Spülkasten mit unpersönlicher Distanz begutachte. Es klingelt das Telefon. Der Ton bohrt sich schrill in meinen Kopf, ein Vorschlaghammer dröhnt mit dem fröhlichen, pulsierenden Rhythmus eines irischen Volksliedes in meinem Schädel. Ich falle rückwärts vom Klo und krieche in den Flur. Ich muss rangehen, bevor mein Kopf platzt. Meine Augen treten hervor, meine Adern schwellen dick an, gleich werde ich sterben, von einem Telefon zu Tode gemartet. Das hätten sich die alten Chinesen mal statt ihrer Wasserfolter einfallen lassen können. Meine Schwester brüllt ins Telefon, hysterisch. Oh mein Gott, es muss was passiert sein.
„Ähhhhhhh…“ Es ist der erste Laut, den ich heute von mir gebe, und ich fühle mich, als hätte mich eine Urkreatur gerade erst in die Welt gekotzt.
Sie kreischt, ihre Stimme schraubt sich immer höher. Ich höre nur Wortfetzen, es geht um Muttern, und es ist dringend.
„W…w…was is passiert?“ presse ich in den Hörer.
„Nichts ist passiert, aber wir müssen uns langsam mal darum kümmern, dass…“
„Äh Saskia…es ist halb elf morgens.“
Da ist doch mal alles klar bei dem Satz, oder?
„Oh hab ich dich geweckt?“
„Äh, nein aber…“
„Ja, was hältst du denn von der Idee?“
„Ich halte grad das Telefon, und damit bin ich schon völlig überfordert.“
„Das ist übermorgen, vielleicht sollten wir uns langsam mal was überlegen?“
„Ähm du, ich glaub ich hab grad einen Wasserrohrbruch…“
„WAAAAS?“
Ich werde sterben, und das am Telefon. Sie ist eine e-Gitarre mit Rückkopplung, eine sorgenvolle e-Gitarre.
„Nein, ich glaub es ist doch kein Wasserrohrbruch, hab mich vertan. Du, ich hab jetzt echt keine Zeit…ich…“ (Bitte, leg auf, ich tu auch alles was du willst!)
„Bitte? Ich reiß mir hier alles auf um das auf die Reihe zu kriegen und du?“ Bitte nein, heul jetzt nicht, bitte! Ich liebe dich Schwesterherz, es wird alles wieder gut, aber wein jetzt nicht. Sie tut es.
„Na wenn dir der Geburtstag von Mama so egal ist…“
Sie legt auf.
Odin, sei meiner Seele gnädig. Nie wieder Alkohol. Mehr Mephisto. Die Reue erklimmt jede Stufe meines Magens mit intensiver Besonnenheit, bis sie den Gipfel meiner Nervenenden erreicht hat. Frische Luft. Ich muss die Fenster aufmachen. Aber vorher die Rolladen hoch. Nur mit Sonnenbrille bewaffnet. Ich ziehe die grauen Leisten drei Schlitze auseinander und werde vom tödlichen, vampirvernichtenden Strahl der Sonntagmorgensonne mitten ins Gesicht getroffen.. Zu gefährlich da draußen. Lieber nicht weiter öffnen. Büßen lässt es sich eh am besten vor dem Fernseher. Hatten die Wikinger auch nicht.
Ich schlafe auf der Fernbedienung ein. Als ich aufwache, läuft QVC, und ich habe das dringende Bedürfnis, den Kenhom-Wok zu kaufen. Der hat eine tolle Teflonbeschichtung, und es gibt sogar Messer dazu. Die mit der besonders scharfen Klinge, mit der man so lange Tomaten schneiden kann, bis die Welt untergeht, ohne dass sie stumpf werden. Ich greife nach dem Telefon und wähle. Das könnte den Tag noch retten. Lieber chinesisch und gesund ernähren als mit spanischem Likör zu büßen. Genau das Richtige. Das ist es, was ich brauche. Ich brauche es wirklich! Grade läuft was über Schmuck, aber die eingeblendete Nummer wird ja wohl die selbe sein. Es klingelt an der Tür. Gleich, ja gleich. Eine hübsche Melodie erklingt am Telefon. Mein Kopf tut schon gar nicht mehr so weh. Ich schlurfe zur Tür, den Hörer zwischen Kopf und Schulter eingeklemmt. Draußen steht Manni in Wikingergewandung.
„QVC, Braun ist mein Name, was kann ich für sie tun?“
Ich starre Manni an. Manni starrt mich an.
„Ähm, ich würde gerne den Kenhom-Wok bestellen…und angstvoll setze ich hinzu: da sind doch auch Messer bei, oder?“
„Wer hat denn dir ins Hirn geschissen?“
brüllt Manni und reißt mir den Hörer weg.
Er knallt die Türe hinter sich zu und wirft den Hörer gegen die Wand.
„Und überhaupt, rasier dich mal, wie siehst du denn aus?“
Er hält die halbvolle Flasche mit dem Ron hoch.
„Die machen wir noch leer, oder? Aber deinen haarigen Bierbauch kannste diesmal eingepackt lassen.“
Wieso sollte ich Identitätsprobleme haben? Nie wieder Alkohol, denke ich. Aber die machen wir noch leer.

Category: Fast Wichtiges, Gekünsteltes | 5 Comments

Stille

Mittwoch, April 01st, 2009 | Author:

Stille. In meinem Kopf und ausserhalb, von innen herauskommend. Es kommt nix rein und es kommt nix raus. Zumindest nicht in Form von Sprache. Der Grund ist zwiefältig. Zum einen liege ich gesundheitsmässig auf Knien, im Würgegriff von Hustenkrämpfen und Heiserkeit die jedes Wort zur Qual macht und meine Stimme zu der eines unglücklichen Ministranten im Stimmbruch. Also schweige ich. Auch, um schlimmere Folgen, die mich um meine Gesangkarriere bringen könnten, zu vermeiden.

Des Zweiten hänge ich studienmässig in der Luft, rein körperlich über den Computer gebeugt und geistig sowieso. Meine Materialsammlung ist ein riesiger Turm, der in die Lüfte ragt, und ich sitze obendrauf, in der Luft hängend sozusagen, und versuche ein sinnvolles Gesamtbild aus etwas zu stricken was ich nicht mal überblicken kann.

Nun versuche ich die Methode, einfach zu schreiben, egal was dabei rauskommt, aber auch das funktioniert nicht so richtig, denn wo fängt man an, und was soll man schreiben? Es dreht sich im Kreise, in die Tastatur husten habe ich schon versucht, es hilft nicht. Schweigen.

Nein danke, auf gute Ratschläge verzichte ich lieber und lege mich für heute ins Bett.

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Neulich beim Weltuntergang

Samstag, März 28th, 2009 | Author:

Neulich waren wir im Kino, wie wir das im Idealfall einmal wöchentlich zu tun pflegen. Die Vorschau war atemberaubend: Intelligente Maschinen hatten die Weltherrschaft übernommen und machten alles platt, die Menschen waren versklavt oder wurden zu Cyborgs umgebaut. In der nächsten Vorschau wurde die Welt ebenfalls durch durchgedrehte, gewalttätige  Maschinen bedroht, Bilder von Explosionen und zerstörten Städten rauschten über die Leinwand.

“Die Welt geht aber dieses Jahr oft unter.” bemerkte Herr Buch (den wir wegen seiner literarischen Disposition hier mal so nennen wollen).

“Totale Zerstörung kommt eben immer gut.” meinte Insanctus, der in seiner Freizeit Zombies bastelt. (LINK)

Ich persönlich konnte mich kaum mit meiner Meinung zurückhalten, dass das Ganze hirnzereissender Schwachsinn ist, besonders weil angesehene Wissenschaftler wie Stephen Hawking genau so eine Zukunft prophezeihen. Hawking meinte 2001 zum Focus Magazin, dass Computer bestimmt bald Intelligenz entwickeln würden und weil sie sich ja viel schneller weiterentwickeln als Menschen, wären sie uns bald überlegen und würden die Weltherrschaft an sich reissen.

Erst einmal entwickeln Computer überhaupt nichts, sondern Menschen entwickeln Computer. Zweitens kann man darüber streiten was Intelligenz ist. Von der rein rationalen Intelligenz aus gesehen sind Computer uns schon lange überlegen, Menschen haben laut Ray Kurzweil (2001) nämlich gerade mal die Kapazitäten von Microsoft Word. Von intuitiven, kreativen und kognitiven Formen der Intelligenz sind Computer so weit weg wie ich davon ein Gänseblümchen zu werden. Was zur Zeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz geschieht kann man vielleicht als “simuliertes Bewusstsein” beschreiben, aber mit echter Intelligenz hat das wenig zu tun. Ein Computer kann einen Menschen beim Schachspielen schlagen, ja, aber er kann zum Beispiel keine Fälschung von einem Original unterscheiden. Und selbst wenn Computer irgendwann ein Bewusstsein und Empfindungen hätten, dann bräuchten sie bestimmt bald Psychiater…

Ein viel wichtigerer Punkt ist jedoch die Frage, warum ein intelligentes Wesen die Weltherrschaft gewaltsam übernehmen sollte. Die Motivation der Menschheit, die Weltherrschaft an sich zu reissen, ist in evolutionär geprägter Angst, Agression und Gier begründet, warum also sollte eine intelligente Maschine so etwas Idiotisches tun?  Die Weltherrschaft der Menschen hat uns zwar einen kurzfristigen evolutionären Vorteil gebracht, aber wir haben es dabei geschafft das Ökosystem irreparabel zu schädigen und uns im Grunde selbst ans Bein zu pissen. Der Grund dafür ist, dass wir eben NICHT so intelligent sind wie wir meinen, und unvorteilhafter Weise nicht in der Lage sind, die Langzeitfolgen unseres Tuns zu berechnen. Computer können das allerdings, und selbst wenn sie aus dem einzig vernünftigen Grund des Selbsterhalts die Weltherrschaft übernehmen wollen würden (ich kenne kein intelligentes Wesen das freiwillig die Verantwortung für diesen Misthaufen übernehmen würde…), so würden sie versuchen ein möglichst stabiles System zu erstellen. Nur ein balanciertes System ist ein stabiles System, und schliesslich müssten sich selbst Computer über den Erhalt von Rohstoffen Gedanken machen. Wenn intelligentere Wesen als wir also die Weltherrschaft übernehmen würden, könnten wir davon nicht sogar profitieren? Weder in Filmen noch in der Realität waren Sklavensysteme langfristig stabil, und auch unsere Tierhaltungsmethoden sind ökologisch gesehen langfristig eher unintelligent, es gibt also nichts für uns zu befürchten.

Im Kino jedoch wird die Angst vor den Maschinen geschürt, vor dem neuen Zeitalter in dem Maschinen intelligenter sind als wir und deswegen alles kaputtmachen…

Herr Buch meinte ich solle ein Buch schreiben, in dem ich alle Actionfilme wissenschaftlich ad absurdum führe, so etwas müsste es schon lange mal geben.

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Essaykalypse und ein Trauerfall

Mittwoch, März 25th, 2009 | Author:

Das Ende aller Zeiten ist angebrochen!

Also nicht wirklich das Ende ALLER Zeiten, aber zumindest das Ende meiner Studienzeit. Oder sagen wir eher des ersten Teils meiner Studienzeit. Und richtig angebrochen ist es auch nicht, es ist eher wie ein Tanz, in dem nun die Abschlussfiguren zu vollführen sind, nur dass sie Wochen dauern statt Sekunden. Ja, das ist quälend. Da sind zunächst die Standardtanzeinlagen, 1200 Wörter im wiegenden Zweiwochenrhythmus. Letzte Woche dann eine kleine, einleitende Drehung von 1.500 Wörtern, mit einem durchaus schwungvoll dahingelegten Präsentationshüpfer verziert. Nun eine Woche Zeit sich zu fangen und sich auf eine kleine Pirouette vorzubereiten – hoher Schwierigkeitsgrad, denn die Schiedsrichter geben das Signal und die Richtung spontan vor, bei flottem Tempo 3.500 Wörter Verteidigung einer unbekannten These.

Und dann direkt im Anschluss, der krönende Abschluss. Die Standardtanzeinlagen darf man jetzt getrost weg lassen, denn es wird ernst. Eine hochkomplexe achtwöchige Figur von 8.000-10.000 Wörtern mit allen erlaubten Drehungen und Sprüngen. Eigenes Thema, den Schiedsrichter darf man sich aussuchen, und doch ist eine freie Figur nicht zu unterschätzen, dazu bedarf es an Kreativität, Präzision und Disziplin. Man muss dabei aufpassen sich nicht in Details zu verlieren oder das Ganze zu komplex zu gestalten, gleichzeitig muss natürlich ein gewisser Anspruch gewahrt werden… Aber bis jetzt habe ich mich elegant geschlagen und es ist noch nicht zu befürchten dass ich mich auf die Fresse lege.

“Tu aus das Licht und dann – tu aus das Licht. Doch hab ich dein Licht ausgetan, nie find ich den Prometheusfunken wieder, dein Licht zu zünden…” Othello in W. Shakespeare

Wenn wir schon beim Musischen sind muss ich doch den gestrigen Trauerfall – ein Fall im wahrsten Sinne des Wortes – erwähnen. Ein siebenunddreissig Jahre altes Mitglied unserer Familie ist gestern durch meine Schuld unglücklich gestürzt und hat sich einen nahezu vollständigen Bruch durch den kompletten Körper zugezogen, jede Bewegung könnte nun fatal sein. Der Hals ist nicht gebrochen, es gibt also noch Chancen, aber der Lack war eh schon ab und man weiss auch nicht wie sinnvoll das ist da noch irgendwas zu retten. In dem Alter ist man halt auch ein bisschen fragil als Akustik-Gitarre, aber mich quälen natürlich trotzdem Schuldgefühle. Ich kenne sie seit meiner Kindheit, und meine Mutter hat früher darauf Konzerte in irgendwelchen Kaschemmen gespielt (besagte Kaschemme hiess “Voltaire”, befindet sich allerdings NICHT in Rock-City ;-) ). Seit ich nun selbst ein paar Akkorde schreddern kann wiegte ich mich in der kühnen Hoffnung eines Tages selbst auf ebendieser Gitarre in einer kleinen Kaschemme (NICHT im “Voltaire” in Rock-City) meine Lieder vortragen zu können.

Doch der Bruch gestern zerstörte jäh eine stolze Geschichte und meine Hoffungen, so dass ich wohl nun auf der 30-Euro Gitarre meiner Mitbewohnerin weiterschreddern muss und meine Träume, irgendwann auf einer Bühne Musik zu machen, wieder mit Millionen anderen 30-Euro Gitarrenschreddern teilen muss… *seufz*

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INSTRUCTONS

Donnerstag, März 19th, 2009 | Author:

Ich habe vom besten aller Freunde eine Adapterkassette geschenkt bekommen. Alleine die Verpackung ist schon jeden Cent wert. Da steht nämlich – und zwar genau so:

Frontseite: The car stereo set broadcasts to convert the machine

(Auch nach intensivem Überlegen habe ich immer noch keinen blassen Schimmer was dieser Satz bedeuten könnte…falls also jemand Englisch kann…)

Rückseite: INSTRUCTONS

1. Check if the conect postrtion (side or front entry) if it is ,skip to point5.

5. Insert this Adaptor plug into the LINE OUT jack (orAUX OUT jack) of your CDPlayer.

6. Tum on your cassette play and insert this Adaptor.

7. When done,aject this Adapior like any casserre.

*Rrrrrrrrrr*

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Müsli

Mittwoch, März 18th, 2009 | Author:

Ich habe gute Laune. Das passiert morgens manchmal. Vielleicht liegt es daran, dass ich mein Müsli aufgegessen habe…

Seit über sechs Jahren arbeite ich gelegentlich für eine Firma, die Gerichtssendungen für das Boulevardfernsehen produziert. Ich bin “Standby”. Meine Aufgabe ist es, mehrere Rollen zu lernen und im Notfall einzuspringen falls derjenige, der die Rolle spielen soll, sich plötzlich ein Bein bricht, nicht kommt, ohnmächtig wird oder sonstwie versagt. Dazu fahre ich ins Studio, sitze mit anderen Standbys den ganzen Tag herum, kriege Geld und je nach Fortüne leckeres bis völlig miserables Essen. Da man natürlich wissen will wie sich derjenige, den man im Notfall ersetzen soll, denn gerade anstellt, zieht man sich auf dem vorhandenen Übertragungsfernseher alle Sendungen rein die gerade gedreht werden.

Da sieht man nicht nur, was die Anwälte – die übrigens echte Anwälte sind – manchmal reden wenn Drehpause ist, sondern man bekommt auch andere lustige Dinge mit. Es gibt zum Beispiel eine gewisse künstlerische Freiheit in der genauen Wortwahl bei der Interpretation der Rollen, und so durfte ich eines Tages Zeuge werden wie ein kleiner, dicker “Zuhälter”, der zwar Dreck am Stecken hatte, aber in diesem Fall zu Unrecht beschuldigt war, dem völlig konsternierten Juristen an den Kopf warf: “Wenn Sie misch linken wollen, Herr Staatsanwalt, dann müssen’se morjens Ihr Müsli aufessen!”

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