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This is not a blockbuster 2

Dienstag, September 16th, 2008 | Author:

Heute haben wir gefilmt, wenn man das so nennen kann. Die Filmidee war grob Folgende:
Sieben Uhr morgens, die Sonne geht auf. Man sieht eine friedliche Landschaft, dann einen Mann, schwitzend, angespannt, der sich in Armeeklamotten durchs Unterholz kämpft. Er überwindet einen Sicherheitszaun und dringt in einen bewachten Komplex ein. In diesem Komplex sitzt zur gleichen Zeit in einem stinknormalen Büro ein anderer Typ, träge, mit Bauarbeiterdekolletee, der sich um 5 vor 7 vor seinen Computer setzt und ein Wargame spielt. Beide werden von einem etwas älteren, donutessenden Sicherheitsbeamten über Monitore beobachtet. Der Armeetyp stürmt das Gebäude, zieht sich um und setzt sich in netten Alltagsklamotten neben den anderen an den nächsten Computer wo er einer ganz normalen Schreibtischarbeit nachgeht. Das Ganze lebt von der Aesthetik der Bilder, dem Sound und der Tatsache dass der Zuschauer am Anfang nicht genau weiss, was abgeht.

Heute ging es um die Outdoorszenen. Aus reiner Menschlichkeit hatte ich nicht darauf bestanden dass wir um sieben Uhr morgens drehen, was vom Licht her natürlich am besten gewesen ware. 9:30 war abgemacht. Die anderen kamen über eine Stunde zu spät weil sie es nicht für nötig befunden hatten sich von den über 360 Hektar großen Centennialparklands eine Karte auszudrucken. Ich hatte die ganze Zeit gewartet, es war viertel nach elf und die Sonne stand senkrecht am Himmel als wir anfangen konnten zu filmen. Der Lichteinfall hätte kaum weiter von sieben Uhr morgens weg sein können wenn es Mitternacht gewesen wäre.
Audrey war für den Schauspieler zuständig gewesen, der gut aussah und einen kahlgeschorenen Schädel hatte, aber dessen Outfit in keinster Weise der Idee entsprach. Er trug weisse Turnschuhe, seine “Armeehose” war eine Baggypants in Camouflage, sein braunes T-Shirt mit Aufdruck musste auf links gedreht werden und sein Armeerucksack war ein blauer, kleiner Schulrucksack. Dass ich aus gutem Grund extra darauf aufmerksam gemacht hatte dass weisse Turnschuhe so ziemlich das Letzte waren was er anziehen sollte hatte Audrey vergessen, und ohne den Armeerucksack sah das Ganze aus als hätte er sich verirrt.

Aus irgendeinem Grund glauben die meisten Leute, dass Kameras magische Gegenstände sind, die jegliche Banalität ausblenden und ganze Fantasiewelten von alleine auf den Bildschirm zaubern können. Leider stimmt das nicht, und statt eines Kämpfers in den frühen Morgenstunden in der Wildnis filmten wir nun einen Studenten der nachmittags durch einen Park hopst.

Danach hatte ich noch 25 Minuten um meinen Bus zum Capoeira zu bekommen. Ich brauchte rennenderweise zwanzig Minuten durch den ganzen Park bis nach Hause, zog beim Schlüsselumdrehen meine Hose aus, klatschte eine Scheibe Käse auf ein Toast während ich meine Sporthose anzog, rannte die Straße hinunter und verpasste den Bus.
Jetzt trinke ich einen Tee und weiss zwei Dinge: Warum 90 Prozent meiner Freunde Bundeswehrrucksäcke haben und warum ich einfach kein Mensch für Gruppenarbeit bin.

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Category: UNI (nteressant)

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One Response

  1. Warum haben 90 Prozent deiner Freunde Bundeswehrrucksäcke?*ichbrauchehiereinnachdenklichessmiley*

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