Home

Sommer

Dienstag, September 16th, 2008 | Author:

Es wird warm, und die Surfer kriechen aus ihren Löchern. Immer öfter sieht man junge Menschen die große Bretter in Säcken in den Bus hieven. Beim ersten Mal war ich noch etwas verdutzt und musste spontan an die Szene aus American Psycho denken, wo der wahnsinnig gewordene Businessman Patrick Bateman gerade sehr offensichtlich eine Leiche in ein Taxi schafft und von einem Bekannten überrascht wird: “Oh my God! Patrick! Where did you get this oversized bag?” Kurze Pause. “Jean Paul Gaultier.”

In Darwin, wo wir nächste Woche hinfliegen, ist es über dreissig Grad. Ich dachte daran, einkaufen zu gehen und die Strickjacke und die vier Schals in meiner Garderobe um einen Bikini, Sandalen und ein paar Shorts zu bereichern. Moe alllerdings sagte mir – frei übersetzt – dass ich bescheuert ware und gefälligst an den Strand fahren sollte bei dem schönen Wetter. Das habe ich dann auch gemacht. Bondi Beach ist der wohl Populärste von den x Stränden hier, und dort gibt es neben zahllosen Pubs, Cafes, Restaurants und Clubs auch genauso zahllos Läden für Strandmode.

Und da hing er dann, noch schöner als ich ihn mir in meinen jahrelangen Teenagerträumen hätte ausmalen können: Ein Häkelbikini, filigran, raffiniert, sündhaft. Auf dem kleinen Schild dass daran herunterbaumelte stand handgemalt der Preis: $120. Mein Herz wollte zerbrechen. Dann habe ich mein Bankkonto geplündert.

Habe ich erzählt, wie ich Sonnenmilch gekauft habe? Es war durchaus unterhaltsam… Zunächst haben mich meine Mitbewohner nach einigem verstohlenen Gekicher darauf hingewiesen dass es den Begriff “Sun Milk” nicht gibt.
Dann stand ich im Laden vor einem Regal voller Sonnenschutzpflege und hatte keine Ahnung. Nivea Sonnencreme kostete ungefähr 26$, also machte ich mich auf die Suche nach der günstigen, australischen Alternative. Es gab Sonnencreme für Kinder, Familien, Sportler, Strand, in weiss, klar oder mit blauem Farbindikator, auf Zinkbasis, natürlich und in Chemie, für viel Sonne, wenig Sonne, unölig, feuchtigkeitspendend, 2 Stunden wasserfest, 3 Stunden wasserfest, 4 Stunden wasserfest, schweissfest, und das ganze noch mit verschiedensten Lichtschutzfakturen von +5 bis +50. Ich entschied mich für Lf +30, die mittelteure Variante, Zink, weiss.
Im Gehen quetschte ich etwas in meine Hand und verteilte es zuversichtlich über Gesicht und Schultern. Ein Blick auf die verschmierten Ränder meines frischgewaschenen, tiefschwarzen schwarzen Oberteils und in den nächsten Spiegel verriet mir dass mit “weiss” tatsächlich und wirklich “weiss” gemeint war. Es half kein Reiben und Wischen, mein Oberteil war hin und ich sah aus wie ein extrem ungeschickter Junggruftie, der sich mit weisser Schminke für sein erstes Festival zurecht gemacht hatte…

Tags »

Trackback: Trackback-URL | Comments Feed: RSS 2.0
Category: Leben in Australien, Reise Weise

You can leave a response.

One Response

  1. Lichtschutzfaktor 30? Das reicht? Oder ist das ein special Australian Lichschutzfaktor 30? Ok, ich könnte wahrscheinlich erst gar nicht das Haus verlassan, ohne Talar oder so… Aber davon reden wir jetzt mal gar nicht ;)

Leave a Reply