This is not a Blockbuster
Donnerstag, September 11th, 2008 | Author: admin
Ich bin stressanfällig. Stress ist wenn man viel zu frueh aufwacht und schon darueber nachdenkt was man den ganzen Tag machen, schreiben, sagen wird; wenn man sein Fruehstueck im Stehen oder vor dem Computer einnimmt und verdrängt dass man pinkeln muss weil einem die Arbeit so dringend erscheint. Es ist ein Zustand der durchaus einen gewissen Reiz hat weil er einen wach, auf Trab und leistungsfähig hält.
Allerdings geht das nicht lange gut, und entweder man tendiert zu Rotwein, Schokolade, Zigaretten oder Schlimmerem als Ausgleich, oder der Körper sagt irgendwann: “Hey Babe. Ende im Gelände.” zum Beispiel durch Magen- oder Kopfschmerzen siebten Grades.
So weit kommt es bei mir eigentlich nicht, aber gerade fuehle ich durchaus ein bisschen durch die Mangel gedreht, weil ich von morgens bis abends nur umherhetze und versuche Dinge zu organisieren und zu regeln. Eines davon ist meine doofe Marketing-Gruppe, die voellig unstrukturierte idiotische Arbeitsmethoden verfolgt. Ich vermute dass die Asiaten trotz aller Bemühungen das grundlegende Konzept des Kapitalismus noch nicht so richtig verstanden haben, denn von vernünftiger Arbeitsteilung haben die keine Ahnung. Statt uns zusammenzusetzen und unsere Ideen zusammen zu werfen schreibt jeder sein eigenes Ding und hinterher wird höflich versucht aus vier grundverschiedenen, arbeitsintensiven Elaborationen eine einzige kurze und sinnvolle Analyse zu erstellen. Das Grandioseste an der Sache ist allerdings dass man am Ende des Semesters seine Gruppenmitglieder bewertet, was einen direkten Einfluss auf die Note hat.
Gruppenarbeit und Erfahrungen sammeln schön und gut, aber nach einer Woche Entschuldigungen, Bemühungen und dem Versuch ein Ergebnis zu erzielen ohne jemandem auf die Füße zu treten habe ich meine Meinung ziemlich klar gesagt und wir haben das erste Mal zusammen gearbeitet. Es war erfolgreich, zumindest in meinen Augen, und ehrlich gesagt ist mir mittlerweile egal ob ich hinterher einen Arschtritt bekomme.
Eine andere Sache ist der Film, den ich mit meiner (uebrigens sehr netten, hilfreichen und engagierten) Digital Video Gruppe drehe. Wir habe ein fertiges Storyboard und einige hübsche Ideen, aber jeder von uns hat noch drei andere Kurse, Arbeit und Stress, und es stellt eine organisatorische Unmöglichkeit dar die Crew, Akteure und Equipment an einem geeigneten Ort zu einer geeigneten Zeit zusammenzubringen. Zudem bleiben uns zum Filmen nur zwei Wochen, was angesichts der Umstände schrecklich ist.
Dazu kommt dass ich auch noch bei einem fremden Film mitspiele. Erinnert sich jemand an den schwulen Filmstudenten mit dem ich in den Blue Mountains war und der unbedingt nach Deutschland ziehen will? Er dreht gerade einen Kurzfilm ueber wiedergefundene Stasiakten und ich spiele eine zynische Frau deren Vater damals von der Stasi…kennen wir ja. Ich habe sogar versucht dafür meine Haare schwarz zu tönen, aber es hat nicht geklappt. Wir drehen morgen.