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Winter-Wonderland

Montag, Dezember 21st, 2009 | Author:

Vor der Tür ist Winter-Wonderland, gerade rechtzeitig stürmt es Schneemassen herab, so dass es Heiligabend sonnig, kalt und überal weiss sein wird. Dass gerade der Ruhrpott mit einer solchen Schneepracht gesegnet wird, ist zwar leicht verwunderlich und verkehrsmäßig von apokalyptischer Wirkung, aber dennoch schön.

Solche Natureinbrüche erinnern einen doch immer wieder daran, dass unsere menschlichen Kontrollversuche doch im Grunde machtlos und widersinnig sind wenn die Naturgewalten … ähm… ja, walten eben. Viele zivilisierte Menschen lächeln ja über den Ratschlag, stets ein Survivalpack mit Batterien, Kerzen und Müsliriegeln bereitzuhalten. Es mag paranoid erscheinen, aber selbst wenn nur mal der Strom zwei Tage ausfällt, hilft ein Gaskocher schon enorm weiter, besonders bei diesen Temperaturen.

Sollte der Strom tatsächlich ausfallen, haben wir nicht nur einen Gaskocher und jede Menge Konserven, sondern auch einen offenen Kamin, mit dem man Kochen und Heizen kann. Ich fühle mich deswegen survivalmäßig ein bisschen privilegiert… Ein alter Kumpel von mir war damals unglücklicherweise über Jahre hinweg arbeitslos und heizte seine Bude und sein Badewasser ausschliesslich und sehr erfolgreich mit Kerzen und einem Gasofen.

Wer mal richtig campen war, oder an einem mittealterlichen Lager teilgenommen hat, kann sich in etwa vorstellen wie es ist, ohne all die Annehmlichkeiten auszukommen, die wir als so selbstverständlich empfinden. Den meisten Menschen ist allerdings nicht einmal bewusst wie abhängig sie von dem höchst komplexen Versorgungsnetz sind, dass unsere Gesellschaft errichtet hat. Ich finde die Vorstellung interessant, was passiert, wenn dieses Netz einmal zusammenbricht.

Des öfteren hört man von Leuten den Satz “Ich könnte ohne Fernseher nicht leben…” und der Angstschweiss steht ihnen auf der Stirn. Wie man ohne maschinell produzierte und transportierte Nahrungsmittel, Telefon, Herd, Onlinebanking, Heizung, Auto leben kann ist eine Frage, die man sich besser nicht stellt, wenn man schon von einem Medium so abhängig ist. Sehr viele Menschen würden einfach verhungern, erfrieren, oder sich gegenseitig die Köppe einschlagen.

Im ernstzunehmenden Katastrophenfall, also wenn unsere gesamten Netzwerke für Tage ausfallen, würde dann der Staat schnell und hart durchgreifen und alles funkgesteuert militärisch unter Kontrolle bringen? Würden Gangs zunächst ekstatisch und dann selbst verzweifelt die Straßen unsicher machen? Und würden alle Mittelalterfreaks und Outdoorfreunde frohgemut und mit Schwertern bewaffnet kleine Gemeinschaften bilden und über dem offenen Feuer selbstgeangelten Fisch und erbeutete Ravioli brutzeln? Überhaupt hätten all die Leute einen Vorteil, die sich der Natur nicht völlig entfremdet haben, die ein Handerk wie Jäger, Gärtner, Koch oder Elektriker gelernt haben. Vielleicht würden ehemalige Topmodels noch ausgehungerter als sonst völlig hilflos durch die Straßen laufen und ihre Dienste für einen Sack Kartoffeln feilbieten…

In diesem Sinne, ein frohes Weihnachtsfest euch allen!

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Category: kath goes australia!

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6 Responses

  1. 1
    Andi 

    Ich finds witzig, wie du von “Schneeflöckchen im Ruhrpott” zu “Apokalypse” kommst :-D

    Ich für meinen Teil würde mit dem System untergehen, seit ich mein Gehirn direkt ans Internet gekoppelt habe

  2. 2
    admin 

    Also vielleicht ist “Apokalypse” übertrieben, aber die Sperrung des Düsseldorfer Flughafens, nichtfunktionierende Weichen und Zugausfälle, die knietiefe weisse Masse vor meiner Haustür, die dreieinhalb Stunden Fahrt auf zugeschneiten Autobahnen bis zur Arbeit und 20 Kilometer lange Staus bei Minusgraden auf “Schneeflöckchen” zurückzuführen steht auch nicht ganz in Relation miteinander ;-)

  3. 3
    Elster 

    Hehehe , daran musste ich desletzt auch denken.
    Und das wir drei (also Kath, Andi und ich )mit unseren tadellosen Ausildungen in einem solchen Falle so unglaublich nutzlos wären.
    Wer braucht schon Fotografen und Designer wenn es ums nackte Überleben geht? Elektriker, Krankenschwestern, Landwirte und Chemiker sind dann unglaublich beliebt :)

  4. 4
    Andi 

    @kath
    Och wie mans sieht, so sah in der Eifel bisher jeder Winter aus ;-)

    @Elster
    Nicht vergessen: Ich bin immer noch hochqualifizierter Rettungsdienstler :-D
    Und das Übernachten auf kalten Steinböden oder tagelanges Wachbleiben auf LAN Parties, sowie die Gründungsjahre der LARP-Bewegung (noch ganz ohne die Gemütlichkeit der Weicheier heutzutage) zu meinen Jugendzeiten sind mindestens soviel Wert wie ein Survivaltraining der Fremdenlegion

  5. 5
    admin 

    Naja, und ich kann nachgewiesenermaßen über offenem Feuer genießbare Speisen aus unprozessierten Zutaten zubereiten, absolviere mindestens einmal im Jahr eine mehrtägige Survivaltour in der Wildnis, bin geübt im Bau von Zelten und Blockhütten und beherrsche die Grundlagen des Stock- und Schwertkampfes. Außerdem habe ich Crocodile Dundee, Rambo und diverse Folgen A-Team gesehen… ;-)

  6. 6
    Andi 

    … und McGyver!!

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