Home

Krimiferien

Dienstag, Juli 07th, 2009 | Author:

Ich habe Ferien – Überraschend, überrumpelnd, unverdaut. Es dauerte mehrere Tage und zwei Wochen um das Gefühl der Nutzlosigkeit und Orientierungslosigkeit zu überwinden. Dann habe ich die alte Bücherkiste mit Krimis und Thrillern entdeckt die noch in meinem Keller stand. Jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn, und meine Zeit wird gefüllt mit Geschichten in denen Killer andere Killer jagen, Menschen verschwinden, Waffen gekauft und Tatortspuren gelesen werden. Köstliche Unterhaltungsschmöker, Pageturner. Für ein Buch brauche ich je nach Dicke ungefähr zwei bis drei Tage.

Das Interessanteste an solchen Büchern ist meiner Meinung nach die Disziplin, die Zielgerichtetheit mit der die Charaktere ans Werk gehen. Bis ins penibelste Detail wird beschrieben wie der Held oder der Killer seinen Körper und Geist bis zur Erschöpfung schult und trainiert, mit Waffenübungen, Workouts und nächtlichen Waldläufen. Selbst auf der Flucht oder Jagd im billigen Motel macht er oder sie Sit-ups und Liegestützen, lauscht auf jedes Geräusch und verfolgt präzise, routinierte Abläufe die jeden Fehler verhindern sollen. Tiefenpsychologisch wird jedes mögliche Verhalten des Gegners ausgelotet und ausgeklügelte Gegenangriffe geplant.

Es ist wunderbar. Und so motivierend. Wenn man aufhört zu lesen ist man so erfüllt von diesem gestählten, zielorientierten Willen, dass man erst mal ein Workout und einen Waldlauf machen muss. Ja, denkt man, mit nur ein bisschen mehr Disziplin und Training kann man all diese Fähigkeiten auch erlangen, und in Gedanken fühlt man schon alle möglichen spannenden Bedrohungen an sich abgleiten, weil man bereit ist, athletisch, wachsam und gestählt.

Man fängt allerdings auch an ein bisschen paranoid zu werden. Fingerabdrücke vom Kühlschrankgriff zu wischen. Nur für den Fall. Haare aus dem Wannensieb zu entfernen. Nicht wegen der Hygiene, sondern um DNA-Spuren zu vermeiden. Den fremden Jogger im Wald von einem Gebüsch aus ungesehen beobachten, jeder Muskel gespannt und bereit zum Nahkampf. Beim Fahren auf verfolgende Autos zu achten oder andere Autos unauffällig zu verfolgen bis man feststellt, dass man an der Abfahrt zum Supermarkt vorbeigefahren ist. Ja, das Leben wird ein wenig surreal wenn man zu viele Krimis liest. Aber auch einen kleinen Deut spannender…

Tags »

Trackback: Trackback-URL | Comments Feed: RSS 2.0
Category: Fast Wichtiges, wies so geht

You can leave a response.

Leave a Reply