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Prüfe wer sich ewig bindet

Montag, August 29th, 2011 | Author:

Ich bin gewarnt worden. Vor dem Mann. “Ein ganz Schlimmer.” wurde mir gesagt. “Jedes Wochenende eine andere.” Der Informant: eine Frau. Angesichts der Tatsache, dass der Mann mir die vernachlässigbar wenigen Weibergeschichten brühwarm selbst erzählte um sich weiblichen Ratschlag von einer beziehungserfahrenen Frau zu holen, konnte ich diese Warnung getrost in den Wind schlagen. Dann kam jedoch der Gegenschlag.

Nach über einem Jahr Beziehung stellte mich der Mann zur Rede. Die gute Dame, die mich damals gewarnt hatte, wollte mich nämlich vor einigen Tagen gesichtet haben. Mit einem anderen Mann, engumschlungen knutschend, in einem einschlägigen Rockclub der Umgebung. Ausgerechnet in dem, wo der Mann und ich unser erstes offizielles Date hatten…

Der Mann fragte: “Wo warst du am Freitag vor zwei Wochen?” Sind Sie das schon mal gefragt worden? Unter dem Druck der Beweisschuld tritt einem augenblicklich der Schweiss auf die Stirn. Blackout. Wo zum Teufel war ich vor zwei Wochen? Wie soll man das erklären? Im Zweifelsfall alleine zu Hause, wie ich es gerne mal tue wenn sonst nichts geplant ist… ein sehr schlechtes Alibi. “Hasi.” sagt der Mann. Das sagt er manchmal, und das darf er nur, weil wir beide wissen dass ich kein Hasi bin und er nicht mit einem Hasi zusammen sein könnte. “Hasi,” sagt er also, “werd mal nicht nervös. Wenn du am besagten Freitag mit irgendjemandem rumgeknutscht hast, dann mit mir hinter dem Festzelt von der Hochzeit auf der wir zusammen waren.”

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Überhört

Sonntag, August 28th, 2011 | Author:

Freundin 1: “Er weiss aber schon, dass das ‘ne Affäre ist?”

Freundin 2: “Ich hab es ihm vor drei Monaten auf jeden Fall mal gesagt.”

Freundin 1 (nach kurzem Nachdenken): “Hm. Vielleicht solltest du ihn nochmal daran erinnern.”

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Skurrile Situationen

Montag, August 15th, 2011 | Author:

Das Leben führt einen manchmal in Situationen, in denen einem plötzlich bewusst wird: “Wenn mich jetzt so jemand sieht…” – oder in schlimmen Fällen: “Hoffentlich sieht mich jetzt keiner…”. Meistens fällt einem sowas auf, wenn man in absurder Körperhaltung, unangemessener Bekleidung, oder in einem generell normativ inakzeptablen Zustand Dinge tut, die einen unbedarften Betrachter dazu verleiten würden augenblicklich die Männer mit den weissen Kitteln zu rufen.

Zähneputzend auf dem Klo zu sitzen während man ein Buch liest und eine Gesichtsmaske trägt ist für Außenstehende sicherlich ein humoristischer Anblick, letzten Endes ist die Skurrilität einer Situation jedoch immer abhängig davon, was man als “normal” empfindet. Ich habe auch schon von Menschen gehört die es seltsam finden, dass ich mich als erwachsene Frau gelegentlich auf meinen Wohnzimmerteppich lege. Hingegen frage ich mich dann, was für ein gestörtes Verhältnis diese Leute zu ihrer Umgebung haben. Wenn man zu oft gehört hat, was sich alles nicht gehört, fallem einem all diese wunderbaren, ungehörigen Sachen später wahrscheinlich einfach nicht mehr ein. Ich mag meinen Teppich. Oder wie der Dude sagen würde: “That rug really tied the room together…” (Big Lebowski, 1998).

Die Klassiker skurriler Situationen sind meist Kombinationen von Zufällen, wie Mr. Bean oft genug bewiesen hat. Dazu gehört halbnackt in einem Gulli nach einem Schlüsselbund fischen, weil man sich beim morgendlichen Blumengießen ausgeschlossen und der Hund den Schlüsselbund als Spielzeug missbraucht hat… Mir zum Glück noch nie passiert, alternativ dazu haben der Vorgänger des Mannes und ich uns mal anlässlich eines Kostümfestes als “billige Schlampe” und “schmieriger Zuhälter” verkleidet – selbstverständlich haben wir aufgrund unserer kreativen Disposition Wert darauf gelegt, dass die Outfits authentisch erscheinen – solchermaßen ausgestattet haben wir es dann geschafft uns aus der Wohnung auszuschließen.

Vorgestern musste ich also für ein spontanes Vorsingen bei einer Band in Rekordtempo ein paar hohe Stimmlagen einüben. Gleichzeitig wartete ich auf einen wichtigen Anruf, musste aber auch in einer Stunde weg und das in einem möglichst sauberen, entspannten Zustand. Während das Badewasser einlief und ich mich mit meinem riesigen Urzeit-Telefon in der Hand (weglegen kam nicht in Frage, da die Gefahr des Nichtwiederfindens bestanden hätte) entkleidete, fiel mir ein, dass ich fast zwei Wochen keinen Sport gemacht hatte und bei fortgeführter Untätigkeit wahrscheinlich bald einen Bandscheibenvorfall erleiden würde. So fand ich mich halbentkleidet in meinem kleinen Badezimmer mit einem riesigen Telefon in der Hand Fußtritte auf Kopfhöhe übend wieder, während ich gleichzeitig versuchte die Königin der Nacht aus der Zauberflöte zu imitieren und dachte: “Wenn mich jetzt jemand sieht…”

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Nanageddon – oder Verkehrsmisanthrophie

Mittwoch, August 03rd, 2011 | Author:

Wahrscheinlich werdet ihr mir nicht glauben und in meiner Schilderung die Bestätigung dafür sehen, dass ich ein misanthropisches Wesen habe und überhaupt ungeduldig bin, aber ich darf zu meiner Verteidigung vorausschicken: Ich war zum Zeitpunkt des Geschehens: 1. Guter Laune, 2. Nicht in Eile und 3. Der Menschheit gegenüber wohlgestimmt und nachsichtig.

Es trug sich folgendermaßen zu: Ich fuhr mit meinem Wagen in eine kleine Seitenstraße ein, mit Blumenkästen an den Fenstern. Als ich um die Ecke bog sah ich eine ältere – wenn nicht uralte – Dame mit einem Rollator die Straße betreten. Gleichmäßig und zügig machte sie sich daran, mit sicherem Schritt die Straße zu überqueren. Ich lächelte und freute mich über die strotzende Gesundheit der alten Frau, und verlangsamte um sie mit ausreichendem Abstand zu passieren.

Dann drehte sie sich um, sah mich, starrte mich wässrigen, hellblau-kalten Augen kurz höhnisch an und hielt mitten im Schritt inne. Ich musste aufgrund der unvorhersehbaren Handlung trotz Schritttempo abrupt bremsen um sie nicht zu überfahren. Dann ging sie weiter, jedoch nicht zügig wie vorher, sondern quälender Langsamkeit, Schritt für Schritt, in hakeliger Slow-Motion, mit der vollen Absicht, an mir zur Rache für alle rücksichtslosen Autofahrer ein mentales Exempel zu statuieren, auf dass ich mit gebrochenem Glauben an die Menschheit und Angst im Herzen vor jeder Rollator-Omi nie wieder wagen würde, mit 25 km/h eine Straße entlangzufahren. Nanageddon.

Category: Reise Weise | 4 Comments