Phillipinen
Samstag, März 06th, 2010 | Author: admin
Ich schreibe aus dem Land wo es keine Postkarten gibt, und auch keine Hausnummern. Auf den einsamen Inseln gibt es alle 30 Kilometer ein Internetcafe. Dort sitzen Gamer, die in Bambusverschlaegen wohnen, und sehen genauso aus wie alle andereren Gamer dieser Welt. Wenn man Glueck hat, funktioniert sogar das Internet.
Noch bevor wir den Flughafen nach 17-stuendiger Reise verlassen, fangen wir an zu drehen. Man soll schoen authentisch fertig aussehen. Die Fahrt durch Cebu, den suedostasiatischen Moloch, hoechst sonderbar. Man fuehlt sich wie in einem Film (Apocalypse Now?), oder einer Stadt entworfen von Walther Moers. Bilder duerrer, barfuessiger Kinder und zahnloser alter Leute aus Reportagen und Dokumentationen werden lebendig, und doch ist es kein Stueck wie im Fernsehen.
In dieser Welt ist es immer heiss, die Schilder bunt und selbstgemalt, die Mopeds knatternd. Man kann sich kaum vorstellen, dass genau zur gleichen Zeit andere Menschen genauso wohnen wie wir es tun: In Haeusern, kalter Luft, stillen Staedten, anderen Farben. Die Farben der Dinge hier sind anders. Das Meer, der Himmel, die Sonne haben andere Farben, genauso wie die Menschen, die Pflanzen und das Essen.
Auf unserer Insel gibt es kaum Weisse. Nach zwei Tagen wissen alle auf der Insel vom deutschen Fernsehteam. Der Dreh ist anstrengend, wir holen alles aus uns raus, weil wir jung sind und ehrgeizig. Wenn ich irgendwo lang gehe starren mir alle hinterher, alle winken und fragen woher ich komme, die Kinder kichern “You are so beautiful!” und ich erzaehle dass sich bei uns Leute auf Maschinen legen um braun zu werden. Alle denken ich sei ein deutscher Filmstar.
Inmitten von karibischem Traum, Dschungelhuetten und tiefstem katholischem Missionsglauben, verewigt in meterhohen, buntbemalten, Marienfiguren aus Plastik, traeumen die Menschen von Coca Cola, Kalter Luft und Glamour. Das der auch nur Schein sein kann ist ihnen egal. Auf der anderen Seite treffen wir einen reichen Amerikaner, der Heidegger und Hegel studiert hat und eine tiefe Sinnkrise hat, weil er sich nach dem unberuehrten Paradies und der Unschuld sehnt. Fuer uns ist es romantisch, belebend, mit nackten Fuessen am Strand entlang zu laufen und endlich etwas zu spueren in unserer kuehlen, sterilen Welt, aber wer immer Sand zwischen den Zehen hat sehnt sich nach festen Schuhen und sauberem Boden.
Ich singe mein erstes Konzert in einer kleinen Wellblechhuette mit einer phillipinischen Band, die auf feuchten Seiten spielen, meine Stimme knarzt durch den Verstaerker und ist schlimmer als beim Karaoke, aber es macht Spass. Neben mir liegt ein gegrilltes Schwein. Ich esse lieber Reis. Dem Hotelbartender bringe ich bei wie man White Russian mixt. Alles andere ist hoffnungslos.
Es gibt viel zu erzaehlen, so viel, das man fast nicht anfangen kann. Von den deutschen Maennern die hier heiraten, dem Essen und der Dschungelkommune, dem Busfahren und den seltsamen Leuten die man trifft. Vielleicht wenn ich zu Hause bin.
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