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Reinkarnation

Montag, November 23rd, 2009 | Author:

“Dieses Leben ist eines der Schwierigsten.” sagt meine Mutter gerne und lächelt dabei. Sie geht einer therapeutischen Arbeit nach und muss es wissen. Da sie daran glaubt, dass wir mehrere Inkarnationen durchleben, könnte man aus diesem Satz deuten, dass die anderen Leben, die man hatte oder haben wird, einfacher wären. Aber das ist – abgesehen von den Leben in denen wir Gänseblümchen sind – natürlich Unsinn. Sie sagt es mit einem Augenzwinkern, weil einem jedes Leben, unabhängig wie gut oder schlecht es einem objektiv geht, gerade als das Schwierigste erscheint, und das ist – von einer gewissen Distanz betrachtet – durchaus komisch und auch tröstend.

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Kintaro

Freitag, November 20th, 2009 | Author:

Anfang des Jahrtausends (also schon einige Jahre her) hochgelobt im Sushi World Guide, rühmt sich das Kintaro – Kölns ältestes japanisches Restaurant – seiner vielen prominenten Besucher, allen voran Michael Schuhmacher und Jon Bon Jovi. Wie repräsentativ diese Herren für den durchschnittlichen Sushifreund sind, ist nicht wirklich klar, aber bei einer Einladung stellt sich diese Frage wohl auch nicht. Die Berühmtheiten hatten Kleidungsstücke und Fotos hinterlassen, die nun die Wände “zierten”. Das Wissen, dass Rennfahrer in ihre Anzüge pinkeln, ist nicht gerade appetitfördernd, und dekorativ ist anders.

Aber alte Kölner Urgestein-Restaurants haben wohl ihre Eigenheiten, und das muss man nehmen wie es ist. Leider hatte der Laden ansonsten eher wenig Eigenheiten, und die sonstige Einrichtung darf man mit gutem Gewissen als lieblos bezeichnen. Japanische Restaurants neigen zu spartanischer (äh…japanischer – ihr wisst schon) Einrichtung, doch in diesem Fall erinnerte das Ambiente eher an eine bessere Kantine mit Kissen. Einfache, zerkratzte Holztische, leicht ungepflegte Toiletten ohne jeglichen hygienischen Komfort, die Karten handgeschrieben und laminiert ohne jeglichen Stil, und der Farbanstrich an der Wand hatte auch schon gelitten. Aber bei so gutem Essen, wie es angepriesen wurde, kann man wohl über so etwas hinwegsehen, oder?

Ich bestellte meine vielgeliebten Kürbismaki als Vorspeise, und als Hauptgericht Ente für 12 €, dazu Reis, für den nochmal ein extra Obulus verlangt wurde. Das Sushi begeisterte mich nicht gerade. Es war warm (aber nicht frisch, da durchgewärmt) und der Seetang trocken und gummiartig. Das Wasabi war direkt mit eingerollt worden, was zwar der Tradition entspricht, aber heutzutage eigentlich nirgendwo in Deutschland gemacht wird, weil es eben Leute gibt, die keine Wasabi mögen. Die kleine Portion Ente kam mit einer Salatbeilage, die aus einfachem Blattsalat mit ein paar Möhrenstreifen bestand. Kulinarisch auf Kantinenniveau. Das Fleisch war qualitativ sehr hochwertig, doch leider noch sehr englisch (tja, das mit den Kulturen…) und deswegen eine echte Herausforderung für die Kauleiste. Für mehr als dreizehn Euro, die winzige Reisportion mitgerechnet, ziemlich enttäuschend.

Io nahm gegrillte Dorade. Der Fisch war absolut köstlich und wundervoll gewürzt. Leider entsprach die Portion einem Appetizer und der Preis einem Hauptgericht. Da wir immer noch vom Hunger geplagt wurden , bestellten wir Tempura – Shrimps im Mehlteig gebacken. Für schlappe 17 € bekamen wir einen Teller mit sechs großen Shrimps und einigen Gemüsestücken. Die Tempurahülle war mehlig und nur leicht knusprig – alles in allem lecker, aber nicht umwerfend. Mein Stiefvater, der restlos begeistert und mit ungeübter Hand versuchte, seine Stäbchen zu kontrollieren, hatte ein Menü bestellt. Das Menü war mit unter 30 Euro verhältnismäßig günstig, das Essen völlig Ordnung. Einzige Highlights waren die Suppe und das Grüntee-Eis zum Schluss.

Der Laden war proppenvoll, der Service nett, aber gehetzt und nicht sehr aufmerksam. Die deutsche Herrin des Ladens stand am zentralen Anlaufpunkt direkt neben unserem Tisch und bemühte sich majestätisch, alles unter Kontrolle zu halten. Ich fragte mich Folgendes: Wenn der Laden schon so lange so gut läuft, dann hätten bei den Preisen doch mal eine Grundsanierung drin sein müssen, oder?

Fazit:

Man hatte den Eindruck, dass dieser Laden schon sehr lange routiniert und mit Erfahrung geführt wird, dass das Hauptaugenmerk jedoch nicht auf der Zufriedenheit der Kunden liegt, sondern darauf, dass es halt irgendwie läuft, und dass im Laufe der Zeit die Liebe zum Detail, der Wunsch nach Optimierung und das Hinterfragen von Gegebenheiten auf der Strecke blieben.

So wie wir es erlebt haben ist das Kintaro völlig überschätzt. Wer nicht so häufig japanisch isst und Michael Schuhmacher und HP von Scooter als Beispiele für guten Geschmack sieht, mag sich hier wohlfühlen. Fakt ist jedoch, dass man woanders für das gleiche Geld deutlich besser (und mehr) essen kann, und das bei besserem Service, stilvollerem Ambiente und angenehmerer Atmosphäre.

Category: Essen, Restaurantkritiken | 7 Comments

Arbeitslos

Montag, November 16th, 2009 | Author:

Jetzt bin ich nicht nur ein Studienabbrecher, sondern auch ein Taugenichts. Mein Chef, auch genannt “der Sonnenkönig” – jetzt darf ich es ja sagen – hatte nach der Probezeit genug von mir. Die Begründung war eher schwammig und die Entscheidung mehr persönlich und aus dem Bauch heraus getroffen, die übrigen Mitarbeiter geschockt und verständnislos. Zum Glück habe ich in den letzten Wochen hart an meiner positiven Einstellung gearbeitet, und daran, das zu nehmen, was kommt. So bin ich nun ganz froh darüber, nicht mehr unter gutsherrlicher Beobachtung zu stehen und frei zu sein für einen Job für den man sich keinen ganz so großen Stock in den A…llerwertesten rammen muss.

Problematisch ist nur, dass ich trotz der herausragenden Leistungen meiner medialen und akademischen Bildung nun wieder eine arbeitslose Studienabbrecherin bin, und der nächste Job vermutlich nicht so prestigeträchtig sein wird. Sehen wir es positiv, es gibt meinem bisher lückenlosen und strebsamen Lebenslauf ein wenig verruchten Charme. Ich fühle mich sehr rebellisch. Noch.

Naja, ganz so cool bin ich dann doch nicht, es verunsichert natürlich und kratzt am Ego, aber vielleicht sollte man sich in einer solch unsicheren Arbeitsgesellschaft nicht so sehr über seinen Job definieren.

Category: Job, wies so geht | 2 Comments

Weihnachtön

Donnerstag, November 12th, 2009 | Author:

Die Weihnachtszeit bricht unwiderruflich an. Jedes Jahr ist ja ein bisschen die Frage, wie lange man von dem Kommerzrummel verschont bleibt. In diesem Jahr war ein gewisses schwedisches Möbelhaus mein persönlicher Erstkandidat. Bereits Ende September prophezeite ein Plakat in besagtem Möbelhaus den baldigen Einbruch der kürzeren, dunkleren Tage und machte darauf aumerksam, dass dann ja auch bald die Weihnachtszeit anbreche. Jetzt ist natürlich alles vorbei, in der Stadt hängen Lichterketten und in den Supermärkten kann man sich vor Nikolausi und zartschmelzenden Zimt-Pralinees kaum noch retten. Auch im Weinladen beginnt die Saison, und Leute fragen nach lieblichem Rotwein zum Verschenken. Wir haben keinen lieblichen Rotwein, und was mein Chef von solchen Anfragen hält, schreibe ich hier nicht auf.

Obwohl ich sonst ein vehementer Gegner des Konsumterrors und Feierzwangs bin, und Weihnachten schon seit Jahren wenig Bedeutung für mich hat – mein Desinteresse an novemberlichen Geschenkplanungsaktionen hat meine perfekt durchorganisierte Schwester wohl das ein oder andere Mal ordentlich zur Verzweiflung getrieben – obwohl ich also bisher keine Disposition für Weihnachtlichkeit gezeigt habe, bin ich diese Jahr zugegebenermaßen nicht ganz immun. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass ich den letzten Winter in Australien verbracht habe – also dann, wenn dort Sommer ist. Von einem richtigen Sommer war zwar in Australien zu dieser Zeit nicht viel zu merken, aber ich hatte dementsprechend weder Herbst noch kuschelig kalten Winter. Die ekstatisch übertriebene Weihnachtsstimmung der Australier löste bei mir ein gewisses absurdes Entsetzen aus, da leuchtende Rentiere und Glitzerschneesterne neben Palmen und Miniröcken irgendwie… naja, ihr wisst schon.

Obwohl ich den letzten Winter nicht aktiv vermisst habe, scheint meine innere Uhr und kulturelle Prägung vom Nichtvorhandensein dieser Jahreszeit durchaus alarmiert worden zu sein, denn nun schlägt die Weiihnachtsstimmung bei mir ein wie eine Bombe, und ich würde am liebsten jezt schon Lichterketten an meine Yuccapalme hängen und Glühwein trinken…Das ich keine Weihnachtslieder trällere ist alles.

Seid ihr verzweifelt? Geht euch der ganze Weihnachtstrubel auf die Ostereier? Ich empfehle ein Jahr Pause, irgendwo auf Bali oder Samoa oder den Fidschiinseln. Vielleicht sieht es ja dann nächstes Jahr schon ganz anders aus… ;-)

Category: Fast Wichtiges, Leben in Australien | Leave a Comment