Home

Archive » Juli, 2009 «

wohnungssuche

Freitag, Juli 31st, 2009 | Author:

Ich hasse Wohnungssuche. Es ist der Horror, denn es spiegelt meine völlige Unfähigkeit wieder, mich mit halbgaren Situationen abzufinden, deren Auskommen von massivem persönlichen Einsatz und absolutem Zufall abhängig ist. Ich träume in Straßenzügen und Grundrissen, und wenn ich morgens aufwache merke ich bereits, wie mein Hirn irgendwelche Nettokaltmieten vergleicht und mit der möglichen Qualität unbekannter Fußbodenbeläge abgleicht.

Was allerdings nett ist, ist sich eine vielversprechende Wohnung anzuschauen und einen guten Eindruck zu machen. Für den guten Eindruck ist vielerlei wichtig. Um das nette, ruhige, solvente junge Paar rauszukehren muss man sich zum Ersten natürlich nett anziehen: schick, solide und ein ganz klein wenig bieder… Aber letzten Endes sind es die Kleinigkeiten die den Eindruck ausmachen. Menschen neigen dazu, scheinbar irrelevante Details als Hinweise auf die Persönlichkeit zu nehmen. Studien belegen, dass geschminkte Frauen zum Beispiel eher als wohlhabend eingestuft werden als ungeschminkte Frauen und auch Schuhe extrem als Persönlichkeitsmerkmal angesehen werden. Aber wirklich überzeugen kann man nur mit Liebe zum Detail. Unseren Sinn für Recht und Ordnung kommunizieren wir indem wir immer mit einer ordentlich ausgedruckten Liste auftauchen, die alle Daten feinsäuberlich angibt. Um Solvenz zu signalisieren geht allerdings nichts über einen ordentlichen, stilvollen Kuli, der möglichst schwer und teuer aussieht. Eindruck schinden kann man auch, wenn man die Tatsache erwähnt dass man beim Fernsehen arbeitet und einen Doktortitel anstrebt.

Leider hilft das alles nichts wenn man nicht tatsächlich eine Wohnung findet die man haben will, und dann auch noch das Riesenschwein hat sie wirklich zu bekommen.

Category: Bald geht's nach Hause, Home sweet Home, wies so geht | Leave a Comment

Treuepunkte

Donnerstag, Juli 23rd, 2009 | Author:

Die dominante Supermarktkette in Rock-City vergibt Treuepunkte in Form von Herzchen. Eigentlich verabscheue ich solcherlei Aktionen und fühle mich auch immer wie ein Lügner und Verbrecher wenn mich jemand nach meiner Paybackkarte fragt. Ich habe nämlich in der Tat eine, streite dies aber jedesmal ab, weil meine Paranoia über die Speicherung meiner Einkaufsgewohnheiten meinem Sammeltrieb überlegen ist. Wenn man sich schon mal verstohlen ein Markenprodukt gönnt, so sollen es die Konzerne wenigstens nicht wissen und einen in die Zielgruppe miteinberechnen. Ich kaufe ja sowieso nur das was ich wirklich will und bin gegen Werbung natürlich völlig immun.

Die neuste Herzchenaktion hat mich allerdings etwas Schweiss gekostet. Es gibt nämlich bei dreissig gesammelten Herzchen ein hochwertiges und von mir langersehntes Küchenutensil zu einem vergünstigten Preis zu kaufen…Mit dem Argument, dass ich sowieso immer dort einkaufe und beim Sammeln von Herzchen mein Käuferherz nicht an Konzerne verraten, sondern für seine Treue belohnt wird, habe ich mich also entschlossen mit dem Sammeln anzufangen. Dabei geht es auch schon fast mehr um das Sammeln an sich, um den archaischen Trieb, um das Träumen und Hoffen auf die Belohnung.

Die Sache stellte sich tatsächlich als Herausforderung heraus. Ein Herz gibt es erst ab 5 Euro, und ich versuchte mir einzureden dass ich nicht wegen der Herzchen ausgerechnet in diesem Supermarkt einkaufe. Aber ich machte immer mehr Fortschritte, und meine Sammlung wuchs über die letzten zwei Monate stetig. Bis die blöde Kassiererin alles versaut hat. Mir fehlten noch zehn Herzen, und mit sorgfältiger strategischer Planung hätte ich es schaffen können gerade rechtzeitig zum Aktionsschluss im September alle zusammen zu haben. Dann stand ich an der Kasse, mit einem Warenwert von 20 Euro, frage nach den Herzchen und das nette, nette Mädchen an der Kasse reisst ohne an den Sammlerethos zu denken leidenschaftslos 9 Herzen ab und schiebt sie mir rüber. Jetzt fehlt nur noch eins, die Herausforderung ist flöten. Will ich das Küchenutensil überhaupt noch, wenn es so einfach zu haben ist? Wenn ja kann ich vielleicht einfach mein gebrochenes und prostituiertes Käuferherzchen dazulegen…

Category: Fast Wichtiges | 6 Comments

Jacko und Peter

Montag, Juli 20th, 2009 | Author:

Jacko ist tot. Ist das nicht schon seit Jahren bekannt? Ich verstehe nicht warum da jetzt so ein Aufhebens drum gemacht wird. Für die Presse muss es äußerst tragisch sein, dass das endgültige Dahinscheiden des King of Pop so unspektakulär vonstatten ging. Wirklich leid tut es mir nur für Peter. Peter ist geistig behindert, lebt in einer betreuten Wohneinrichtung und ist seit über dreißig Jahren Jackos größter Fan. Er hat alle Alben, Poster und Jacko-Bettwäsche. Peter hat die Sache nicht so richtig verkraftet und brauchte etwas länger um zu verstehen warum sein Gott plötzlich tot ist. Mittlerweile ist ihm aber auch klar, dass sich in seinem Leben nichts ändern wird und ihm alle Erinnerungen und Musikstücke erhalten bleiben, seitdem nimmt er die Sache etwas leichter.

Category: Fast Wichtiges | One Comment

Bessi

Freitag, Juli 17th, 2009 | Author:

Bessi ist ein Hund. Oder ein Glatthaar-Meerschweinchen auf Anabolika, so genau hat das noch niemand festgestellt. Bessi führte bislang ein sehr verwöhntes und freizügiges Hundeleben auf dem Lande: Verhätscheltes Nesthäkchen einer liebenden Familie, viel Auslauf auf den Feldern eines großen Bauernhofes und vogelfreies Herumstreunen in der dörflichen Nachbarschaft, die Bessi auch wohlgesonnen ist.

Wegen ihrer fröhlichen Natur war Bessi sehr beliebt, weswegen es neben der Fütterung zu Hause an Leckerchen nie fehlte. Bei Appetit konnte sie sich auch mal an den Abfalltonnen im Dorf oder Nachbars Katzenfutterschüssel bedienen. Dies und das verfressene Wesen des Hundes führten leider dazu, dass Bessi sich nach und nach zu einer riesigen, haarigen Kugel aufblähte und kaum noch laufen konnte.

Irgendwann mussten Herrchen und Frauchen einsehen: Bessi ist zu fett. Also musste Bessi auf Diät gesetzt werden. Ab nun gab es nur noch zu Hause Futter und Bessi durfte nur noch an der Leine unter menschlicher Aufsicht die Nachbarschaft besuchen. Schon nach kurzer Zeit zeigten sich Erfolge.

Unglücklicherweise hatte das wohlmeinende Frauchen die Anweisungen auf der Futterpackung nicht richtig gelesen und die Futtermenge für Hunde dieser Größe (oder Kleinheit) etwas unterschätzt, so dass Bessi unfreiwillig auf Hungerkur gesetzt wurde und die Diät äußerst erfolgreich anschlug. Bessi bekam keine Gelegenheit mehr, sich anderweitig Futter zu beschaffen und ihr Gejammer wurde ihrem verfressenen Wesen zugeschrieben.

Erst als der Hund immer magerer wurde, begann man sich Sorgen zu machen. Den Fehler bemerkte man allerdings erst, als Bessi eines Morgens mit schlimmen Bauchschmerzen neben einer leeren, zerrupften Pappschachtel aufgefunden wurde. Sie war des Nachts völlig ausgehungert in die Speisekammer eingebrochen und hatte die komplette Packung Trockenfutter geleert. Den Nachdurst löschte das Tier mit einer größeren Menge Wasser, die das Trockenfutter auch noch zum Aufquellen brachte. Ein genaueres Lesen der Verpackungsreste machte klar was dem armen Hund fehlte.

Nach ausgiebigen Entschuldigungen und Leckerchen bekommt Bessi nun wieder ausreichend Futter zu Hause und hält eine sportliche Figur…

Category: Essen, Fast Wichtiges | Leave a Comment

Ferien auf dem Land

Donnerstag, Juli 16th, 2009 | Author:

Anlässlich meiner Ferien habe ich mal meine Verwandtschaft auf dem Lande besucht. Praktischerweise wohnen Schwester, Mutter, Stiefvater, Onkel, Tanten und Grosseltern alle im Umkreis von zwei Kilometern.

Die ländlichen Umstände tragen insbesondere deswegen zum Wohlbefinden bei, weil sie sich so hervorragend zur Leibesertüchtigung eignen: Vor dem Grossvater flüchten, der mein Gesichtspiercing gern mit einem Seitenschneider entfernen würde, eine Stunde zu Fuß in den nächsten Ort zum Geldautomaten oder mit dem Hightech-Mountainbike meiner Schwester mit 40 km/h über hügelige Waldwege brettern.

Abends vor dem Fernseher – den ich zu Hause nicht besitze – durfte ich dann feststellen, dass man statt mühseligem Krimilesen auch einfach CSI  o. Ä. gucken kann. Leider ist der Effekt nicht ganz so tiefschürfend wie bei Büchern, die Spannung nicht so ausgereift und nervenaufreibend und die romantischen Stellen etwas oberflächlicher. Dafür bekommt man einen Fall in einer Stunde durch und muss keine ganze Nacht durchlesen bis man endlich weiss wer der Bösewicht ist.

Ich beschwere mich ja nur ungern schriftlich, besonders öffentlich, aber falls ich meinen Magenbeschwerden bald tödlich erliege, sollten die Leser dieses Blogs wenigstens wissen, warum ich nichts mehr schreibe. Seit meinem Türkeiurlaub plagen mich fürchterlichste Beschwerden, die den Verzehr von süßen, scharfen, blähenden, milch- oder fetthaltigen sowie in irgendeiner Form reizenden Sachen unmöglich machen. Richtig, ich ernähre mich von Zwieback und gedünstetem Gemüse – ohne Pfeffer und Knoblauch. Schande. Die schlimmste Plage aber ist, dass mich unsäglich verlockende Vorstellungen von Pommes, Woppern, Himbeertorte, Pasta mit Knoblauch-Sahnesauce, thailändischem Gebratenen und Käseaufläufen in den Wahnsinn treiben. Das wurde noch dadurch verschlimmert, dass die Wohnung meiner Schwester von Rezepten, Kochbüchern, Weinführern und Gewürzlexika nur so überquillt. Wenn man nachts vor Bauchschmerzen nicht schlafen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als mundwässernde Rezepte zu stöbern um sich wieder in den Schlaf zu lullen.

Ich glaube das rechtfertigt einen Arztbesuch. Entweder die Magenschmerzen müssen weg oder mein monstermäßiger Appetit. Mein Stiefvater mutmaßte schon dass ich an einem Bandwurm litte. Offensichtlich ist der Bandwurm ein ausgewiesener Freund von Walnusseis und Schokocrossies und versucht mich mit allen Mitteln zu bezwingen. Ich weiss nicht, wie lange ich es noch aushalte…

Category: Essen, Home sweet Home, Reise Weise, wies so geht | One Comment

Krimiferien

Dienstag, Juli 07th, 2009 | Author:

Ich habe Ferien – Überraschend, überrumpelnd, unverdaut. Es dauerte mehrere Tage und zwei Wochen um das Gefühl der Nutzlosigkeit und Orientierungslosigkeit zu überwinden. Dann habe ich die alte Bücherkiste mit Krimis und Thrillern entdeckt die noch in meinem Keller stand. Jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn, und meine Zeit wird gefüllt mit Geschichten in denen Killer andere Killer jagen, Menschen verschwinden, Waffen gekauft und Tatortspuren gelesen werden. Köstliche Unterhaltungsschmöker, Pageturner. Für ein Buch brauche ich je nach Dicke ungefähr zwei bis drei Tage.

Das Interessanteste an solchen Büchern ist meiner Meinung nach die Disziplin, die Zielgerichtetheit mit der die Charaktere ans Werk gehen. Bis ins penibelste Detail wird beschrieben wie der Held oder der Killer seinen Körper und Geist bis zur Erschöpfung schult und trainiert, mit Waffenübungen, Workouts und nächtlichen Waldläufen. Selbst auf der Flucht oder Jagd im billigen Motel macht er oder sie Sit-ups und Liegestützen, lauscht auf jedes Geräusch und verfolgt präzise, routinierte Abläufe die jeden Fehler verhindern sollen. Tiefenpsychologisch wird jedes mögliche Verhalten des Gegners ausgelotet und ausgeklügelte Gegenangriffe geplant.

Es ist wunderbar. Und so motivierend. Wenn man aufhört zu lesen ist man so erfüllt von diesem gestählten, zielorientierten Willen, dass man erst mal ein Workout und einen Waldlauf machen muss. Ja, denkt man, mit nur ein bisschen mehr Disziplin und Training kann man all diese Fähigkeiten auch erlangen, und in Gedanken fühlt man schon alle möglichen spannenden Bedrohungen an sich abgleiten, weil man bereit ist, athletisch, wachsam und gestählt.

Man fängt allerdings auch an ein bisschen paranoid zu werden. Fingerabdrücke vom Kühlschrankgriff zu wischen. Nur für den Fall. Haare aus dem Wannensieb zu entfernen. Nicht wegen der Hygiene, sondern um DNA-Spuren zu vermeiden. Den fremden Jogger im Wald von einem Gebüsch aus ungesehen beobachten, jeder Muskel gespannt und bereit zum Nahkampf. Beim Fahren auf verfolgende Autos zu achten oder andere Autos unauffällig zu verfolgen bis man feststellt, dass man an der Abfahrt zum Supermarkt vorbeigefahren ist. Ja, das Leben wird ein wenig surreal wenn man zu viele Krimis liest. Aber auch einen kleinen Deut spannender…

Category: Fast Wichtiges, wies so geht | Leave a Comment

Bürokratie Hurray!

Dienstag, Juli 07th, 2009 | Author:

Es geht ja nichts über ein wenig unvernünftige Bürokratie. Meine Bewerbung für den effizienten und marktorientierten Studiengang in Pupsheim wurde abgelehnt – mit der Begründung ich habe zu wenige Creditpunkte (die Punkte die man für jede Arbeit und jeden Kurs bekommt und die zeigen wie viel man gearbeitet hat und ob man seinen Bachelor verdient hat). Angesäuert stellte ich fest, dass man sich nicht mal die Mühe gemacht hatte meine Unterlagen genau zu lesen, geschweige denn die Empfehlungsbriefe zu lesen wegen denen ich meine Professoren wochenlang belästigt habe.

Ich schickte einen freundlichen Hinweis per Mail, dass ich gerade erst meine Bachelorarbeit abgegeben habe, mit einem Brief meines Direktors nachgewiesenermaßen zu den besten 3 Prozent meines Jahrgangs gehöre und meine zukünftige Graduation gerne noch mal bestätigen lassen könnte. Nur zwei Stunden später forderte man mich auf, mit der Bestätigung kommenden Freitag zu einem Auswahlgespräch um 10.00 Uhr in Büro xy zu kommen. Ohne wenn und aber, unverschiebbar.

Soviel Effizienz und Marktorientierung war mir dann doch etwas zuwider, also entschied ich mich stattdessen für den Studiengang in God-City: “Kunst-und Designwissenschaften” in Kombination mit eigeninitiativen Fernkursen in Unternehmensführung und Marketing.

Erst dann informierte ich mich über das Eischreibungsverfahren. Merket auf:

1. Man fährt innerhalb der Einschreibungsfrist nach God City und geht zu einer Maschine, dort zieht man sich einen Bon. (Dies ist tatsächlich absolut unerlässlich um sich einzuschreiben)

2. Auf dem Bon steht eine Nummer, mit dem Bon geht man zu einem Zettel der dort irgendwo an einer Tür hängt. Auf dem Zettel kann man dann anhand der Nummer ablesen an welchem Tag man sich einschreiben kann!

Alternative: Man kann einen frankierten Rückumschlag ans Einschreibungsamt schicken und bekommt den Bon postalisch zugesandt. Große Frage: Muss man dann trotzdem selber am Zettel ablesen wann man sich dementsprechend einschreiben darf?

3. Man fährt an entsprechendem Tag mit all seinen Unterlagen noch einmal nach God-City um sich einzuschreiben. Allerdings ist zu beachten dass man keinerlei Unterlagen nachreichen darf. Also wie beim Auto anmelden: Irgend eine Kleinigkeit vergessen und man wird weggeschickt und darf sich einen neuen Bon holen, in der Hoffnung dass man beim nächsten Mal all den Unsinn hat den die haben wollen.

Manchmal frage ich mich wozu unsere ganze moderne Technologie überhaupt gut ist. Überall anders geht sowas online. Ich versuche das nun als eine Art Ausbildung in Bürokratie zu sehen. Wenn ich es schaffe, mich einzuschreiben, habe ich meinen Master schon so gut wie verdient, und was einen nicht umbringt härtet ab… ;-)

Category: UNI (nteressant) | 2 Comments