I love my beissikkel
Donnerstag, Mai 21st, 2009 | Author: admin
Rumsitzen und schreiben macht öde im Kopf, deswegen kam ich gestern spätnachmittags auf die spontane Idee, mit meinem Fahrrad eine 40 Kilometer lange Radtour von einem befreundeten Bahnhof bis zu meinem Freund nach Köln zu machen. Ja, ich weiss, andere Leute fahren solche Strecken zum Frühstück, aber die haben auch Muskeln und Rennräder mit Eins zu Eins-Umsetzung statt klappriger Mädchenkisten.
Ein Hoch auf die Bahn, denn sie lässt uns fahrn…oder auch nicht. Den ersten Zug verpasst, der zweite ausgefallen, der dritte Verspätung. Es ist schon kurz vor sieben als ich losfahre. Schon nach den ersten Kilometern wird mir klar, dass ich eine Sonnenbrille und ein Halstuch, oder besser noch eine Sturmmaske, gebraucht hätte. Nicht wegen der Sonne oder wegen der Kühle, sondern weil ich die nächsten vier Stunden damit beschäftigt bin verreckte oder halbzerquetschte, strampelnde Insekten aus meinen Schleimhäuten und zwischen meinen Zahnritzen heraus zu fischen.
Es dämmert früher als erwartet, und zwischen den Käffern gibt es kilometerweit genau Nichts, ausser kleinen, unheimlichen Waldstücken und gruseligen, ranzigen Bauernhöfen. Ich strampel wie eine Blöde, und schaffe es fünfzehn Kilometer vor Köln, mich so zu verfahren, dass ich im Nichts stehe und nichtmal mehr weiss in welcher Richtung Köln liegt. Meine Beine schmerzen und sind geschwollen, seit drei Stunden trete ich in die Pedale ohne richtige Pause, die ich mir nun sowieso nicht mehr leisten kann, weil es immer dunkler wird. Ich werde panisch, hier gibt es nur Industrieanlagen und Wald, und Männer die Abendspaziergänge machen und komisch gucken. Beschämt muss ich Io anrufen, der den beliebtesten Kartendienst des Internets bemüht um mir zu sagen wo ich eigentlich bin und wo ich hinmuss. Köln liegt genau in der entgegengesetzten Richtung in der ich es vermutet hätte. Meine Beine sind angeschwolle Stelzen, aber ich trete tapfer weiter, finde die Stadt, gebe schliesslich auf und nehme auf die letzten Kilometer die U-Bahn.
Ich liebe mein Fahrrad, aber es schützt trotz selbstgemalter Flammen nicht vor Leichtsinnigkeiten. Schön wars ja trotzdem irgendwie, auch wenn man das später nicht mehr so erklären kann… Wie bei einer Bergtour, oder beim Wandern. Es hängt alles irgendwie vom Belohnungseffekt ab.
Category: Reise Weise | Leave a Comment