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Neulich beim Weltuntergang

Samstag, März 28th, 2009 | Author:

Neulich waren wir im Kino, wie wir das im Idealfall einmal wöchentlich zu tun pflegen. Die Vorschau war atemberaubend: Intelligente Maschinen hatten die Weltherrschaft übernommen und machten alles platt, die Menschen waren versklavt oder wurden zu Cyborgs umgebaut. In der nächsten Vorschau wurde die Welt ebenfalls durch durchgedrehte, gewalttätige  Maschinen bedroht, Bilder von Explosionen und zerstörten Städten rauschten über die Leinwand.

“Die Welt geht aber dieses Jahr oft unter.” bemerkte Herr Buch (den wir wegen seiner literarischen Disposition hier mal so nennen wollen).

“Totale Zerstörung kommt eben immer gut.” meinte Insanctus, der in seiner Freizeit Zombies bastelt. (LINK)

Ich persönlich konnte mich kaum mit meiner Meinung zurückhalten, dass das Ganze hirnzereissender Schwachsinn ist, besonders weil angesehene Wissenschaftler wie Stephen Hawking genau so eine Zukunft prophezeihen. Hawking meinte 2001 zum Focus Magazin, dass Computer bestimmt bald Intelligenz entwickeln würden und weil sie sich ja viel schneller weiterentwickeln als Menschen, wären sie uns bald überlegen und würden die Weltherrschaft an sich reissen.

Erst einmal entwickeln Computer überhaupt nichts, sondern Menschen entwickeln Computer. Zweitens kann man darüber streiten was Intelligenz ist. Von der rein rationalen Intelligenz aus gesehen sind Computer uns schon lange überlegen, Menschen haben laut Ray Kurzweil (2001) nämlich gerade mal die Kapazitäten von Microsoft Word. Von intuitiven, kreativen und kognitiven Formen der Intelligenz sind Computer so weit weg wie ich davon ein Gänseblümchen zu werden. Was zur Zeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz geschieht kann man vielleicht als “simuliertes Bewusstsein” beschreiben, aber mit echter Intelligenz hat das wenig zu tun. Ein Computer kann einen Menschen beim Schachspielen schlagen, ja, aber er kann zum Beispiel keine Fälschung von einem Original unterscheiden. Und selbst wenn Computer irgendwann ein Bewusstsein und Empfindungen hätten, dann bräuchten sie bestimmt bald Psychiater…

Ein viel wichtigerer Punkt ist jedoch die Frage, warum ein intelligentes Wesen die Weltherrschaft gewaltsam übernehmen sollte. Die Motivation der Menschheit, die Weltherrschaft an sich zu reissen, ist in evolutionär geprägter Angst, Agression und Gier begründet, warum also sollte eine intelligente Maschine so etwas Idiotisches tun?  Die Weltherrschaft der Menschen hat uns zwar einen kurzfristigen evolutionären Vorteil gebracht, aber wir haben es dabei geschafft das Ökosystem irreparabel zu schädigen und uns im Grunde selbst ans Bein zu pissen. Der Grund dafür ist, dass wir eben NICHT so intelligent sind wie wir meinen, und unvorteilhafter Weise nicht in der Lage sind, die Langzeitfolgen unseres Tuns zu berechnen. Computer können das allerdings, und selbst wenn sie aus dem einzig vernünftigen Grund des Selbsterhalts die Weltherrschaft übernehmen wollen würden (ich kenne kein intelligentes Wesen das freiwillig die Verantwortung für diesen Misthaufen übernehmen würde…), so würden sie versuchen ein möglichst stabiles System zu erstellen. Nur ein balanciertes System ist ein stabiles System, und schliesslich müssten sich selbst Computer über den Erhalt von Rohstoffen Gedanken machen. Wenn intelligentere Wesen als wir also die Weltherrschaft übernehmen würden, könnten wir davon nicht sogar profitieren? Weder in Filmen noch in der Realität waren Sklavensysteme langfristig stabil, und auch unsere Tierhaltungsmethoden sind ökologisch gesehen langfristig eher unintelligent, es gibt also nichts für uns zu befürchten.

Im Kino jedoch wird die Angst vor den Maschinen geschürt, vor dem neuen Zeitalter in dem Maschinen intelligenter sind als wir und deswegen alles kaputtmachen…

Herr Buch meinte ich solle ein Buch schreiben, in dem ich alle Actionfilme wissenschaftlich ad absurdum führe, so etwas müsste es schon lange mal geben.

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Essaykalypse und ein Trauerfall

Mittwoch, März 25th, 2009 | Author:

Das Ende aller Zeiten ist angebrochen!

Also nicht wirklich das Ende ALLER Zeiten, aber zumindest das Ende meiner Studienzeit. Oder sagen wir eher des ersten Teils meiner Studienzeit. Und richtig angebrochen ist es auch nicht, es ist eher wie ein Tanz, in dem nun die Abschlussfiguren zu vollführen sind, nur dass sie Wochen dauern statt Sekunden. Ja, das ist quälend. Da sind zunächst die Standardtanzeinlagen, 1200 Wörter im wiegenden Zweiwochenrhythmus. Letzte Woche dann eine kleine, einleitende Drehung von 1.500 Wörtern, mit einem durchaus schwungvoll dahingelegten Präsentationshüpfer verziert. Nun eine Woche Zeit sich zu fangen und sich auf eine kleine Pirouette vorzubereiten – hoher Schwierigkeitsgrad, denn die Schiedsrichter geben das Signal und die Richtung spontan vor, bei flottem Tempo 3.500 Wörter Verteidigung einer unbekannten These.

Und dann direkt im Anschluss, der krönende Abschluss. Die Standardtanzeinlagen darf man jetzt getrost weg lassen, denn es wird ernst. Eine hochkomplexe achtwöchige Figur von 8.000-10.000 Wörtern mit allen erlaubten Drehungen und Sprüngen. Eigenes Thema, den Schiedsrichter darf man sich aussuchen, und doch ist eine freie Figur nicht zu unterschätzen, dazu bedarf es an Kreativität, Präzision und Disziplin. Man muss dabei aufpassen sich nicht in Details zu verlieren oder das Ganze zu komplex zu gestalten, gleichzeitig muss natürlich ein gewisser Anspruch gewahrt werden… Aber bis jetzt habe ich mich elegant geschlagen und es ist noch nicht zu befürchten dass ich mich auf die Fresse lege.

“Tu aus das Licht und dann – tu aus das Licht. Doch hab ich dein Licht ausgetan, nie find ich den Prometheusfunken wieder, dein Licht zu zünden…” Othello in W. Shakespeare

Wenn wir schon beim Musischen sind muss ich doch den gestrigen Trauerfall – ein Fall im wahrsten Sinne des Wortes – erwähnen. Ein siebenunddreissig Jahre altes Mitglied unserer Familie ist gestern durch meine Schuld unglücklich gestürzt und hat sich einen nahezu vollständigen Bruch durch den kompletten Körper zugezogen, jede Bewegung könnte nun fatal sein. Der Hals ist nicht gebrochen, es gibt also noch Chancen, aber der Lack war eh schon ab und man weiss auch nicht wie sinnvoll das ist da noch irgendwas zu retten. In dem Alter ist man halt auch ein bisschen fragil als Akustik-Gitarre, aber mich quälen natürlich trotzdem Schuldgefühle. Ich kenne sie seit meiner Kindheit, und meine Mutter hat früher darauf Konzerte in irgendwelchen Kaschemmen gespielt (besagte Kaschemme hiess “Voltaire”, befindet sich allerdings NICHT in Rock-City ;-) ). Seit ich nun selbst ein paar Akkorde schreddern kann wiegte ich mich in der kühnen Hoffnung eines Tages selbst auf ebendieser Gitarre in einer kleinen Kaschemme (NICHT im “Voltaire” in Rock-City) meine Lieder vortragen zu können.

Doch der Bruch gestern zerstörte jäh eine stolze Geschichte und meine Hoffungen, so dass ich wohl nun auf der 30-Euro Gitarre meiner Mitbewohnerin weiterschreddern muss und meine Träume, irgendwann auf einer Bühne Musik zu machen, wieder mit Millionen anderen 30-Euro Gitarrenschreddern teilen muss… *seufz*

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INSTRUCTONS

Donnerstag, März 19th, 2009 | Author:

Ich habe vom besten aller Freunde eine Adapterkassette geschenkt bekommen. Alleine die Verpackung ist schon jeden Cent wert. Da steht nämlich – und zwar genau so:

Frontseite: The car stereo set broadcasts to convert the machine

(Auch nach intensivem Überlegen habe ich immer noch keinen blassen Schimmer was dieser Satz bedeuten könnte…falls also jemand Englisch kann…)

Rückseite: INSTRUCTONS

1. Check if the conect postrtion (side or front entry) if it is ,skip to point5.

5. Insert this Adaptor plug into the LINE OUT jack (orAUX OUT jack) of your CDPlayer.

6. Tum on your cassette play and insert this Adaptor.

7. When done,aject this Adapior like any casserre.

*Rrrrrrrrrr*

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Müsli

Mittwoch, März 18th, 2009 | Author:

Ich habe gute Laune. Das passiert morgens manchmal. Vielleicht liegt es daran, dass ich mein Müsli aufgegessen habe…

Seit über sechs Jahren arbeite ich gelegentlich für eine Firma, die Gerichtssendungen für das Boulevardfernsehen produziert. Ich bin “Standby”. Meine Aufgabe ist es, mehrere Rollen zu lernen und im Notfall einzuspringen falls derjenige, der die Rolle spielen soll, sich plötzlich ein Bein bricht, nicht kommt, ohnmächtig wird oder sonstwie versagt. Dazu fahre ich ins Studio, sitze mit anderen Standbys den ganzen Tag herum, kriege Geld und je nach Fortüne leckeres bis völlig miserables Essen. Da man natürlich wissen will wie sich derjenige, den man im Notfall ersetzen soll, denn gerade anstellt, zieht man sich auf dem vorhandenen Übertragungsfernseher alle Sendungen rein die gerade gedreht werden.

Da sieht man nicht nur, was die Anwälte – die übrigens echte Anwälte sind – manchmal reden wenn Drehpause ist, sondern man bekommt auch andere lustige Dinge mit. Es gibt zum Beispiel eine gewisse künstlerische Freiheit in der genauen Wortwahl bei der Interpretation der Rollen, und so durfte ich eines Tages Zeuge werden wie ein kleiner, dicker “Zuhälter”, der zwar Dreck am Stecken hatte, aber in diesem Fall zu Unrecht beschuldigt war, dem völlig konsternierten Juristen an den Kopf warf: “Wenn Sie misch linken wollen, Herr Staatsanwalt, dann müssen’se morjens Ihr Müsli aufessen!”

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Prinzessin Io

Freitag, März 13th, 2009 | Author:

Ich kann wohl angesichts einiger erhitzter Gemüter nicht umhin, noch ein paar Worte dazu zu äußern, warum ich meinen Freund in sehr gelegentlichen Momenten manchmal Prinzessin nenne.

Vermutlich kann man es niemandem verdenken, wenn er bei dem Begriff “Prinzessin” zu allererst an arrogante blonde Mädchen mit rosa, spitzenverzierten Kleidchen und Krönchen im Haar denkt (auch wenn echte Prinzessinen diesem Bild eher selten entsprechen). Ich möchte betonen, dass mein Freund mit solchen Wesen in etwa soviel gemein hat wie Pumpernickel mit Weissbrot. Trotzdem musste ich mir vorwerfen lassen, ihn mit einer solchen Bezeichnung zu “entmannen” und öffentlich seiner Ehre zu berauben. Dazu darf man vielleicht erwähnen dass diese Vorwürfe von einem Artikel über zunehmendere Feminisierung der Männer durch das weibliche Geschlecht stimuliert wurden.

Also, hätte ich meinem Freund einen schwulen Namen geben wollen, würde ich ihn “Hasi”, “Schwuppsipupsi” oder eben “Schatz” nennen. Bei “Prinzessin” handelt es sich jedoch um eine so absurde Bezeichnung, dass der geneigte Leser wohl von selbst darauf schließen kann, dass es sich hier um ein mythologisch-literarisches Konzept handelt, das eine metaphorische Symbolhaftigkeit besitzt, die in ihrem Grundgehalt nicht unabdingbar an irgendein Weiblichkeitsprinzip geknüpft ist, sondern als solche geschlechtslos ist.

Ich erkenne das Argument an, dass das feminine Pronomen “die” Prinzessin auf den ersten Blick auch fehlleitend ist. Es wäre natürlich möglich, wenn auch grammatikalisch falsch, den Artikel “die” durch “der” wie in “der Prinzessin” zu ersetzen, dort läuft man allerdings die Gefahr der Assoziation mit dem Prinzen, der ja, wie sich bereits feststellen liess, wegen der damit verbundenen unwürdigen Lebensumstände als Kosename ungeeignet ist.

Ich finde, dass “Prinzessin” ein charmanter, hintersinniger und origineller Kosename gerade für einen Mann ist, aber um unaufgeklärten Gemütern nicht den Eindruck zu vermitteln ich wolle meinen Freund feminisieren werde ich hier wohl auf die Bezeichnung verzichten. Vielleicht könnte ich ihn stattdessen so nennen, wie er sich selbst nennt wenn er ‘online’ ist: “Io”. Io ist ein Feuermond von Jupiter und das geologisch aktivste Objekt in unserem Sonnensystem. Der Name selbst stammt aus der griechischen Mythologie und gehörte einer PriesterIN von Hera, DIE mit Zeus gevögelt hat. Das kann man jetzt vielfältig interpretieren, aber Io ist ein schöner Name und ich bin nicht schuld wenn jemand das schwul findet.

Category: Allgemeines, Fast Wichtiges | 7 Comments

Im Regen wandern

Montag, März 09th, 2009 | Author:

Es könnte sein, dass der Titel dieses Eintrags eine ausgeklügelte, bedeutungsschwere und wortspielerische Metapher für eine besonders absurde und interessante Begebenheit ist. Ist er aber nicht. Die Prinzessin und ich waren wandern, in Manderscheid. Romantisch im Regen, durch moosige, neblige Wälder, über charmante Felsgrate mit knorrigen Bäumen und um zerklüftete Burgen. Übernachtet haben wir in einer kleinen Blockhütte. Im Sommer laufen dort schreiende Kinder durch die Gegend, aber nun war ausser uns keine Menschenseele im Hüttendorf, wir hatten ein Bett, eine Heizung und jede Menge zu essen dabei, sowie einen Wein der seit zehn Jahren nur Medaillen gewinnt. (Bisher fand ich jeden Wein, der eine Medaille hatte, grossartig. Ich interpretiere das einfach mal als Zeichen dafür dass ich einen furchtbar edlen und ausgereiften Geschmack besitze…) Nachts heulten läufige Katzen vor unserer Hütte den Mond an.

Wir sind an diesem Wochenende tapfere drei Stunden gewandert, was ich durchaus bemerkenswert finde angesichts der Tatsache dass es entweder stockdunkel oder am regnen war. So verdient man sich sein Mittagessen. Wenn man in die Eifel will oder eher noch hinaus aus der Eifel nach Rock City will, kommt man fast nicht umhin, an Heinens Imbisstube vorbeizufahren. Diese schäbige, mehr als durchschnittliche und eher hässliche Imbisstube wird von einem Fleischer geführt. Und wenn man tapfer ist und sich weder von der allgemeinen Aufmachung, der (durchaus jedoch freundlichen und herzlichen) Bedienung oder den anderen Kunden (die Fritten und Haxen in Obelixgrösse in sich hineinschaufeln) abschrecken lässt, bekommt man für kleines Geld zum Beispiel einen neiderweckenden, mächtigen Wildschweinbraten in Preiselbeersoße mit knusprigen Kroketten und feinstem Rosenkohl in Sauce Bernaise… Hmmmm… :-)

Und was sagt uns das? Kultur gibt’s nicht umsonst, und im Grunde ist das Absonderliche das, was den Reiz jeder Kultur ausmacht. Es gibt Leute die finden es absonderlich in Zelten zu hausen und sich sein Essen über dem Feuer zu brutzeln, andere Leute nennen das Urlaub. Es gibt Leute die finden starre Puppengesichter in Wohnzimmerfenstern vor vergilbten Spitzengardinen schön, ich finde das makaber, und doch gibt es nichts Schöneres als ein Wochenende in der Eifel.

Category: Reise Weise | 2 Comments

Prinzessin

Samstag, März 07th, 2009 | Author:

Das Wort “Schatz” ist bei uns verboten. Erstens, weil es mit Abstand der meistgenutzte Kosename in ganz Deutschland ist, und zweitens, weil er dementsprechend abgenutzt, austauschbar und bedeutungslos ist. Wir alle kennen Männer die früher mal Männer waren und einen Namen hatten, und die jetzt nur noch “Schatz” heissen.

Dies ist ein Link zu Bleiläuschens sehr lesenswertem und infromativen Beitrag über Schatz und Schatz – Pärchen!

Das ist bei uns anders. Mein Freund hat einen Namen. Und doch, auch wir benutzen manchmal, in lauschigen Stunden, Kosenamen. Neulich erzählte ich meiner Freundin Hanni (deren Namen zu ihrem Schutz von der Redaktion gändert wurde) dass ich meinen Freund hin und wieder Prinzessin nenne.

Ja, lacht ruhig, sie hat auch erst gelacht. Dann hat sie gesagt, dass ihr Freund ihr eine runterhauen würde wenn sie ihn so nennte (Oh Konjunktiv, du Unseliger, deine Tage sind gezählt…).

Aber es gibt eine ganz einfache Erklärung und ich glaube, in jedem Mann steckt etwas davon… “Prinzessin” nämlich drückt eine überaus starke Wertschätzung aus. Nun könte man sagen “Prinz” auch, aber das ist fehlleitend. Prinzen werde raus in die Welt geschickt, müssen Drachen und Monster töten und in kalten Schlossteichen rumtauchen, mit Wertschätzung hat das nicht viel zu tun. Wegen Prinzessinnen jedoch werden Matratzen übereinandergestapelt, Drachen bekämpft, Königreiche verhandelt und Türme gebaut. Prinzessinnen sind schön und müssen beschützt werden, UND sie bekommen Frühstück ans Bett gebracht!

Das findet mein Freund gut. Zumindest zur Frühstückszeit. Wenn ich ihn abends in der Kneipe Prinzessin nennen würde, bekäme ich mit Sicherheit auch eine passende Antwort… Man muss das geschickt machen, morgens früh, wenn das männliche Wesen gerade erst aufgewacht ist, noch im Halbschlaf und mehr oder weniger bewegungsunfähig. Dann drückt man ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und sagt: “Guten Morgen, Prinzessin!”

Hanni fand dies nicht besonders überzeugend, ihr Freund trägt nämlich “Bär” als Kosenamen und ist ganz ausgesprochen männlich. Vor ein paar Tagen jedoch kam Hanni zu mir und war verwirrt. “Ich hab es gemacht.” sagte sie. “Ich hab Prinzessin zu ihm gesagt.”

“Ja, UND???”

“Irgendwie…ich weiss nicht. Erst hat er mir auf den Arsch gehaun und scherzhaft beleidigt gesagt ‘Ich bin keine Prinzessin’, dann hab ich gesagt dass er aber so süß wie eine Prinzessin ist und dann hat er so vor sich hingeschmult und verschämt gegrinst…”

Tja, was soll ich da sagen? Mein Freund bleibt natürlich die einzige Prinzessin, und man kann sagen, dass das weibisch wäre, aber ich sage euch, Geschlechterkonstruktionen in Märchen haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun, vor allen Dingen wenn Frau dabei immer noch das Frühstück macht… ;-)

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Am Zug

Mittwoch, März 04th, 2009 | Author:

Da kommt ein Zug.
Um elf Uhr drei.
Der fährt nach irgendwo.
Den könnt ich nehmen.
Ich weiss nur nicht ob der
Auch nach Dingsda fährt.
Ausserdem wollt ich
Schon immer mal
Nach anderswo.
Da fährt einer
nach anderswo,
um fünf Minuten vor,
doch der ist glaub ich
schon vorbei.
Wenn nicht wär das
Natürlich toll,
den könnt ich nehmen.
In dingsda hält der
sowieso,
doch fährt der auch
nach irgendwo?
Vielleicht kann ich dann
anderswo
umsteigen nach irgendwo.
Das wär natürlich toll.
Doch vielleicht ist der Zug
Von anderswo nach irgendwo
Schon voll
Und ich stehe dann anderswo
Und wollt ich wäre irgendwo
Ich glaube ich nehme doch

einfach
den Zug nach Nirgendwo.

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Die Königin

Mittwoch, März 04th, 2009 | Author:

Dieses einige Jahre alte Schriftstück ist mir neulich nochmal zwischen die Finger gekommen…

Die Königin
Rohe Beine schlenkern taktisch über das Trottoir. Menschenbeine, maschinengesteuert. Als ich drei war, da hab ich mir gedacht, lieber Gott, wenn ich sechs bin, möchte ich zwölf sein. Ich sitze bei meiner Psychologin, die immer so tut als wüsste sie von nix, aber ihre Augen verraten sie. Betrachte das Bild mit den tausend Türen an ihrer. Chronischer Anhedonismus, sie sagt ich habe Anpassungsstörungen.  Aber sicher habe ich die, ich fühle mich nicht bereit dazu eure Schwimmbecken zu reinigen, euer Finanzsystem zu leiten…den rhythmischen Trommeln aus der Tiefe willenlos zu folgen.
Wie man das kann, all die Jahre?
( die russische Familie, die vor ihrem grauen Sozialwohnblock rote, schmunzelnde Gartenzwerge aufstellt, während Sohnemann die Waffen spazieren führt) wird man da nicht bekloppt? ( Ariane, die einen eigenen BMW Z3 und ein Laptop hat und auch über das ganze Elend und die sozialen Verhältnisse in der Welt Bescheid weiss (man ist ja gebildet), und die nur lächelt über was nicht Dolce und G. ist)
Wie kann man das? Wird man da nicht bekloppt?
Ein drängender, sich unaufhörlich steigernder Rhythmus, dem alle folgen. Nur dass keiner die Melodie hört. Sie ist in meinen eckigen Kopf mit dem Feuer, wo das Tier drin tobt, lockt es, reizt es. Manchmal kratzt es ein bisschen herum, weil die es ja immer wieder einsperren und es da drin ganz traurig wird, so allein. Tragisch, das. Darum jetzt psycho-soziale Integration, der Kinderfänger unserer verwahrlosten Zivilisation. Sie wollen dem Tier klarmachen, dass es doch eigentlich ganz nett da drin ist, und ob es nicht einfach dableiben will statt immer raus zu kommen und sich auszutoben. Dabei hat sich Stubenarrest doch längst als unpädagogisch erwiesen. Aber nein, sie versuchen das jetzt mal. Oder ob man es nicht ganz exemplarisch exhuminieren kann?  So ganz, damit sie vielleicht statt dessen ein kleines Männchen in meinen Kopf setzen können, das mir dann sagt, wie man Schwimmbäder reinigt, Akten sortiert und Finanzen verwaltet. Wer die Trommeln schlägt, die das Tier in meinem Kopf einsperren, es rasend machen?
Nachts krieche ich durch die Tunnel hier, die feuchten, nach Erde riechenden, um die Ameisenkönigin zu suchen.
Ich schiebe die ganzen Phrasen zur Seite, die leeren – als so Aktensortierer wisst ihr ja gar nicht, wie schwer die Dinger sind -kämpfe mich durch das Geflecht wuchernder Normen, die sind wie die Wurzeln eurer kränkelnden Wälder der Gesellschaft. Natürlich, es gibt schon längst keine ausreichenden Puffersysteme für die Säuren mehr, die ihr euch machtgeil ins Gesicht kippt. („Gehn wir einen trinken?“)
So ist es Nacht und ich krabble durch all die versunkenen Träume, auf der Suche nach der dunklen Ameisenkönigin.
Man kann sehen was sie macht, manchmal. Wenn man auf dem Bahnhof steht und all die Menschen sieht, die wie zuckende Insekten oder Maschinchen umeinander wuseln, mit ihren rohen Beinen. Wie kann das, dass sie sich nicht gegenseitig tot laufen? Wenn man da untergeht wird man doch zertrampelt! Mir läuft eine Gänsehaut unter dem Rücken entlang übers Mark. Kopulationsmaschinen, Marionetten im immer gleichen, todbringenden Takt. Manchmal fassen sie sich an den Kopf, als drehten sie an einem kleinen Sender, als säße da ein kleines Männchen in ihrem Kopf, das ihnen sagt, was sie tun sollen, wo sie lang laufen sollen, wen grüßen, wen nicht…Sie folgen unsichtbaren Fäden, die sich wie ein rotes Netz über dem gesamten Globus ausbreiten, ineinander verschlungen und verwoben. Wenn man seinem folgt, kommt man zum Tod, da kann man sich recht sicher sein, obwohl das in den heutigen Zeiten ja auch schon so eine Sache ist…
Aber wer hält die Fäden in der Hand? Wer schreibt, was wir hier kritzeln, wer ist der Regisseur? Wer lenkt, wer denkt das Netz das uns gefangen hält?
Irgendwo da draussen sitzt eine fette Ameisenkönigin in ihrem Erdloch, säurebildend, Träume spinnend.
Ich will sie finden, darum krieche ich durch die Erde, folge ich meinem Lebensfaden zurück, die Macht zu finden, die mich in der Hand hält. Auf dieser Suche muss man den Spiegel einschlagen, sich in das Land hinter den Scherben begeben. Unter die eigene Erde kriechen.
Und wenn ich sie finde, die Ameisenkönigin, dann werde ich das Tier auf sie loslassen.

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Nudeln

Mittwoch, März 04th, 2009 | Author:

Ich darf mich wohl für meine literarische Abstinenz damit entschuldigen dass ich jedesmal, wenn ich mich einlogge, ungefähr dreihundertsechsundsiebzig Spamkommentare löschen darf. Diese Ausrede gilt allerdings in Zukunft nicht mehr, da ich soeben die notwendige Motivation besessen habe der Sendegewalt der Pharma- und Pornomarketingfirmen (fängt beides mit P an, lustig, nicht? Genauso wie “psycho” und “peinlich”, was die korrekte Umschreibung für den Inhalt der Kommentare wäre…) mit einem angepriesenermaßen quasi unfehlbaren Spamfilter entgegenzutreten.

Und es gibt sogar fast Wichtiges zu erzählen. Nein, ich weiss noch nicht, welchen Masterstudiengang ich machen werde, aber ich weiss jetzt warum ich keine Locken habe. Mein Freund, der unheimlich klug ist und wunderschöne Locken hat, konnte es mir sagen.

“Ach!” sagte ich zu ihm  “Warum hab ich nicht so schöne Locken wie du?”

“Nun”, sagte mein kluger Freund, “das liegt daran dass du keine Spirelli isst. Ich esse gerne Spiralnudeln, und deswegen habe ich Locken, und du isst eben keine Spirelli, sondern nur Spagetthi und deswegen hast du Spagetthihaare.”

Wenn wir mal eine Tochter haben soll sie Farfalle heissen.

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