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Archive for Dezember 24th, 2008

Von Alice Springs nach Sydney

Mittwoch, Dezember 24th, 2008 | Author:

Erst ein Tag or der Ankunft meines Freundes fiel mir auf: Wenn er Montag abends losfliegt, und es hier zehn Stunden später ist, wie kann er dann Dienstag morgen hier ankommen? Eine ausfuehrliche Studie der Flugunterlagen offenbarte, dass die Ankunft Mittwoch Morgens erfolgen würde, drei Stunden bevor unser Flug zum Uluru (Ayers Rock) gehen sollte… also ab ins kalte Wasser.

Mittwoch: Freund abholen, ins nächste Fugzeug steigen, in der Wüste aussteigen. In der Wüste regnet es, alles ist grün. Wir haben “Safari in Style” gebucht, Sonnenuntergang mit Sekt und Häppchen am Uluru, nur ohne Sonne, da sind Wolken davor. Unser deutscher Guide nennt den “Sonnenuntergangsparkplatz” liebevoll den “Zoo”. Mein Magen spielt verrückt und es gewittert die ganze Nacht, letzteres ist romantisch, ersteres nicht.

Donnerstag: Fünf Uhr aufstehen, Sonnenaufgang am Uluru. Ab zum Sonnenaufgangsparkplatz, ohne Sonne, mit Regen, lange Hose. Nach ein paar Stunden hört es auf, wir umwandern die Basis des Felsens, das sind ca 9km. Überall sind Matschpfützen, kleine Seen, Wasserfälle kommen den Fels herunter. Wir ziehen die Schuhe aus, erstens weil mein Freund meint dass wäre eine sprituelle Erfahrung, zweitens, weil sonst Wasser reinlaufen würde. Nachmittags fahren wir zum Kings Canyon, fünf Stunden im Bus. Ob wir dableiben koennen erfahren wir allerdings erst nach einer Stunde, weil die einzige Strasse dorthin überflutet ist und nicht sicher ist ob das Wasser steigt oder fällt, und unser Bus nur durch 1m tiefes Wasser kommt… *hüstel*

Freitag: Wir umwandern Kings Canyon, was noch viel schoener und spektakulärer ist als der Uluru. Danach geht es nach Alice Springs. Dort ist es ein bisschen traurig, die Kluft zwischen den Kulturen ist dort sehr offensichtlich. Es ist nicht annähernd so heiss wie es sein sollte, und ich muss ein Jäckchen zum Frühstück am nächsten Morgen anziehen.

Samstag: Flug nach Adelaide, Camper abholen, raus aus der Stadt. Links fahren klappt ganz gut, nur die rechte Hand erleidet einige Prellungen durch unreflektierte Schaltversuche jenseits der Fahrertür…

Sonntag: Die Landschaft sieht überall gleich aus, wir fahren gen Süden. Links vertrocknetes Gras und Kühe, rechts vertrocknetes Gras und Kühe. Eine einzige Strasse, die geradeaus geht. Stundenlang. Plötzlich ist vor uns eine Mauer. Dahinter das Meer, völlig unverhofft. Wir campen in einem kleinen Fischerdorf auf dem Parkplatz von einem Pub und freunden uns mit ein paar Farmern an. Einer ist ehemaliger Bullriding-Champion, kifft wie ein Schlot und fliegt mit einem kleinen Flieger zur Kneipe. Mein Freund hat anscheinend ein neues Hobby. Er sammelt Tannenzapfen.

Montag: Beim Losfahren kommt uns plötzlich ein Auto auf unserer Spur entgegen. Mein Freund sagt “Ups” und schwenkt hinüber auf die linke Strassenseite. Jaja, Männer am Steuer. Wir sehen unsere ersten Känguruhs – tot auf der Strasse, sechs Stück, innerhalb von nur 15 km. Unseren ersten Wombat, tot auf der Strasse. Wir sind ein bisschen geschockt.

Wir fahren die Great Ocean Road entlang. Spektakuläre Küstenlandschaft, zumeist bei Regen. Erst als wir bei den berühmten 12 Aposteln, Sandfelsen die vor der Küste aus dem Meer ragen, ankommen, klart es auf. Das müssen wir nutzen, denken wir und machen völlig spontan einen Helikopterflug um die Felsen. Grossartig!

Dienstag: Es ist kalt und regnet. Wir besuchen einen Nationalpark wo der Eintritt teuer ist, laute Touristen rumlaufen, und es Koalas geben soll. Die haben sich allerdings vor dem Regen versteckt. Abends finden wir ein unglaublich hübsches kleines Nest an der Küste, nahe an einem Fluss. Am Caravanpark empfiehlt man uns zur Dämmerung eine Stelle 6 km nördlich aufzusuchen. Auf der Fahrt dorthin sehen wir nicht nur dutzende Koalas und einen Ameisenigel, sondern endlich auch unsere ersten lebendigen Känguruhs! Im Dunkeln koennen wir dann später Riesenglühwürmchen in ihren Lichterstädten unter dem Riesenfarn am Wegrand beobachten!

Mittwoch: Es ist immer noch kalt und regnet. Wir fahren nach Melbourne, essen zu Mittag und fahren wieder raus aus der Stadt. Es ist schön überall, auch an unserem neuen Campingplatz, aber es ist kalt und es regnet und wir langweilen uns im Camper.

Donnerstag: Nachdem wir lange gefahren sind ohne dass das Wetter besser wurde, und uns selbst unser Abendessen in einem ollen Tourikaff langweilt, beschliessen wir rebellisch, einfach weiterzufahren, Richtung Norden, wo das Wetter besser ist und Sydney nicht mehr so weit. Zunächste kommen uns noch ab und an ein paar Trucks entgegen, später gar nichts mehr, für Stunden. Es ist stockduster, die Strasse ist unberechenbar, die Bäume am Wegrand gruselig, Dörfer oder Häuser nicht vorhanden. Wir halten an einem Trucktsop und warten auf das Morgengrauen.

Freitag: Der Sonnenaufgang ist wunderschön, wir sind in den Snowy Mountains, den Bergen unterhalb von der Hauptstadt Canberra gelandet. Hier ist es zwar kalt, aber es regnet nicht! In Canberra ist es sogar fast warm, wir gehen ins National Museum (splendid!) und fahren danach ans Meer. Neben unserem Camper grast eine ganze Herde Känguruhs, zwei haben Babys im Beutel!

Samstag: Back to Sydney!!! Beim Auspacken purzeln etliche Tannenzapfen aus dem Camper. Ich rechne das ganze hoch, und warne meinen Freund dass er mit 35 Tannezapfen wahrscheinlich nicht durch den Zoll kommt. Beim Blinken mache ich immer noch die Scheibenwischer an.

Category: kath goes australia!, Reise Weise | 3 Comments

Wieder da! Oder doch nicht…

Mittwoch, Dezember 24th, 2008 | Author:

Endlich wieder in der Zivilisation! Was kann ich sagen? Merry Christmas! Hier laufen überall Weihnachtsmänner rum und ganz Sydney spielt verrückt. Mein Alltag hier ist Vergangenheit, und  obwohl ich mein Zuhause immer noch hier sehe, merke ich wie mein Leben gerade schon auszieht. Mein Freund ist da, meine Sachen fliegen in Koffern und Taschen und auf meinem Zimmerboden rum, meine Housemates diskutieren – traurig, natürlich – potentielle Nachfolger und Sydney ist im Weihnachtschaos.

Irgendwie beibt keine Zeit mich innerlich zu verabschieden, denn so viele Orte wollen in Sydney noch erkundet und besucht werden, die ganze Zeit sind Leute um mich und übermorgen geht es direkt wieder für zwei Wochen nach Tasmanien. Dort ist es kühl und regnerisch, nachts bisweilen unter zehn Grad. Falls es jemanden interessiert: Ich hatte mit Sicherheit keinen besseren Sommer hier in Australien als ihr in Deutschland!

Es tröstet mich ein bisschen, dass R. nach Rock City zieht und ich jemanden habe mit dem ich in Erinnerungen schwelgen kann… Ein Freund von mir ist Schmied und hat sich auf dreijährige Wanderschaft begeben, seine Zeit ist auch bald vorbei und ich frage mich ob er jemals wieder zurück kommt und wie er sich jemals wieder zu Hause einleben könnte nach allem was er erlebt und gesehen hat, und was natürlich keiner von seinen alten Leuten jemals verstehen wird… Wahrscheinlich gibt es Wandergesellenselbsthilfegruppen wo man sich zum Saufen, reminiszieren und Wehklagen über allgemeines Unverständnis in der Welt und darüber dass man wieder alles selbst bezahlen muss trifft. Da werde ich ein halbes Jahr wohl verkraften, auf jeden Fall wenn ich eine Miniselbsthilfegruppe mit R. gründen kann wo wir dann Sushi essen gehen und dabei die Nahrungsmittelpreise und allgemeines Unverständnis in der Welt beklagen können.

Und doch, es gibt neben meinen Freunden natürlich auch Dinge auf die ich mich zu Hause freue… Blackmetal und Schneematsch! Na gut, Melodic Blackmetal und Schnee. Heizungen, halbwegs dichte Fenster ohne Gitter davor, einwandfreie Sanitärinstallationen und insektenfreie Wohnräume! Erblasset vor Neid, meine insektenfanatischen Freunde, denn hier gibt es Schaben die grösser und mächtiger sind als alle die ihr je gesehen habt!

Und ha, ich bringe eine Narbe mit nach Hause! Wir hatten gestern ein kleines Weihnachtsfest im Haus, und während ich ein extravagantes Salatdressing zubereitete, stiess ich eine Flasche um, diese fiel auf die schönste Schüssel um ganzen Haus, die daraufhin ein Stück in die Luft flog, an der Kante der Arbeitsfläche zerbarst,  in Einzelteilen wieder in die Luft flog und im Flug ein flaches Stück aus meinem linken kleinen Finger säbelte. Ich habe eigentlich keine Probleme mit Blut, aber mir wurde tatsächlich kotzeschlecht und ich hatte das Gefühl ohnmächtig zu werden. Ich glaube ich werde alt.

Category: Bald geht's nach Hause, Home sweet Home, wies so geht | 2 Comments