Ausfluk
Dienstag, November 18th, 2008 | Author: admin
Heute habe ich einen Ausfluk gemacht. Nachdem ich gestern meinen ersten freien Tag seit einer Woche in Selbstmtleid verbracht hatte, beschloss ich heute, mal eine Ecke Sydneys zu erkunden in er ich noch nicht gewesen bin. Das ist nicht sehr schwer, denn Sydney ist so gross dass man sein Lebtag braucht um alles zu sehen.
Zuerst stattete ich jedoch der deutschen Botschaft einen kleinen Besuch ab, zwecks Übersetzung meines Führerscheins. Die Gebühren werden geschickterweise nicht in Dollar berechnet, sondern in Euro, der Lappen kostet 30€ im aktuellen Wechselkurs, also fast 60$. Autsch. Aber ich tröste mich, man kann ja nicht immer vom Kurs profitieren. Von der Repräsentation unseres Landes, die sich zunächst auf einen kleinen, in typisch deutschem, zeitlos ockerbeigegrauen Amtdesign eingerichteten Warteraum beschränkt, war ich alles andere als begeistert. Dies lag nicht nur an der allgemeinen Einrichtung, sondern auch im besonderen an dem überdimensionalen Bild welches in besagtem Warteraum hing, und dessen Kompositions und dominierendes Muster nur mit allergrösster Mühe NICHT als Hakenkreuz gedeutet werden konnte. Vielleicht verleumde ich gerade grosse Kunst, vielleicht bin ich auch paranoid, aber diese Art von Assoziationen will man doch gerade im Ausland vermieden wissen. Jedenfalls darf ich jetzt überall in Australien Auto fahren… (rechts ist da wo der Daumen links ist, oder wie war das?)
Davon abgesehen dass ich schon bis dahin so viele Busse und Züge verpasst habe und soviel schief ging dass ich mir zum Trost ein Milky Way kaufen musste (was sich ärgerlicherweise nicht als normales Milky Way herausstellte, sondern irgendeine komische Schokokaramell-Mischung) war es ein grossartiger Tag. Ich verbrachte Stunden damit die Südspitze der Sydneyer Bucht zu erobern, blütenüberwucherte und von Bäumen überschattete Felspfade entlang zu wandern, die an hübschen weissen Stränden mit blauen Wellen und kleinen Fischerhäfen vorbeiführten. Am Shark Bay kaufte ich mir ein frischgetoastetes Sandwich und setzte mich neben einen Landschaftsmaler an den Strand. Es war ziemlich windig, und überall balgten sich die weissen Möwen. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Meeridylle in der Schlussszene von Loriots “Papa Ante Portas”.
An manchen Stellen ging es über normale Straßen, an denen moderne Villen wie kleine Festungen mit perfektem Design und Hochsicherheitstoren residierten. Hier müssen Sydneys Stars und Millionäre wohnen. Am äussersten Ende der Südspitze gibt es keine Strassen mehr, nur noch Pfade, und am Ende steht ein kleiner, rotweisser Leuchtturm oberhalb der Klippen, an die unten tosend die Wellen krachen. Als ich dort ankam war meine Speicherkarte bereits voll und meine Beine taub vor Müdigkeit. Aber es half alles nichts, zurück in den Ort musste ich ja doch. Und was gibt es Besseres, wenn der Wind den ganzen Tag an einem gezerrt hat, die Sonne einen verbrannt hat und die Muskeln erschöpft sind als ein kühles Bier in Watsons Bay? Richtig, nichts.
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