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So ein Tag…

Mittwoch, November 26th, 2008 | Author:

Kühl, aprilmässig, seit Wochen. Ich wünschte das Wetter würde sich entscheiden, und ich könnte mich ENTWEDER an Winter ODER Sommer gewöhnen.

Zudem ist heute so ein Tag. Es gibt Tage, da schaut man aus dem Fenster und es fällt einem nichts ein, ausser dass es Tage gibt an denen man aus dem Fenster schaut und einem nichts einfällt. Das hier ist nicht so ein Tag. Dies ist ein Tag zum weinen und verzweifeln, ein Tag an dem ich feststelle dass ich möglicherweise 30% Steuern zahlen muss und statt unverschämten 20 Dollar die Stunde nur noch 14 verdiene, dass mein Hintern vom sitzen wehtut, dass ungefähr siebentausend Dokumente ausgefüllt und irgendwo hingeschickt werden müssen, wozu aber keine Zeit bleibt, und es viel mehr Spass macht Moe’s Fussballmannschaft zu unterstützen (wir haben 8:1 gewonnen und ich habe massgeblich zu Torchancen beigetragen), Opossums in Mülltonnen zu beobachten und die Küste entlang zu schlendern als zu arbeiten.

Das ist nämlich was ich quasi ununterbrochen mache, mir den Arsch abarbeiten (fuck! 30 % Steuern!!!), essen, schlafen und zählen. Ich zähle die Tage. Noch dreizehn Tage bis ich nach fünf langen Monaten endlich meinen Liebsten wiedersehe. Noch vierzehn Tage bis ich meine kleine Familie hier verlasse um auf Reisen zu gehen. Noch sieben Wochen bis ich endlich wieder zu Hause bin, bei meiner Familie und all meinen Freunden, die ich höllisch vermisse. Ich vergesse oft dass ich in einer fremden Sprache spreche, und trotzdem fehlt mir etwas.

Aber wie soll ich diese Stadt verlassen, wo man Takeaway für zwei fuffzig bekommt, wo Express-Busse (limited stops!) nach Avalon fahren und die Häuser von britischer Schnuckeligkeit sind, wo es mehr Konzerte in der Woche als Bushaltestellen gibt, wo alle Leute sich mit “Kumpel” ansprechen, wo überall Palmen und wuchtige alte Bäume stehen, wo man eine einstündige Massage für ein paar Dollar bekommt, in zehn Minuten am Strand ist (na gut, ok, in 20 Minuten) und überhaupt alles was man sich wünschen könnte weniger als eine Stunde entfernt ist?

Ich weiss nicht. Moe sagt dass nur zwei Dinge im Leben sicher sind: Der Tod und die Steuer. Vielleicht sollte ich aufs Geld pfeifen und die letzten Tage hier ein bisschen auskosten, meinen Kram regeln und so viel ausspannen wie ich kann bevor es auf die grosse Reise geht!

Die grosse Reise fängt am 10. Dezember an. Wir fliegen zum Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, und machen eine dreitägige Outbacktour. Nach Darwin können mich die extremen Temperaturen hoffentlich nicht mehr schocken. Mit einem Camper fahren wir dann neun Tage lang die Südküste entlang zurück nach Sydney, wo wir über Weihnachten bleiben. Nicole hat uns zu ihrer Familie eingeladen, was süß ist, aber fünf Kinder involviert… Letztes Highlight ist zwei Wochen Tasmanien und dann am 10. Januar meine Abschiedsparty.

Ich glaub ich muss meine Mama anrufen.

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Eckat gib ma ne Dichtung rüba

Dienstag, November 25th, 2008 | Author:

Folgende Dichtung ist eine temporäre Version eines sich seit zwei Jahren in Arbeit befindenden Werkes, welches mehrere Titel hat und mehreren Personen gewidmet ist und überhaupt noch nicht genau weiss was es mal werden will, mir aber doch sehr am Herzen liegt und durchaus noch wachsen will:

Wiegenlied

Der Himmel ist uns irgendwann mal
auf den Kopf gefallen.
„Es regnet wieder.“ Haben sie gesagt.
Stücke haben uns am Kopf getroffen.
„Welch ein Hagel!“ haben sie geklagt.
Die Fluten, die dich von mir fortgerissen,
Spülen jetzt noch sanft um meinen Fuß
Sie bringen hin und wieder mir ein Haar von dir.
Ich sammle Himmelsstücke, so zum Trost.

Die alte Kneipe hat noch immer auf,
in jener Gasse wo
von drei Laternen nur noch eine geht,
und jeden Abend um halb sieben
der alte Mann mit seinem Sack voll Steinen steht,
aus dem er jedem einen gibt
dem es zu leicht ums Herz ist.
Die Pflastersteine schweigen in der Dämmerung,
und alle Spuren die wir hinterliessen
hat morgens pfeifend jemand weggekehrt.

Der Wirt erinnert sich nicht mehr,
seit ihn neulich dieses Hagelkorn erwischte
und jeglicher Beweis dass wir je hier warn fehlt.
Und doch, auch wenn der Mond
der dunkle breite volle
Jetzt träge auf dem Grund des Flusses liegt,
von Sand und einem Damenfahrrad halb begraben,
so singt er immer noch sein Wiegenlied.

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Ihr Kinderlein kommet…

Sonntag, November 23rd, 2008 | Author:

Es weihnachtet sehr. Menschen trage kurze Kleidung und die Supermärkte sind voll amerikanischster Weihnachtsdekoration. Weihnachten isst man hier Fisch und anderes Meeresgetier, weil es angeblich zu warm für Braten ist. Das mit der Sommerhitze halte ich aber für ein Gerücht. Ja, vor ein paar Tagen war es mal zwei Tage heiss. Den Rest der letzten zwei Wochen hat es geregnet und war es kalt. So auch dieses Wochenende, an dem Nicole mich mit zur Central Coast nahm, wo sie herkommt. Leider hatten wir auf etwas besseres Wetter gehofft, und ich hatte Nicole geglaubt dass es trotz Regen auf jeden Fall warm sein würde. Leider war das nicht der Fall und ich fror mir zwei Tage lang rund um die Uhr den ab.

Trotzdem war es schön. Wir liefen stundenlang durch den Regen, einen Klippenpfad entlang, an dessen Rand im Busch schwarzverkohlte Bäume zwischen tausender schneeweissen Blumen hervorragten. Nach rechts sah man aufs weitoffene Meer, das in nebligen Dunst verschwand. Schroffe Schönheit und in Hauch düstere Mystik. An einer Felsküste beobachteten wir Pelikane und die schäumende Gischt, die meterhoch an den Klippen emporspritzt, und das Wasser, das durch die Löcher im Gestein gespült wird und über die Steine flutet. Aber ich will euch nicht mit Landschaftsbeschreibungen langweilen.

Eigentlich wollte ich mich beschweren, denn der Rest des Wochenendes war ein ziemliches Disaster. Dabei schien es Samstag noch recht vielversprechend anzufangen. Mein Chef nahm es gefasst hin, dass ich (kleine Notlüge miteingeschlossen) nicht dableibe, sondern zurück nach Deutschland gehe. Tapfer quälte ich mich durch drei weitere Fotoshootings mit Kleinkindern, die bespasst werden wollen, kreischen und weinen, Bälle werfen und zu der Kinder-CD herumhüpfen die ich schon das achte Mal diese Woche auf voller Lautstärke gehört habe. Dazu kommen die Eltern, die bei Laune gehalten werden müssen und sich nach einer zweistündigen Stresstortur noch in einem aufwendigen Auswahlprozess mit ungeschultem Verkauspersonal (Fotografen sind einfach keine Businessleute, und Cheffrauen immer zu geldgierig) für Fotos entscheiden müssen bei denen der kleinstmögliche Print 150 $ kostet.

Das kostet Nerven. Mit Freude sah ich dementsprechend einem entspannten Weiberabend an der Centralcoast mit Nicoles Freundin Shae entgegen, der viel gutes Essen und Wein beinhalten sollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht vorhergesehen dass Shaes hyperaktiver vierjähriger Sohn keinen Babysitter hatte, sondern aktiver, sehr lauter Teil unseres Abends sein würde. Der Kleine jellte alles was ihm einfiel (und das war eine Menge) in trommelfellzerfetzender Lautstärke heraus, und schon nach zwei Minuten im Auto betete ich, dass dies schnell ein Ende finden möge. Insbesondere hatte er sich den fruchtlosen Befehlston seiner Mutter angeeignet und gab seinen Wünschen laustark und von einem “NOW!” begleitet Ausdruck. Einzig wirksames Erziehungsmittel schienen gefakte Telefonanrufe der Mutter an die Polizei und Oma zu sein.

Verkaterte Mama und Kind hatten am nächsten Morgen Cornflakes zum Frühstück und mir war kotzeschlecht vor Hunger als wir nach elend langer Vorbereitung, Duschen, Anzieherei und Rumfahrerei in einem Cafe auch endlich etwas zwischen die Zähne bekamen.
Ich war heilfroh danach Mama und Kind zu verlassen, und war beruhigt das Nicoles kleine Nichte, die wir mit auf unsere Tour nahmen, ein ruhiges, nettes Kind ist. Ich war auch froh endlich im Zug zu sitzen, wo die anwesenden Kinder nicht zwei Stunden lang direkt in mein Ohr schrien, sondern ein paar Sitze weiter. Am allerfrohesten war ich aber als wir wieder in Sydney waren.

Meistens machen einen die Eltern und ihr Verhalten noch wütender als die Kinder. Unzählbare Male habe ich in den letzten zwei Wochen gedacht: “never!”. Aber was die ganze Situation vertrackt macht ist der andere Gedanke, dass man es selbst besser machen könnte, und wenn man all die wundervollen Familienfotos sieht, aus denen einen lachende Eltern (mit tiefen Augenringen die ich aber ja wegretuschiere) und süßeste Kinderlein anschauen, bekommt man doch manchmal ein oder zwei Sekunden lang Hormonwallungen…

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Ausfluk

Dienstag, November 18th, 2008 | Author:

Heute habe ich einen Ausfluk gemacht. Nachdem ich gestern meinen ersten freien Tag seit einer Woche in Selbstmtleid verbracht hatte, beschloss ich heute, mal eine Ecke Sydneys zu erkunden in er ich noch nicht gewesen bin. Das ist nicht sehr schwer, denn Sydney ist so gross dass man sein Lebtag braucht um alles zu sehen.

Zuerst stattete ich jedoch der deutschen Botschaft einen kleinen Besuch ab, zwecks Übersetzung meines Führerscheins. Die Gebühren werden geschickterweise nicht in Dollar berechnet, sondern in Euro, der Lappen kostet 30€ im aktuellen Wechselkurs, also fast 60$. Autsch. Aber ich tröste mich, man kann ja nicht immer vom Kurs profitieren. Von der Repräsentation unseres Landes, die sich zunächst auf einen kleinen, in typisch deutschem, zeitlos ockerbeigegrauen Amtdesign eingerichteten Warteraum beschränkt, war ich alles andere als begeistert. Dies lag nicht nur an der allgemeinen Einrichtung, sondern auch im besonderen an dem überdimensionalen Bild welches in besagtem Warteraum hing, und dessen Kompositions und dominierendes Muster nur mit allergrösster Mühe NICHT als Hakenkreuz gedeutet werden konnte. Vielleicht verleumde ich gerade grosse Kunst, vielleicht bin ich auch paranoid, aber diese Art von Assoziationen will man doch gerade im Ausland vermieden wissen. Jedenfalls darf ich jetzt überall in Australien Auto fahren… (rechts ist da wo der Daumen links ist, oder wie war das?)

Davon abgesehen dass ich schon bis dahin so viele Busse und Züge verpasst habe und soviel schief ging dass ich mir zum Trost ein Milky Way kaufen musste (was sich ärgerlicherweise nicht als normales Milky Way herausstellte, sondern irgendeine komische Schokokaramell-Mischung) war es ein grossartiger Tag. Ich verbrachte Stunden damit die Südspitze der Sydneyer Bucht zu erobern, blütenüberwucherte und von Bäumen überschattete Felspfade entlang zu wandern, die an hübschen weissen Stränden mit blauen Wellen und kleinen Fischerhäfen vorbeiführten. Am Shark Bay kaufte ich mir ein frischgetoastetes Sandwich und setzte mich neben einen Landschaftsmaler an den Strand. Es war ziemlich windig, und überall balgten sich die weissen Möwen. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Meeridylle in der Schlussszene von Loriots “Papa Ante Portas”.

An manchen Stellen ging es über normale Straßen, an denen moderne Villen wie kleine Festungen mit perfektem Design und Hochsicherheitstoren residierten. Hier müssen Sydneys Stars und Millionäre wohnen. Am äussersten Ende der Südspitze gibt es keine Strassen mehr, nur noch Pfade, und am Ende steht ein kleiner, rotweisser Leuchtturm oberhalb der Klippen, an die unten tosend die Wellen krachen. Als ich dort ankam war meine Speicherkarte bereits voll und meine Beine taub vor Müdigkeit. Aber es half alles nichts, zurück in den Ort musste ich ja doch. Und was gibt es Besseres, wenn der Wind den ganzen Tag an einem gezerrt hat, die Sonne einen verbrannt hat und die Muskeln erschöpft sind als ein kühles Bier in Watsons Bay? Richtig, nichts.

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Heimatschreibweh

Dienstag, November 18th, 2008 | Author:

Habe ich erwähnt, dass ich ein Paket bekommen habe? Nein, das ist gelogen, ich habe sogar ZWEI Pakete bekommen, und dazu noch am selben Tag! (Das war allerdings noch bevor ich in Selbstmitleid versunken bin). Ein Paket enthielt allerlei Zeugs, das garstige Mitmenschen mir geschickt haben um mir die Tränen in die Augen zu treiben und mich zu lauten Rührungsschluchzern (das liebe ich an der deutschen Sprache, man darf einfach Worte zusammen fügen die Sinn ergeben, nicht so wie bei diesen englischen Separatisten) zu bringen. Unter anderem Briefe mit Herzchen drauf, ein Frühstücksbrettchen mit einer Abbildung des Kölner Doms wie er gerade von UFOs umringt wird und ein Schlüsselanhänger fett mit dem Wort “Heimweh” bestickt…

Das zweite Paket enthielt ein Buch, “Ensel & Krete” von Hildegunst von Mythenmetz, übersetzt aus dem Zamonischen von Walter Moers, liebevoll mit allerlei kleinem Geschreibsel versehen. Und wie ich mir so fasziniert die mir bereits vertraute Karte von Zamonien anschaue, wo Atlantis liegt, die süße Wüste, die Finsterberge, Wolpertingen und was es sonst noch so gibt, da fällt mein Auge plötzlich auf einen kleinen Kontinent ganz unten rechts, der mir noch vetrauter ist als die übrigen Landstriche… Es dauert ein verwirrtes Kopfkratzen bis ich kapiere was denn “Australien” auf der zamonischen Landkarte macht, und dass es von den edlen Buchspendern handgemalt als individuelle Dekoration hinzugefügt wurde.

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Flohbisse

Montag, November 17th, 2008 | Author:

Zwei Wochen lang habe ich Flöhe gejagt. Dutzende muss ich ins Jenseits befördert haben. Doch wie eine Armee von Dämonen schienen es immer mehr zu werden. Irgendwann musste ich nur noch einen Fuß auf meinen Boden setzen und konnte mehrere Flöhe von meinem Bein zupfen, was mich dazu bewegt hat, für den Aufenthalt in meinem Zimmer Insektenspray aufzutragen… Flohbisse sind ja grundsätzlich nichts Schlimmes, sie beschränken sich meist auf die unteren Waden und jucken kaum. Aber so sehr ich das Alleine-schlafen satt habe, so wenig möchte ich mein Bett mit Lebewesen teilen die sich von mehr als mikroskopischen Mengen meines Blutes ernähren, was bisweilen zugegebenermassen einen gewissen vampiromantischen Charme hat, in diesem Falle aber einfach nur eklig ist.

Am Samstag wurde deswegen unser Haus mit Flohbomben gebombt, und im Zuge dessen auch unser Finanzjournalist zu einer Grundreinigung seines Zimmers gezwungen. Seitdem hat sich der Geruch wesentlich verbessert… Ich habe auch bisher keinen Floh mehr gesehen, aber ich träume nachts von ihnen.

Mein Chef hat bemerkt dass ich äusserst gut im Improfisieren bin, fotografieren, retuschieren und mit Kunden umgehen kann und setzt nun alle seine Hoffnungen in mich, auf dass ich bald den Privatkundenteil des Studios komplett übernehmen kann. Wenn wir beim Tee zusammensitzen gibt er mir Tips und verrät mir Techniken wie man die Leute vor der Kamera locker macht und wie man überhaupt das alles angehen kann. Dabei überträgt er mir immer mehr Verantwortung und befragt mich bei allem möglichen zu meiner Meinung.  So sehr mich das ehrt, so schlimm macht es die Situation, und ich muss seine Hoffnungen, jemanden gefunden zu haben der ihn langfristig in diesem Bereich ersetzen kann, alsbald zerstören.

Das Gute ist: Ich habe jetzt genug Geld um viel und oft raus zu gehen. Das Blöde ist: Ich arbeite die ganze Zeit, insbesondere am Wochenende. R. reist Ende dieser Woche ab, der Filmemacher ist in Berlin und ich muss mich mit der traurigen Realität anfreunden dass ich kaum Leute hier kenne und eigentlich nur darauf warte dass mein Freund Anfang Dezember nach Sydney kommt. Manchmal habe ich das Gefühl es könnte an mir liegen. Vielleicht checke ich mein Facebook-Profil nicht oft genug, oder tendiere zu sehr dazu den Kontakt mit Menschen die ich uninteressant finde oder bei denen ich mir nicht sicher bin was sie von mir halten auf Null zu beschränken. hm. Ich töte sogar die Wesen die mein Bett mit mir teilen. Es liegt wohl wirklich an mir.

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“Movember”

Montag, November 10th, 2008 | Author:

Hier ist übrigens gerade “Movember”. In diesem Monat lassen sich die Herren der Schöpfung einen Schnurrbart wachsen. Einem solchen Schnurrbartträger kann man dann Geld geben, welches der für wohltätige Zwecke weitergibt.

Das Ganze wird noch lustiger dadurch dass mein Mitbewohner Mo auch an der Aktion teilnimmt und wenn man ihn nach seinem Bart fragt immer nur die Schultern zuckt und sagt: “Movember.”

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Montag, November 10th, 2008 | Author:

Statt einem körperlich anstrengenden Job habe ich jetzt mal wieder einen “stundenlang-auf-den-Bildschirm-starr” Job. Nachdem ich mich am Wochenende beim Datenchaos/technisches Durcheinander bewältigen, Kinder fotografieren,  nervige Eltern beschwichtigen und Akkordretuschieren als unersetzlich erwiesen habe und zudem dank meines erfolgreichen Marketing-Kurses einige nützliche Vorschläge zu diversen Geschäftsfragen hatte, habe ich den Job nun sicher.

Persönlich frage ich mich ob ich nicht doch lieber irgendwo auf dem Land Kirschen pflücken sollte, da ist dann auch die Gefahr geringer das ganze Geld direkt wieder für Thai-Takeaway oder einen 17 Dollar Cocktail auszugeben. Das mit der harten körperlichen Arbeit hatte ich ja durchaus ernst gemeint. Zudem ist mein neuer Chef (wie mein alter)  nicht gerade gut für meine Figur, er hat mir nämlich dieses Wochenende ungefragt ein riesenhaftes Stück Schokoladenkuchen vor die Nase gesetzt, womit meine zweiwöchige Süßigkeiten-Abstinenz erstmal beendet war.

Das alles wird nicht besser davon wenn der Typ (Meine Freundin Bleilaus nennt ihren Freund “den Mann”, was wohl das einzige Psydonym ist mit dem sich jeder Freund anfreunden kann, und immer “main Froind” sagen nach Highschool-Mädchen klingt, aber meiner in diesem Zusammenhang nicht mehr verdient hat als “Typ” oder “Paul”) mich fragt was das Foto, das ich ihm gemailt habe, bedeuten soll.

“Ähm, ich dachte ich schick dir mal ein Foto von mir in meinem neuen Bikini… Du wolltest doch Fotos, oder?”

Typ: “Ja, aber doch nicht im dritten Monat!”

Ich wechsle jetzt mal unkommentiert das Thema. R. ist adelig, beidseitig sogar (also elterlicherseits). Das wusste ich ja schon länger, das “von” im Nachnamen impliziert es ja irgendwie. Manchmal darf sie deswegen auf Adelsbälle gehen, wo Leute mit Siegelringen rumlaufen, Standardtanzen und sich mit Etikette auskennen (und wahrscheinlich insgeheim ihr Wappen auf den Arsch Hintern tätowiert haben, damit man sie auch als adelig erkennt wenn der Ring mal verloren geht). Das “von” führte aber auch dazu, dass einige Mitschüler damals ein wenig R.’s Stammbaum recherchierten und ihr im Abijahrbuch offenbarten dass sie irgendwo an vierhundert und xter Stelle in der englischen Thronfolge steht. Dazu machten sie das solidarischen Angebot ihr zu helfen die 400-nochwas Leute abzumurksen und Queen zu werden, was ich sehr nett finde. Ich schätze ich habe 400-nochwas Leute vor mir um Schmuddelkindkönigin zu werden, womit R. und ich uns dann wundervoll ergänzen.

Meine Zeit hier läuft davon, immer schneller.

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whata wank

Donnerstag, November 06th, 2008 | Author:

15 recommended for mature audiences only, contains mild coarse language and adult themes.

Nicht nur hat Obama diese Woche die Wahl zum Präsidenten gewonnen, was wir gestern abend gefeiert haben (obwohl ich eher gefeiert habe dass Bush weg ist und McCain NICHT gewonnen hat), es fand auch das grösste Pferderennen Australiens am Dienstag in Melbourne statt. Grund genug für halb Sydney sich in Cocktailgarderobe und Hüten gesellschaftlich zu verausgaben und trotz Finanzkrise die Dollars für Wetten aus dem Fenster zu schmeissen. Sogar Moe hat 85 Dollar gewonnen!

Was mich aber ein bisschen verstört und angewiedert zurück liess waren die Resultate meiner Recherchen darüber, wie die Jockeys es schaffen ihre Körpergewichte zu halten – jedes Pferd hat je nach Alter, Klasse, Geschlecht, Rennstrecke und so fort ein Maximalgewicht was erlaubt ist, und das lag beim Melbourne Cup um die 50 Kilogramm, kann aber bei normalen Rennen noch niedriger sein. Klein sein reicht da nicht! Um Gewicht zu verlieren hungern sich viele Jockeys hab zu Tode, haben Magersucht oder noch häufiger Bulimie. In den Umkleiden gibt es deswegen sogar auf vielen Rennstrecken spezielle Becken für das Erbrochene, was viele Jockeys nach einigen Trainingsjahren auch völlig ohne Zuhilfenahme des Fingers ans Tageslicht bringen können… *uärgh* Weitere beliebte und verbreitete Methoden zur Gewichtsabnahme sind übermässiges Schwitzen in Saunas, heissen Boxen und Gummianzügen sowie die Einnahme von Abführmitteln, Appetitzüglern und Sonstigem.

Das alles tun sie um sich dann auf ein nervöses Riesenvieh zu setzen das gemeinsam mit vielen anderen Riesenviechern mit 50-60 km/h zur Belustigung von dicken reichen Männern eine Rennstrecke entlangpest. Ein Sturz zieht fast zwangsläufig schwere körperliche Verletzungen mit dauerhafter Behinderung oder Todesfolge nach sich, dementsprechend hoch sind die Versicherungssummen und dementsprechend verzweifelt sind die Jockeys zu gewinnen. Aber das alles zeigt das Fernsehen nicht, es zeigt nur High Society Schönheiten mit extravaganten Hüten, reiche dicke Knacker und Sport.

Naja, wie sagt man: Jeder ist seines Glückes Schmied.

Ich habe gestern zum Beispiel acht Stunden ohne Pause retuschiert. Hinterher tat mein Arm weh und mein Magen war flau weil ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Meine Arbeitsmethoden sind wohl auch nicht die Humansten. Ranzi und der Chef haben wohl ein etwas angespanntes Verhältnis weil Ranzi ein unzuverlässiger, selbstgerechter Südamerikaner ist der sich benimmt als gehöre ihm das Studio und als wäre der Chef nur ein dummer alter Knacker. Es ist anzunehmen dass dieser tatsächlich in seinen Methoden ein wenig eingefahren ist, aber da ist ein ungesundes Arbeitsverhältnis am brodeln, dass sich gerade seinem Ende nähert.

Heute abend wird der Noel Chettle Art Price verliehen. Das heisst ich darf mich endlich mal wieder gesellschaftlich anerkannt völlig schwarz anziehen, extravagant schminken und antiken Silberschmuck tragen, um mit einem Gläschen Champagner durch die Gegend zu flanieren und die Künstlerin zu geben. Mit ein wenig Fortüne gewinne ich sogar etwas, wenn nicht kann ich mein “Werk” vielleicht trotzdem für ein paar Dollar verscherbeln. Da ich das Werk aber selbst nicht gerade für mein Schönstes halte wiege ich mich nicht in unnützen Hoffnungen.

Was ich allerdings hoffe ist dass die 2. Reparatur die heute morgen um sieben Uhr an unserer Toilette durchgeführt wurde, endlich erfolgreich war und wir nicht durch eine Pfütze waten müssen wenn wir das Badezimmer benutzen wollen. Ausserdem bekommen wir heute einen neuen Herd, was unser aller Kochkünste stimulieren und in neue Höhen katapultieren wird! Und doch, wir besitzen  so ziemlich die besteingerichteteste Studentenküche in ganz Sydney, aber unser Wasserkocher ist immer noch ein Haufen rottendes Plastik. Vielleicht ist der neue Herd ja ein Ansporn einen neuen zu kaufen.

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Von Sternen und Pixeln

Dienstag, November 04th, 2008 | Author:

Wenn man Ferien hat und nicht so richtig laufen kann und auch nicht so richtig viele Leute bis gar keine kennt, dann kann es einem mies gehen. Meiner Freundin Bleilaus ging es auch mies, aber die kann sich zum Trost mit belgischer Schokolade eindecken. Joghurt mit Banane tröstet nicht so wirklich, wohl aber viel Wodka Cranberry zu dem mich mein Mitbewohner Ross netterweise einlud. Das eingeladen werden indiziert schon das nächste Problem, nämlich einen substantiellen Geldmangel, welcher sich äussert in standhaften Weigerungen seitens des Geldautomaten irgendetwas ausser 20 $ auszuspucken. Ich besitze also 20 Dollar in bar, während Einkünfte erst am 15. zu erwarten sind.

Das ist ein guter Grund sich ins Bett zu legen und das ganze Wochenende zu verschlafen. Am Samstag morgen kam ein Anruf. Aus reinem Übermut hatte ich mich als qualifizierte Bildbearbeiterin in einem Fotostudio beworben, und wurde nun tatsächlich zu einem Gespräch am Dienstag eingeladen. Als ich meinen potentiellen Arbeitgeber recherchierte musste ich feststellen, dass es sich um eines der renommiertesten Fotostudios in ganz Sydney handelt, dessen Fotograf etliche Preise gewonnen hat und für fette Firmen arbeitet….Das ganze restliche Wochenende verbrachte ich damit irgendwelche Photoshoptutorials aus dem Internet durchzugehen und mir Fragen verschiedener Art zu stellen:

Wie kann ich verheimlichen dass ich nicht einmal weiss wozu Alphakanäle gut sind? Wieviel Ahnung muss man als Retuschiererin von Farbwerten, Rohformaten und Auflösungsverhältnissen haben und wieviel Ahnungslosigkeit kann man würdevoll verschleiern? Kann ich meinen Photoshop-Guru Andi anrufen und um Hilfe flehen? Kann ich es schaffen meine linke Hand am Keyboard zu halten und extensiven Gebrauch von tollen Shortcuts zu mimen?

Und noch viel interessanter: Wie kann ich verheimlichen dass das Fotostudio in dem ich damals mein Praktikum gemacht habe ein unorganisierter Haufen ist der von Improvisation lebt, und improfisieren (improvisieren um wie ein Profi zu erscheinen) wahrscheinlich das Substantiellste ist was ich dort gelernt habe? Wie kann ich glaubwürdig herüberkommen wenn ich tief in meinem Herzen die Sünde trage zu wissen dass ich in fünf Wochen eine Australienreise plane und den Job wieder hinschmeisse, und wieviel Geld kann ich eigentlich verlangen, falls ich nicht schon in der Tür ausgelacht werde? Zufällig fand ich mein Horoskop in der Sunday Life Magazine, welches besagte:

“Your week begins for real on Tuesday, as you break out of a sleepy start. As your ruler, the moon, moves on, your spirits lift and you find your emotional centre. Talking to people in power positions with professional secrets to share, you strike a quid pro quo. An attractive trade-off depends on appreciating your own talents and earning what you are worth. Trust your negotiation skills to hit the right pitch.”

Na dann nichts wie auf! Ich war natürlich viel zu früh und während ich in einem Cafe noch einen Tee trank prüfte ich zum x-ten Mal ob ich nicht zu ranzig aussah. An der Theke stand ein Typ, der aussah als hätte er sich bunte Designerklamotten gekauft und mit einer Schere zerfetzt. Ich befand dass ich nicht im mindesten ranzig aussah und machte mich wohlgemut eine halbe Stunde später auf zum Studio. Wer machte mir die Tür auf? Mr. Ranzi.

Machen wir es kurz, ich hab den Job. Mit leichtem Amüsemang musste ich feststellen dass überall nur mit Wasser gekocht wird, und wahrscheinlich alle kreativen Fotostudios dieser Welt die gleichen eingefahrenen Chefs mit Rechthaber- und Kontrollwahn inclusive Macinstoshparanoia haben, die gleichen Datenprobleme und die gleichen versackten Angestellten… Und von solcherlei Dingen habe ich verdammt viel Ahnung… :-)

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