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Archive for Oktober 16th, 2008

Kakadu 01

Donnerstag, Oktober 16th, 2008 | Author:

Also das ist erst der erste Tag von Dreien und es ist schon ein ziemlich langer Eintrag, ich hoffe also euer Interesse nicht überzustrapazieren. Dafuer gibt es Fotos!

Aaaaalso.

Sonntag, 29.09., wir rufen bei Wilderness Adventures an um unsere Tour bestätigen zu lassen. “Gut dass ihr anruft!” sagt die Frau am anderen Ende. Die von uns gebuchte Tour – 2 Tage Kakadu Nationalpark + 1 Tag Litchfield Nationalpark – wollte nämlich aus irgendeinem dubiosen Grund niemand ausser uns machen, wir koennten aber zum selben Preis an der teureren 3 Tage Kakadu-Tour teilnehmen.

R. und mir ist als gewieften Marketing-Studentinnen die wachsende Bedeutsamkeit von Kundenzufriedenheit fuer erfolgreiche Unternehmen nicht unbekannt, also gehen wir persönlich bei der Rezeption vorbei (die praktischerweise genau gegenüber unserem Hostel lag) und gucken ein bisschen unzufrieden. Daraufhin bekommen wir von der netten “Dame” nicht nur unsere Campinggebuehren und Schlafsackleihgebuehren erlassen, sondern auch noch eine 90$-Litchfield Tagestour fuer 60$ obendrauf, womit wir insgesamt fuer den Preis von einer ollen Tour zwei tolle Touren bekommen. Unnetterweise sagt sie uns allerdings die falsche Zeit, so dass wir am naechsten Morgen von unserem Tourguide, einem weiblichen Crocodil Dundee, unsanft von unserem Fruehstueck entfernt werden und um halb sieben mit ungeputzten Zaehnen und vollem Darm bei angenehmen 28 Grad in den Jeep steigen.

Nach einer Stunde Fahrt, in denen sich die neun Mitreisenden verstohlen beaeugen und die ueblichen Fragen nach woher und wohin und wieso und ueberhaupt stellen, biegen wir auf einen roten Sand- und Schotterweg ab. “Wallabees everywhere!” kuendigt unser Guide Jen an. Wallabees sehen aus wie Baby-Kaenguruhs. Rauh und etwas melancholisch entschuldigt sie sich auch schon mal dafuer falls sie eins platt faehrt, denn der Sand ist sehr rutschig und bremsen oder ausweichen zu gefährlich. Alle sehen Wallabees, nur ich bin blind. Der Weg fuehrt uns zu unserem ersten Halt, dem Corroborree Billabong. Hier sieht es endlich mal richtig ‘australisch aus’, wie in Crocodil Dundee. Auf einem Parkplatz stehen verstaubte Jeeps und Tonnen, drumherum nur Wildnis. Ein braungebrannter, gemuetlicher Typ namens Ted schifft uns mit ein paar anderen Touris auf ein Boot und warnt uns unsere Arme und Koepfe und sonstigen Koerperteile im Boot zu lassen.

Ploetzlich sichten wir ein riesiges Tier, das aussieht wie ein Minisaurier. (Sorry Leute, ich hab echt keine Ahnung von Reptilien, aber es gibt ein Foto). Jen und Ted sind voellig aus dem Haeuschen, seit zwei Jahren haben sie keines mehr gesehen. Vor einigen Jahren wurde naemlich eine Froschart hier eingefuehrt die irgendeine laestige Insektenart plattmachen sollte. Leider produzieren diese aeusserst reproduktiven Froesche ein Gift, das auch fuer grosse Tiere toedlich ist und schon alle moeglichen liebenswerten Tierarten hier ausgerottet hat.

Kaum dass wir abgelegt haben sichten wir schon das erste Krokodil, das faul auf einer Sandbank herumliegt und nicht so richtig gefaehrlich aussieht. Auf eine Demonstration verzichte ich natuerlich gerne. Wir sehen nochmehr Krokodile die um uns herumschwimmen und darauf warten dass der italienische Skilehrer weiterhin versucht R. und mich zu beeindrucken und seinen knackigen Arm noch ein bisschen weiter rausstreckt. Ted erklaert uns die ganzen Vogel- und Tierarten, und es gibt tatsaechlich unglaublich viele seltsame und wunderschoene Voegel hier, grosse Adler die Nester von 5 Metern Durchmesser bauen, kleine Voegel mit grossen Fuessen die ueber die Blaetter der Seerosen und Wasserlilien laufen, eine riesige Voegelin die ihre schwarzglaenzenden Fluegel in der Sonne trocknen laesst. Endlich sehe ich auch ein kleines Wallabee am Ufer sitzen. Dann fahren wir in einen gruenen Blaetterwald gespickt mit rosanen Lilien der ueber unser Boot hinauswaechst. Es ist wunderschoen.

Nach der Bootstour geht es direkt weiter. Anderthalb Stunden sitzen wir im Jeep, draussen ist es um die 39 Grad. Die Wege werden immer rumpeliger und immer staubiger und unsere Sachen werden von einer feinen Schicht roten Staubs bedeckt. Am Wegesrand haben Termiten meterhohe Kathedralen gebaut, überall ragen ihre Türme in die Luft, manche sind bis zu fünf Metern hoch. Schliesslich kommen wir an einen breiten Fluss, den South Alligator River. Er fliesst flach ueber Steine und glitzert verfuehrerisch in der brennenden Mittagssonne. Jen steuert den Jeep direkt in den Fluss hinein und wir rumpeln samt Anhaenger durch die tiefe Furt auf die andere Seite, wo wir im Schatten eines maechtigen, knorrigen Baumes eine Lunchpause machen. Jen, die drei Jahre lang mit Krokodilen gearbeitet hat, warnt uns. Mindestens zweieinhalb Meter Abstand vom Wasser halten. Erst letzte Woche hat genau hier ein 5 Meter langes Krokodil gelegen. Also Sandwiches und kein Wasser fuer uns und Wasser aber kein Mittagessen fuer die Krokodile.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt und ein paar Hundert Metern auf einem Steg durch Sumpf und Dschungel mit etlichen Krokodilwarnschildern kommen wir an einen gruenblauen, klaren See, von schwarzen Felswaenden umgeben und mit einem kleinen Wasserfall am Ende. Hier, in Maguk Falls, duerfen wir endlich schwimmen, so lange, bis mir tatsaechlich ein bisschen kalt ist. Wir treffen andere Touren, die hier auch Halt machen, auch wenn Jen versucht ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie begruesst die anderen Guides wie andere Leute sich auf dem Campus oder beim Einkaufen begruessen. Allerdings ist es ihre letzte Tour, und so geben die meisten ihr noch gute Wuensche auf den Weg. Sie wird mit ihrem Mann, den sie wegen des Jobs (er hat den gleichen) teilweise monatelang nicht sieht, Island und den europaeischen Kontinent bereisen. Eine grosse Stadt hat sie noch nie wirklich gesehen, sie hat ihr Leben lang in Afrika, Asien und Australien mit Tieren gearbeitet.

Unser letzter Stop an diesem Tag ist Nourlangie Rock. Die Sonne schwebt gleissend ueber dem Horizont. Wir steigen hoch bis zum Aussichtspunkt, doch Jen fuehrt uns weiter durch Gebuesch und Gestein. Unter einem Steinhang zeigt sie uns ueber 50.000 Jahre alte Salzwassermalereien von Aboriginals. Der Felsen ist ueber 2,5 Billionen Jahre alt, das sind 2/3 der gesamten Existenz der Erde. Ein Zeitraum der fuer Menschen (ausser wahrscheinlich meinen alten Freund Daniel ;-) ) kaum begreiflich ist. Auf der Spitze angekommen duerfen wir uns endlich umschauen. Um uns herum Nichts. Unendliche Weiten, hunderte von Kilometern von Wald und Steppe. In weiter Ferne die Felsen des Arnhem-Land Escarpements. Jenseits davon duerfen Weisse nicht hin. Von hier aus sieht man kein Anzeichen fuer Zivilisation, wir sind mitten im Nirgendwo. Irgendwo steigt eine weisse Rauchwolke von einem Buschfeuer auf. Dieser Ort zieht einen mit Gewalt in seinen Bann.

Die Sonne sinkt schnell, blutrot und wunderschoen. Jen erzaehlt uns von der Entstehung des Nourlangie Rock in den Geschichten der Aboriginals. In der Traumzeit, der Entstehungszeit der Welt, wanderten zwei Wallabees, ein Maennchen und ein Weibchen, hier entlang. Sie ruhten an diesem Ort, und das Maennchen verwandelte sich in Stein. An der Stelle wo das Weibchen lag, dort, am Fusse des Berges, sieht man nun einen kleinen Billabong (See).

Sobald der letzte Zipfel der Sonnenscheibe verschwunden ist machen wir uns auf den Weg nach unten, schnell und zielstrebig. Im Dunkeln hier festzusitzen ist nicht besonders wuenschenswert. Zu unserem Camp sind es nur noch zwanzig Minuten durch die Dunkelheit. Wir bauen ein paar Zelte auf, Jen kocht Hackfleisch und Gemuese fuer Boritos ueber dem Feuer und wir geniessen erstaunlich saubere und luxurioese Duschen. Der Sternenhimmel erschlaegt uns fast, R. und ich lassen das Ueberdach von unserem Zelt weg und schlafen mehr oder weniger fest im Sternenschein und unter dem Geraschel und Gezirpe des Buschs ein.

Category: kath goes australia!, Reise Weise | 3 Comments