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Auenland goes Phillipines

Montag, Februar 22nd, 2010 | Author:

Eine Woche mit Io auf Dreh in Hamburg, zwischem exzellentem Hotelfrühstück, belegten Brötchen und Fastfood. Der Schnee liegt in meterhohen Wällen an den Strassenrändern, auf den Nebenstraßen dezimeterdickes Eis mit tiefen Rillen. Auf der Alster kann man herumlaufen, ich würde gerne einen Schneemann bauen, aber meine Stiefel sind schon nass. Als es taut, läuft eine Strasse in der Nähe voller Wasser, die gesamte Nachbarschaft patscht in Gummistiefeln und mit Schaufeln bewaffnet durch die riesige Eispfütze und sucht irgendwo unter den vereisten Schneewällen nach den Abflüssen.

Wir gehen in eine Karaokebar auf dem Kiez, ich blamiere mich fürchterlich mit alten Schnulzen, aber dazu sind Karaokebars ja da. Mein schlimmster Alptraum: Jemand singt meine eigenen Lieder besser als ich. Das Schlimmste daran ist, dass die Wahrscheinlichkeit enorm ist. Io sagt ich soll an Bob Dylan denken, viele seiner Songs sind auch nur durch andere Sänger berühmt geworden.

Die Kinder der Leute bei denen wir drehen sind zuckersüß. Selbst die Männer im Team wollen plötzlich alle Nachwuchs haben. Einzige Unannehmlichkeit: Die lieben Kleinen sind krank und laufen wie kleine Bazillenschleudern hustend und schniefend durch die Gegend, patschen einem ins Gesicht und wollen, dass man ihren Lolli probiert.

Jetzt sind Io und ich fürchterlich erkältet, aber morgen früh geht es direkt um halb sechs weiter auf die Phillipinen. Dort sind es zur Zeit verlockende 31 Grad, allerdings muss man erst eine 2-Tagesreise in schleimhautunfreundlichen Flugzeugen, überklimatisierten Schiffen und rumpelnden Jeeps hinter sich bringen ehe man dort ist. Alle sagen “wie toll!” und wie sehr sie mich beneiden, und ich fühle mich unglaublich undankbar. Doch, ich freue mich sehr, aber meine bescheidene Gage ist für mich kein Bonus, sondern Schmerzensgeld für die Reise.

Ich fühle mich ein bisschen wie Frodo Beutlin, der Hobbit aus Herr der Ringe. Ich sehne mich ständig nach dem Auenland, meinem gemütlichen Heim, regelmäßigen Mahlzeiten, viel Natur und einem berechenbaren Tagesablauf, aber ständig kommen mir dabei irgendwelche Abenteuer und gefährlichen Unternehmungen in den Weg. Aber wie die Bewohner meiner Wahlheimat Rock-City immer sagen (und was auch Galadriel zu Frodo gesagt hätte wenn sie die Elbenkönigin von Rock-City wäre):

Wer weiss wofür et jut is… :-)

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Bambushüttenträume

Donnerstag, Februar 04th, 2010 | Author:

Dies sollte nie ein Jammerblog sein, sondern einen humorvoller schriftlicher Blick auf das Leben. Leider ist mit dem Verlust meiner Wahlheimat God-City, dem Abbruch des sinnlosen Studiums, dem Verlust von Jobs und Zukunftsperspektiven auch der Humor etwas verlustig gegangen.

Um mein Elend nicht wie viele andere Depressive ellenlang auf irgendwelchen Bahnschienen auszubreiten, habe ich die Beine in die Hand genommen und mit Sport und Therapie gegengesteuert. Der Gedanke, eventuell Psychopharmaka nehmen zu müssen, führte zu einer spontanen Schockheilung. Ich nehme nicht mal Aspirin wenn ich Kopfschmerzen habe.

Alternative: Jeden Tag eine Stunde spazieren, Omega-3-Fettsäuren in medizinischen Dosen (in Ländern in denen viel Fisch gegessen wird gibt es kaum Depressionen, und Studien belegen mittlerweile eine deutliche antidepressive Wirkung) und Akupunktur. Das Schwierigste ist dabei wohl, die Angst vor der Zukunft zu verlieren und die Dinge so zu nehmen wie sie eben kommen.

Mittlerweile habe ich beschlossen viel Geld und Zeit zu investieren und noch einmal ein neues Bachelorstudium im Fach Psychologie zu beginnen (nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass man tatsächlich die knallharte Wissenschaft mit biologischen und neurologischen Aspekten lernt, und kein Hausfrauenwischiwaschi!). Bis dahin nutze ich die Zeit, um die Dinge zu tun, die man sonst wohl nie tun kann:

  • Theater spielen (gestern war die Premiere, es ist aufregend, und ich habe so etwas wie eine kleine Familie gefunden ;-) Wir spielen diese Woche jeden Abend, ständig sind Leute um einen und die Zeit vergeht wie im Flug)
  • Lieder schreiben und komponieren (ich werde schon von betrunkenen Semistars angesprochen, die mir begeistert um den Hals fallen und schwören, dass sie mich “ganz groß” machen werden… ;-) Immerhin, demnächst wird ein Demo aufgenommen und Kontakte entstehen…)
  • bei einem TV-Beitrag mitspielen (dafür geht es auf die Phillipinen! Zuerst habe ich mir Sorgen um das Geld gemacht und mich vor dem Flug gefürchtet und vor dem Drehstress. Aber nun habe ich beschlossen, noch eine Woche länger da zu bleiben. Ich werde ganz allein am anderen Ende der Welt in einer Bambushütte in einem kleinen Fischerdorf wohnen, vor Hitze eingehen, Cocktails schlürfen, meine Zehen in den Sand graben, jede Menge exotisches Zeug mit Reis essen und mit einem stinkenden Moped durch den Urwald tuckern; Wasserfälle und Tiere bestaunen, Nichtstun und vielleicht einfach da bleiben…;-) )

Es wird also viel zu berichten geben. Wie es wird und was aus mir wird, weiss ich noch weniger als vor einem Jahr, aber ich glaube ich finde Gefallen daran. Vielleicht habe ich doch zu viel geplant und zu wenig gewagt…

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Ferien auf dem Land

Donnerstag, Juli 16th, 2009 | Author:

Anlässlich meiner Ferien habe ich mal meine Verwandtschaft auf dem Lande besucht. Praktischerweise wohnen Schwester, Mutter, Stiefvater, Onkel, Tanten und Grosseltern alle im Umkreis von zwei Kilometern.

Die ländlichen Umstände tragen insbesondere deswegen zum Wohlbefinden bei, weil sie sich so hervorragend zur Leibesertüchtigung eignen: Vor dem Grossvater flüchten, der mein Gesichtspiercing gern mit einem Seitenschneider entfernen würde, eine Stunde zu Fuß in den nächsten Ort zum Geldautomaten oder mit dem Hightech-Mountainbike meiner Schwester mit 40 km/h über hügelige Waldwege brettern.

Abends vor dem Fernseher – den ich zu Hause nicht besitze – durfte ich dann feststellen, dass man statt mühseligem Krimilesen auch einfach CSI  o. Ä. gucken kann. Leider ist der Effekt nicht ganz so tiefschürfend wie bei Büchern, die Spannung nicht so ausgereift und nervenaufreibend und die romantischen Stellen etwas oberflächlicher. Dafür bekommt man einen Fall in einer Stunde durch und muss keine ganze Nacht durchlesen bis man endlich weiss wer der Bösewicht ist.

Ich beschwere mich ja nur ungern schriftlich, besonders öffentlich, aber falls ich meinen Magenbeschwerden bald tödlich erliege, sollten die Leser dieses Blogs wenigstens wissen, warum ich nichts mehr schreibe. Seit meinem Türkeiurlaub plagen mich fürchterlichste Beschwerden, die den Verzehr von süßen, scharfen, blähenden, milch- oder fetthaltigen sowie in irgendeiner Form reizenden Sachen unmöglich machen. Richtig, ich ernähre mich von Zwieback und gedünstetem Gemüse – ohne Pfeffer und Knoblauch. Schande. Die schlimmste Plage aber ist, dass mich unsäglich verlockende Vorstellungen von Pommes, Woppern, Himbeertorte, Pasta mit Knoblauch-Sahnesauce, thailändischem Gebratenen und Käseaufläufen in den Wahnsinn treiben. Das wurde noch dadurch verschlimmert, dass die Wohnung meiner Schwester von Rezepten, Kochbüchern, Weinführern und Gewürzlexika nur so überquillt. Wenn man nachts vor Bauchschmerzen nicht schlafen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als mundwässernde Rezepte zu stöbern um sich wieder in den Schlaf zu lullen.

Ich glaube das rechtfertigt einen Arztbesuch. Entweder die Magenschmerzen müssen weg oder mein monstermäßiger Appetit. Mein Stiefvater mutmaßte schon dass ich an einem Bandwurm litte. Offensichtlich ist der Bandwurm ein ausgewiesener Freund von Walnusseis und Schokocrossies und versucht mich mit allen Mitteln zu bezwingen. Ich weiss nicht, wie lange ich es noch aushalte…

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Hayır, teşekkürler!

Sonntag, Juni 28th, 2009 | Author:

Meine Türkischsprachfetzen sind mittlerweile ganz passabel, und wenn wir Essen gehen freuen sich die Türken jedes Mal ein Bein ab. Dabei sprechen in İstanbul sehr viele Englisch und auch Deutsch. Auf dem Bazar wird man so lange in verschiedenen Sprachen angequatscht bis man reagiert und dann überredet etwas zu Essen, Schmuck, D&G Schuhe, Ledertaschen oder Teppiche zu kaufen. Hier erweist es sich als aeusserst wirkungsvoll das türkische Zauberwort “Hayır, teşekkürler” zu beherrschen – “Nein Danke!” Die Grenzen zwischen kulturell bedingtem Service und Manipulation von unbedarften Touristen sind hier fliessend…

Vom Essen hatte ich mir viel erhofft, und schon vor jedem Landeskontakt schon geschwaermt: Frisches Gemüse, Fisch, Olivenoel, reichhaltige Gewürze… Auf gewisse Weise haben sich diese Erwartungen bewahrheitet, aber nıicht ganz so wie erhofft. Denn es gibt all diese Dinge, und zwar nur diese Dinge. Obst und Gemüse sind entweder roh, in Unmengen Oel zur Unkenntlichkeit verkocht oder auf dem Grill ohne Gewürze angesengt. Die Hauptspeise ist totes Tier, was bei übermaessigem Genuss eher schwer verdaulich ist und nur durch scharfgewürzte Dips zum Rutschen gebracht werden kann. In teureren Restaurants isst man Fisch, Algen und Salat, der selten kreativ zubereitet ist und grundsaetzlıch aus Blattsalat, Tomaten, Gurken und Petersilie besteht. Ansonsten gibt es auch dort nur Köfte und die üblichen Verdaechtigen.

İch sage es nicht gerne und wünschte es waere anders, aber man kann es nicht anders sagen: Die türkische Küche ist primitiv und hat sich vom einfachen Bauernessen kaum kulinarisch weiterentwickelt. Das erklaert auch, warum man hier starken Kaffee oder Tee trinken muss, damit der Magen überhaupt eine Chance hat mit all dem fertig zu werden. İch jedenfalls freue mich sehr auf ordentliche Pasta mit ordentlich prozssierten Zutaten in einer sorgfaeltig abgeschmeckten, raffinierten Sosse!

Zum Glück sind wir als Dank für die von mir verfassten İnternettexte (www.gut-schlottfeld.de) wieder bei Jan eingeladen und dürfen uns auf kunstvolle französisch-thailaendische Kreationen und vernünftigen Wein freuen… Wenn mein Magen sich erholt hat können wir dann auch wieder den Türken bei uns um die Ecke mit unseren neugewonnenen Sprachkenntnissen beeindrucken und verkochte Auberginen in öliger Sosse mit schwarzem Tee dazu schlemmen.

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Basmane Gar

Sonntag, Juni 28th, 2009 | Author:

Ephesus: Viele kaputte Steine. Eindrucksvoll und Touristenvoll, und wahrscheinlich ist das türkische Kulturamt die reichste Behoerde im ganzen Land. Und, wie man an den angelegten Besucherpfaden über freigelegte Mosaike sehen kann, auch die einzige İnstitution die strategisch und vorrausschauend bauen kann, mit gleich grossen Treppenabstaenden und so… Als ambitionierter Heimwerker und Pedant gewoehnt sich mein Vater kaum an das fehlende Konzept was Bau und Funktion von so ziemlich allem im Haus angeht (Waende, Treppen, Statik, Richtung der Wasserhaehne, Lichtschalter, Strom- und Wasserversorgung im Allgemeinen).

Doch nicht nur beim Bauen sind dıe Türken kreativ. Auch beim Autofahren gilt: Man faehrt wo Platz ist und wo man hinwill. İch habe auf dem Beifahrersitz mehrere Beinahe-Herzstillstaende nur gerade so überlebt (Io sass entspannt auf der Rueckbank). Lobend muss man allerdings sagen dass zumindest in İzmir trotz des Chaos eine ausgeglichene Stimmung herrscht und kaum jemand hupt oder sich aufregt. Das ist in İstanbul schon anders…

Aber dass wir überhaupt in İstanbul sind, kommt einem Wunder gleich. Als wir naemlich Dienstags versuchten unsere -faelschlicherweise auf Mittwoch ausgestellten- Tickets für Donnerstag umzutauschen teilte man uns mit, dass der Computer kaputt sei und wir morgen wieder kommen sollten. Also mühten wir uns Mittwochs im Morgengrauen wieder eine Stunde lang durch den Stadtverkehr zum Başmane Gar, dem Bahnhof. Dort teilte man uns mit, dass leider der Computer kaputt sei und wir morgen wiederkommen sollten. İn dem Augenblick kam ein junger Amerikaner, der zwei Tickets für die Faehre haben wollte, die er wegen dem Computerproblem allerdings auch nicht bekommen konnte. Die Dame am Schalter entriss uns kurzerhand unsere Tickets und drückte sie ihm in die Hand, woraufhin er erleichtert zum wartenden Bus rannte. Wir bekamen unser Geld zurück und standen wieder ohne Tickets da.

Nachdem wir ein paar Stunden etwas ratlos durch die Stadt geirrt, kehrten wir nochmal zum Bahnhof zurück. Dort wurden wir strahlend mit der Frage “tommorrow?” empfangen, und einem reparierten Computer, der innerhalb von Sekunden die langersehnten und umkaempften Tickets ausspuckte.     

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Sommer Palmen Sonnenschein…

Dienstag, Juni 23rd, 2009 | Author:

…was kann schöner sein? Io und ich versuchen seit Tagen einfach nur am Pool rumzuliegen, aber irgendwie enden wir doch damit die Gegend anzugucken, in irgendwelchen Cafes türkischen Tee zu trinken oder den Basar zu durchstreifen. Hier ist es 30 Grad, staubig, meerig und wunderschön, und es gibt herrlichen gegrillten Fisch.

Übermorgen geht es nach einer Woche Izmir weiter nach Istanbul. Die Reiseorganisation war nicht ganz einfach, weil es keinen direkten Zug gibt. Also geht es mit dem Bus zu einer benachbarten Bahnstation, von dort mit dem Zug zur nördlichen Küste und dann mit der Fähre rüber nach Istanbul. Eine großartige Reiseplanung, die Abenteuer verspricht. Wir haben jetzt schon festgestellt, dass unsere Tickets auf den falschen Tag ausgestellt sind und hoffen auf die Unkompliziertheit der Türken die dreiseitigen Dokumente nochmal zu ändern. Heute geht es jedenfalls erst einmal nach Ephesus…

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Turkye

Montag, Juni 15th, 2009 | Author:

Endlich habe ich die Schreiberei hinter mir. Das Gespräch in God-City endete damit, dass der Professor versuchte mich vom Studiengang zu überzeugen. Offensichtlich hatte ich mit meinen wenigen Fragen genau den Finger in die Wunde gelegt und hatte ziemlich schnell heraus, dass der ganze Master-Studiengang eine recht unausgegorene, unzielgerichtete Aktion ohne konkrete Erfahrungswerte war. Demnach ist auch God-City – übrigens eine unglaublich hässliche Stadt mit noch viel unglaublich hässlicherer Universität – wohl noch nicht der Weisheit letzter Schluss, auch wenn die Studieninhalte nach wie vor interessant klingen. Jedenfalls habe ich mich nach diesem Gespräch zusätzlich aufwändig an der Hochschule Pupsheim beworben, die eine Mischung aus Management und kreativer Kommunikation machen, aber eben leider ausgerechnet in Pupsheim. Da kann man nichts machen, und irgendwas wissen und entscheiden zu diesem Punkt sowieso nicht.

Bevor es in welcher Art auch immer wieder losgeht geht es aber erst einmal für zwei Wochen in die Türkei, nervöses Augenzwinkern und Hektik abschütteln und meinen Vater besuchen, der sich dort beruflich für ein paar Jahre eingenistet hat. Unser Flug landet um viertel vor drei Morgens in Izmir, eine sehr unchristliche Zeit, über die man sich wohl nicht beschweren kann, meint mein Vater, weil man ja schließlich in ein muslimisches Land fliegt.

Io und ich sind zur Angewöhnung mittlerweile schon Stammkunden beim Türken um die Ecke, der immer entspannt augenzwinkernd schwarzen Tee serviert. Dort delektieren wir uns dann an ölig-matschigem Auberginenmoussaka und beobachten die Kölner Taxifahrer, die sich pünktlich zum Schichtende zu Tee und Grillteller dort einfinden und viel mehr als ihre Bestellung und “ja, ja… hasse räscht” oft nicht sagen können. Das ist ein bisschen romantisch und oft denkt man dann: Ach ja, was braucht Mensch mehr…

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I love my beissikkel

Donnerstag, Mai 21st, 2009 | Author:

Rumsitzen und schreiben macht öde im Kopf, deswegen kam ich gestern spätnachmittags auf die spontane Idee, mit meinem Fahrrad eine 40 Kilometer lange Radtour von einem befreundeten Bahnhof bis zu meinem Freund nach Köln zu machen. Ja, ich weiss, andere Leute fahren solche Strecken zum Frühstück, aber die haben auch Muskeln und Rennräder mit Eins zu Eins-Umsetzung statt klappriger Mädchenkisten.

Ein Hoch auf die Bahn, denn sie lässt uns fahrn…oder auch nicht. Den ersten Zug verpasst, der zweite ausgefallen, der dritte Verspätung. Es ist schon kurz vor sieben als ich losfahre. Schon nach den ersten Kilometern wird mir klar, dass ich eine Sonnenbrille und ein Halstuch, oder besser noch eine Sturmmaske, gebraucht hätte. Nicht wegen der Sonne oder wegen der Kühle, sondern weil ich die nächsten vier Stunden damit beschäftigt bin verreckte oder halbzerquetschte, strampelnde Insekten aus meinen Schleimhäuten und zwischen meinen Zahnritzen heraus zu fischen.

Es dämmert früher als erwartet, und zwischen den Käffern gibt es kilometerweit genau Nichts, ausser kleinen, unheimlichen Waldstücken und gruseligen, ranzigen Bauernhöfen. Ich strampel wie eine Blöde, und schaffe es fünfzehn Kilometer vor Köln, mich so zu verfahren, dass ich im Nichts stehe und nichtmal mehr weiss in welcher Richtung Köln liegt. Meine Beine schmerzen und sind geschwollen, seit drei Stunden trete ich in die Pedale ohne richtige Pause, die ich mir nun sowieso nicht mehr leisten kann, weil es immer dunkler wird. Ich werde panisch, hier gibt es nur Industrieanlagen und Wald, und Männer die Abendspaziergänge machen und komisch gucken. Beschämt muss ich Io anrufen, der den beliebtesten Kartendienst des Internets bemüht um mir zu sagen wo ich eigentlich bin und wo ich hinmuss. Köln liegt genau in der entgegengesetzten Richtung in der ich es vermutet hätte. Meine Beine sind angeschwolle Stelzen, aber ich trete tapfer weiter, finde die Stadt, gebe schliesslich auf und nehme auf die letzten Kilometer die U-Bahn.

Ich liebe mein Fahrrad, aber es schützt trotz selbstgemalter Flammen nicht vor Leichtsinnigkeiten. Schön wars ja trotzdem irgendwie, auch wenn man das später nicht mehr so erklären kann… Wie bei einer Bergtour, oder beim Wandern. Es hängt alles irgendwie vom Belohnungseffekt ab.

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Das wandern ist des Koches Lust…

Dienstag, Mai 05th, 2009 | Author:

Wir waren wandern.

Die Alliteration ist zwar hübsch, der eigentliche Akt jedoch höchst anstrengend. Mit dabei: Io, sein alter Freund Lars und dessen siebenjähriger Sohn. Man sollte meinen, dass ein Kind dazu beiträgt dass die Wanderung schonender verläuft, aber der Kleine lief trotz schweren Gepäcks den Weg wahrscheinlich sogar dreimal: Hin, Zurück, in den Büschen verstecken, Papa zanken, Hin, Zurück.

Da wir zwei Nächte im sauerländischen Wald verbringen wollten, hatten wir Einiges an Gepäck dabei. Zudem sind sowohl Io als auch Lars und Sohnemann ausgemachte Hobbits, die mindestens alle zwei Stunden eine Mahlzeit brauchen und diese auch nach allen Regeln der Kunst zubereitet werden muss. Da habe ich natürlich grundsätzlich nichts gegen. Ich vertraue nicht vielen Menschen was Essen angeht, aber bei Lars ist man immer in sicheren Händen.

Neben Äpfeln, kräftigem Brot, geräucherter Wurst, und verschiedenen Käsesorten als Grundnahrung gab es am ersten Abend eine über dem Feuer zubereitete Gemüsesuppe mit Lauch, Möhren, Sellerie und frischen Mettwürsten. Zum ersten Frühstück hatten wir Rührei mit Zwiebeln und abends eine Polentapfanne mit gebratenem Lammlachs, Pilzen, Knoblauch und frischgepflückten Brennnesseln. Am darauf folgenden Morgen gab es zum Frühstück Grießbrei mit Rosinen und Walnüssen.

Am Sonntag wollten wir uns nach einer extra anstrengenden Abschluss-Strecke dann die Einkehr in einer feinen Gaststätte namens “Elfenfohren” gönnen, vier dreckige, nach Feuerrauch und Körperausdünstungen stinkende Gestalten die wir waren. Leider hatte sich eine Konfirmations-Gesellschaft vor uns einquartiert und alle Tische besetzt. Schon völlig fertig liefen wir mehrere Kilometer zur Gaststätte am nächsten Dorfanfang, nur um dort auch festzustellen dass alles voll war und wir gerade den Bus Richtung Heimat verpasst hatten. Unsere Hoffnung im Ort selbst noch etwas zu essen zu finden wurde vom Gasthof “zur Post”, der den grotesken Charme eines Kölner Kiosks besaß und natürlich auch kein Essen anbot, jäh enttäuscht. Schliesslich rafften wir uns in Ermangelung einer Alternative und angesichts eines zombie-artigen Siebenjährigen, der trotz unmenschlicher Tapferkeit kurz vorm Heulen war auf und gingen den ganzen Weg zurück bis nach Elfenfohren. Dort war zwar jetzt ein Platz frei, die Küche aber schon geschlossen. Aufgrund unserer erbarmungswürdigen Lage erklärte sich der Koch aber dann doch bereit uns noch ein Schnitzel mit Pommes, Gemüse und Salat aufzutischen. Trotz oder vielleicht gerade wegen unseres Gestanks und unserer Aufmachung wurden wir mit Hochachtung bedient und das Essen war vom Allerfeinsten. 

Neben uns saßen zwei ältere, wohlhabende Pärchen, die beim Kaffee irgendwann begannen, sich -inspiriert durch unsere Anwesenheit – über Outdoormarken zu unterhalten: “Ja also Jack Wolfskin, das kann man ja tragen wenn es sein muss. Aber so richtig… nein, da ist Fjällräven natürlich besser”. Es ist ja auch ganz besonders wichtig, eine hochwertige Ausrüstung zu haben wenn man im Hotel übernachtet. Man weiss ja nie…

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Im Regen wandern

Montag, März 09th, 2009 | Author:

Es könnte sein, dass der Titel dieses Eintrags eine ausgeklügelte, bedeutungsschwere und wortspielerische Metapher für eine besonders absurde und interessante Begebenheit ist. Ist er aber nicht. Die Prinzessin und ich waren wandern, in Manderscheid. Romantisch im Regen, durch moosige, neblige Wälder, über charmante Felsgrate mit knorrigen Bäumen und um zerklüftete Burgen. Übernachtet haben wir in einer kleinen Blockhütte. Im Sommer laufen dort schreiende Kinder durch die Gegend, aber nun war ausser uns keine Menschenseele im Hüttendorf, wir hatten ein Bett, eine Heizung und jede Menge zu essen dabei, sowie einen Wein der seit zehn Jahren nur Medaillen gewinnt. (Bisher fand ich jeden Wein, der eine Medaille hatte, grossartig. Ich interpretiere das einfach mal als Zeichen dafür dass ich einen furchtbar edlen und ausgereiften Geschmack besitze…) Nachts heulten läufige Katzen vor unserer Hütte den Mond an.

Wir sind an diesem Wochenende tapfere drei Stunden gewandert, was ich durchaus bemerkenswert finde angesichts der Tatsache dass es entweder stockdunkel oder am regnen war. So verdient man sich sein Mittagessen. Wenn man in die Eifel will oder eher noch hinaus aus der Eifel nach Rock City will, kommt man fast nicht umhin, an Heinens Imbisstube vorbeizufahren. Diese schäbige, mehr als durchschnittliche und eher hässliche Imbisstube wird von einem Fleischer geführt. Und wenn man tapfer ist und sich weder von der allgemeinen Aufmachung, der (durchaus jedoch freundlichen und herzlichen) Bedienung oder den anderen Kunden (die Fritten und Haxen in Obelixgrösse in sich hineinschaufeln) abschrecken lässt, bekommt man für kleines Geld zum Beispiel einen neiderweckenden, mächtigen Wildschweinbraten in Preiselbeersoße mit knusprigen Kroketten und feinstem Rosenkohl in Sauce Bernaise… Hmmmm… :-)

Und was sagt uns das? Kultur gibt’s nicht umsonst, und im Grunde ist das Absonderliche das, was den Reiz jeder Kultur ausmacht. Es gibt Leute die finden es absonderlich in Zelten zu hausen und sich sein Essen über dem Feuer zu brutzeln, andere Leute nennen das Urlaub. Es gibt Leute die finden starre Puppengesichter in Wohnzimmerfenstern vor vergilbten Spitzengardinen schön, ich finde das makaber, und doch gibt es nichts Schöneres als ein Wochenende in der Eifel.

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