Neulich waren wir im Kino, wie wir das im Idealfall einmal wöchentlich zu tun pflegen. Die Vorschau war atemberaubend: Intelligente Maschinen hatten die Weltherrschaft übernommen und machten alles platt, die Menschen waren versklavt oder wurden zu Cyborgs umgebaut. In der nächsten Vorschau wurde die Welt ebenfalls durch durchgedrehte, gewalttätige Maschinen bedroht, Bilder von Explosionen und zerstörten Städten rauschten über die Leinwand.
“Die Welt geht aber dieses Jahr oft unter.” bemerkte Herr Buch (den wir wegen seiner literarischen Disposition hier mal so nennen wollen).
“Totale Zerstörung kommt eben immer gut.” meinte Insanctus, der in seiner Freizeit Zombies bastelt. (LINK)
Ich persönlich konnte mich kaum mit meiner Meinung zurückhalten, dass das Ganze hirnzereissender Schwachsinn ist, besonders weil angesehene Wissenschaftler wie Stephen Hawking genau so eine Zukunft prophezeihen. Hawking meinte 2001 zum Focus Magazin, dass Computer bestimmt bald Intelligenz entwickeln würden und weil sie sich ja viel schneller weiterentwickeln als Menschen, wären sie uns bald überlegen und würden die Weltherrschaft an sich reissen.
Erst einmal entwickeln Computer überhaupt nichts, sondern Menschen entwickeln Computer. Zweitens kann man darüber streiten was Intelligenz ist. Von der rein rationalen Intelligenz aus gesehen sind Computer uns schon lange überlegen, Menschen haben laut Ray Kurzweil (2001) nämlich gerade mal die Kapazitäten von Microsoft Word. Von intuitiven, kreativen und kognitiven Formen der Intelligenz sind Computer so weit weg wie ich davon ein Gänseblümchen zu werden. Was zur Zeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz geschieht kann man vielleicht als “simuliertes Bewusstsein” beschreiben, aber mit echter Intelligenz hat das wenig zu tun. Ein Computer kann einen Menschen beim Schachspielen schlagen, ja, aber er kann zum Beispiel keine Fälschung von einem Original unterscheiden. Und selbst wenn Computer irgendwann ein Bewusstsein und Empfindungen hätten, dann bräuchten sie bestimmt bald Psychiater…
Ein viel wichtigerer Punkt ist jedoch die Frage, warum ein intelligentes Wesen die Weltherrschaft gewaltsam übernehmen sollte. Die Motivation der Menschheit, die Weltherrschaft an sich zu reissen, ist in evolutionär geprägter Angst, Agression und Gier begründet, warum also sollte eine intelligente Maschine so etwas Idiotisches tun? Die Weltherrschaft der Menschen hat uns zwar einen kurzfristigen evolutionären Vorteil gebracht, aber wir haben es dabei geschafft das Ökosystem irreparabel zu schädigen und uns im Grunde selbst ans Bein zu pissen. Der Grund dafür ist, dass wir eben NICHT so intelligent sind wie wir meinen, und unvorteilhafter Weise nicht in der Lage sind, die Langzeitfolgen unseres Tuns zu berechnen. Computer können das allerdings, und selbst wenn sie aus dem einzig vernünftigen Grund des Selbsterhalts die Weltherrschaft übernehmen wollen würden (ich kenne kein intelligentes Wesen das freiwillig die Verantwortung für diesen Misthaufen übernehmen würde…), so würden sie versuchen ein möglichst stabiles System zu erstellen. Nur ein balanciertes System ist ein stabiles System, und schliesslich müssten sich selbst Computer über den Erhalt von Rohstoffen Gedanken machen. Wenn intelligentere Wesen als wir also die Weltherrschaft übernehmen würden, könnten wir davon nicht sogar profitieren? Weder in Filmen noch in der Realität waren Sklavensysteme langfristig stabil, und auch unsere Tierhaltungsmethoden sind ökologisch gesehen langfristig eher unintelligent, es gibt also nichts für uns zu befürchten.
Im Kino jedoch wird die Angst vor den Maschinen geschürt, vor dem neuen Zeitalter in dem Maschinen intelligenter sind als wir und deswegen alles kaputtmachen…
Herr Buch meinte ich solle ein Buch schreiben, in dem ich alle Actionfilme wissenschaftlich ad absurdum führe, so etwas müsste es schon lange mal geben.