Zu Hause !?
Mittwoch, Oktober 08th, 2008 | Author: admin
Hurra, ich bin wieder zu Hause und habe so etwas wie Internet! Ich kam in Sydney an und war fasziniert. In Darwin ist die Luft heiss und schwer, es duftet dunkel nach rauchigem Holz, Schweiss, Chlor, Mangos, wilden Blüten und aus den Kneipen nach abgestandenem Rauch und Bier. In Sydney ist die Luft frisch, eine leichte, beschwingte Brise mit verschiedensten Nuancen von Dueften von exotischem und vertrautem Essen, Asphalt und Sehnsucht. Der Geruch von Sydney erinnerte mich an meine erste Ankunft hier, verwirrt, wir gerade aus einem Gulli aufgetaucht in einer fremden Welt, und doch war alles auch vertraut jetzt.
Trotz meiner Freude moechte ich jedoch nicht den Eindruck erwecken dass Darwin schlecht war. Gerade in den letzten Tagen haben R. und ich versucht dem Backpackertrott zu entgehen und die ganzen kleinen Sehenswuerdigkeiten Darwins auszukosten.
o-ton folgendes Gespraech:
Verbranntes Maedchen mit glasigen Augen und Bierbauch: “Darwin ist total langweilig.”
Ich: “Ach echt? Was hast du denn schon alles gemacht?”
Maedchen: “Kakadu Nationalpark und Litchfield Park und die Sunset Markets. Ansonsten gibts hier ja nichts.”
Ich: “Hm. Warst du denn schon im botanischen Garten? Oder im Darwin Museum? Oder im Deckchair Cinema? Oder in Fannie Bay?”
Maedchen, etwas betreten: “Hm, nö.”
Ricarda und ich haben das meiste am letzten Tag gemacht, da wir sowieso schon um zehn aus dem Hostel auschecken mussten und viel Zeit totzuschlagen hatten. Als wir am Bus saßen hielt ein vollbesetztes Polizeiauto an, um den neben uns sitzenden Herren penibelst wegen seines oeffentlichen Alkoholkonsums zu verwarnen. Das war mir ein bisschen peinlich, weil ich eigentlich ziemlich neidisch auf sein eiskaltes Bier gewesen war. R. hat eine erwiderte Schwaeche fuer Polizisten, weswegen wir dann im Kaefig hinten mitfahren durften. Es gibt nichts Besseres bei 40 Grad als frischer Fahrtwind! Die Ordnungshueter fuhren uns netterweise bis vor die Pforten des Botanischen Gartens, wo wir uns ein Picknick im Regenwald goennten.
Anschliessend besuchten wir die Indo Pacific Marine Exhibition, wo es ein lebendes Korallenriff und jede Menge grossartiger Lebewesen gab. Der Eintritt war schweineteuer, aber der Typ der uns alles erklaerte war sehr engagiert und hatte unglaublich viel zu erzaehlen. Am nettesten fand ich den Steinfisch, der aussieht wie ein uralter zerkluefteter Stein in Fischform und der ziemlich giftig ist. Auf dem Steinfisch wachsen sogar Pflanzen, weil er sich kaum bewegt und nur faul rumliegt und vorbeikommende Fischlein frisst. Am schoensten fand ich den Lionfish.
Am interessantesten war allerdings der Anglerfish. Das ist ein Fisch der aussieht wie der Steinfisch, nur ein bisschen gruener und evolutionaer gesehen auf dem Weg zum Amphibium. Da gibt es nur Weibchen von, weil die Maennchen zu Beginn der Geschlechtsreife ein Loch in den Weibchenkopf bohren, hineinkriechen und sich dann an deren Blutkreislauf andocken. Das Maennchen lebt quasi im Kopf des Weibchens drin. Da gilt die Ausrede “Ich hab Kopfschmerzen.” wohl nicht…
Abends waren wir dann im Deckchair Cinema, ein Open Air Kino direkt am Meer. Dort musste man sein Handy ausstellen, allerdings weniger wegen dem Film als um die dort wohnhaften Fledermäuse nicht durcheinander zu bringen. Fürderhin wurde am Anfang des Films darauf hingewiesen dass man sein Essen nicht auf den Boden stellen sollte falls man es nicht mit den ebenfalls dort wohnhaften Oppossums teilen wolle. Haben aber leider keins gesehen, veilleicht weil der Film ueber Dschingis Kahn, atmosphaerischerweise von etwas Wetterleuchten begleitet, so fesselnd war.
Unser Shuttlebus zum Flughafen sollte um 23 Uhr gehen. Es war immer noch so heiss dass einem staendig der Schweiss am ganzen Koerper klebte, zudem waren wir den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatten eine 10-stuendige Odyssey vor uns. Leider hatten sie im Hostel, wo unser Gepaeck noch lagerte, gerade frisches Chlor in den Pool gekippt, so dass wir nicht mal die Chance auf eine kleine Abkuehlung hatten. Also saßen wir da und warteten, als es ploetzlich anfing wie aus Eimern zu giessen. Ich hatte eh vorgehabt mich fuer den klimatisierten Flug umzuziehen, und es gab nur einen kurzen Moment des Zoegerns ehe ich mich in den Regen stuerzte und pitschepatschenass freudig durch die Pfuetzen huepfte. Die perfekte Dusche… Wann bekommt man schon mal 38 Grad warmen Regen?
Wolken aus Flugzeugen sehen immer gleich aus, und doch jedesmal wieder ganz anders. Das Wolkenmeer sieht manchmal aus wie ein Salzmeer, ein anderes Mal wie Schnee. Jetzt, in diesem sanften Morgenlicht, war es definitiv Schlagsahne. Die Erde sah einfach aus wie ein riesiger knuspriger Windbeutel in frische Schlagsahne getunkt. Vielleicht war das auch nur meine ueberschaeumende Fantasie nach zwei Wochen mit der magenkranken R. die weder Pfeffer noch Knoblauch noch sonstirgendwas vertraegt was an ein ordentliches Essen gehoert. Aber das erklaert nicht was ich dann in diesem Gebirge aus Schlagsahne entdeckte, und was mich bis jetzt noch voellig aus dem Konzept bringt. Ich schwoere, dass ich es mit eigenem Auge gesehen habe: Durch die weissen Taeler schlaengelten sich nett und voellig unbeeindruckt von meiner Realität eindeutige Treckerspuren!
Vielleicht bin ich urlaubsreif.
Category: Die ersten Tage in Sydney, Reise Weise | One Comment