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Prüfe wer sich ewig bindet

Montag, August 29th, 2011 | Author:

Ich bin gewarnt worden. Vor dem Mann. “Ein ganz Schlimmer.” wurde mir gesagt. “Jedes Wochenende eine andere.” Der Informant: eine Frau. Angesichts der Tatsache, dass der Mann mir die vernachlässigbar wenigen Weibergeschichten brühwarm selbst erzählte um sich weiblichen Ratschlag von einer beziehungserfahrenen Frau zu holen, konnte ich diese Warnung getrost in den Wind schlagen. Dann kam jedoch der Gegenschlag.

Nach über einem Jahr Beziehung stellte mich der Mann zur Rede. Die gute Dame, die mich damals gewarnt hatte, wollte mich nämlich vor einigen Tagen gesichtet haben. Mit einem anderen Mann, engumschlungen knutschend, in einem einschlägigen Rockclub der Umgebung. Ausgerechnet in dem, wo der Mann und ich unser erstes offizielles Date hatten…

Der Mann fragte: “Wo warst du am Freitag vor zwei Wochen?” Sind Sie das schon mal gefragt worden? Unter dem Druck der Beweisschuld tritt einem augenblicklich der Schweiss auf die Stirn. Blackout. Wo zum Teufel war ich vor zwei Wochen? Wie soll man das erklären? Im Zweifelsfall alleine zu Hause, wie ich es gerne mal tue wenn sonst nichts geplant ist… ein sehr schlechtes Alibi. “Hasi.” sagt der Mann. Das sagt er manchmal, und das darf er nur, weil wir beide wissen dass ich kein Hasi bin und er nicht mit einem Hasi zusammen sein könnte. “Hasi,” sagt er also, “werd mal nicht nervös. Wenn du am besagten Freitag mit irgendjemandem rumgeknutscht hast, dann mit mir hinter dem Festzelt von der Hochzeit auf der wir zusammen waren.”

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Skurrile Situationen

Montag, August 15th, 2011 | Author:

Das Leben führt einen manchmal in Situationen, in denen einem plötzlich bewusst wird: “Wenn mich jetzt so jemand sieht…” – oder in schlimmen Fällen: “Hoffentlich sieht mich jetzt keiner…”. Meistens fällt einem sowas auf, wenn man in absurder Körperhaltung, unangemessener Bekleidung, oder in einem generell normativ inakzeptablen Zustand Dinge tut, die einen unbedarften Betrachter dazu verleiten würden augenblicklich die Männer mit den weissen Kitteln zu rufen.

Zähneputzend auf dem Klo zu sitzen während man ein Buch liest und eine Gesichtsmaske trägt ist für Außenstehende sicherlich ein humoristischer Anblick, letzten Endes ist die Skurrilität einer Situation jedoch immer abhängig davon, was man als “normal” empfindet. Ich habe auch schon von Menschen gehört die es seltsam finden, dass ich mich als erwachsene Frau gelegentlich auf meinen Wohnzimmerteppich lege. Hingegen frage ich mich dann, was für ein gestörtes Verhältnis diese Leute zu ihrer Umgebung haben. Wenn man zu oft gehört hat, was sich alles nicht gehört, fallem einem all diese wunderbaren, ungehörigen Sachen später wahrscheinlich einfach nicht mehr ein. Ich mag meinen Teppich. Oder wie der Dude sagen würde: “That rug really tied the room together…” (Big Lebowski, 1998).

Die Klassiker skurriler Situationen sind meist Kombinationen von Zufällen, wie Mr. Bean oft genug bewiesen hat. Dazu gehört halbnackt in einem Gulli nach einem Schlüsselbund fischen, weil man sich beim morgendlichen Blumengießen ausgeschlossen und der Hund den Schlüsselbund als Spielzeug missbraucht hat… Mir zum Glück noch nie passiert, alternativ dazu haben der Vorgänger des Mannes und ich uns mal anlässlich eines Kostümfestes als “billige Schlampe” und “schmieriger Zuhälter” verkleidet – selbstverständlich haben wir aufgrund unserer kreativen Disposition Wert darauf gelegt, dass die Outfits authentisch erscheinen – solchermaßen ausgestattet haben wir es dann geschafft uns aus der Wohnung auszuschließen.

Vorgestern musste ich also für ein spontanes Vorsingen bei einer Band in Rekordtempo ein paar hohe Stimmlagen einüben. Gleichzeitig wartete ich auf einen wichtigen Anruf, musste aber auch in einer Stunde weg und das in einem möglichst sauberen, entspannten Zustand. Während das Badewasser einlief und ich mich mit meinem riesigen Urzeit-Telefon in der Hand (weglegen kam nicht in Frage, da die Gefahr des Nichtwiederfindens bestanden hätte) entkleidete, fiel mir ein, dass ich fast zwei Wochen keinen Sport gemacht hatte und bei fortgeführter Untätigkeit wahrscheinlich bald einen Bandscheibenvorfall erleiden würde. So fand ich mich halbentkleidet in meinem kleinen Badezimmer mit einem riesigen Telefon in der Hand Fußtritte auf Kopfhöhe übend wieder, während ich gleichzeitig versuchte die Königin der Nacht aus der Zauberflöte zu imitieren und dachte: “Wenn mich jetzt jemand sieht…”

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Wurzelbehandlung

Mittwoch, Januar 05th, 2011 | Author:

Eine Wurzelbehandlung ist ein guter Zeitpunkt um über sein Leben nachzudenken. Meins ist zwar auf obskure Weise unkompliziert und in angenehmem Maße aufregend, aber weitestgehend unübersichtlich. Unübersichtlich dahingehend, dass ich die meiste Zeit so sehr damit beschäftigt bin mit meinem Leben beschäftigt zu sein, dass bedauerlicherweise keine Zeit bleibt die Sinnhaftigkeit meiner Beschäftigungen zu würdigen oder gegebenenfalls zu überprüfen.

Wurzelbehandlungen stellte ich mir immer als außergewöhnlich schlimm vor, sowas wie ein Wasserrohrbruch, also etwas wo man gezwungen ist, Leib und Leben in die Händen eines Menschen zu legen, dem man nicht mal seine tote Schwiegermutter anvertrauen würde: eines Handwerkers. Doch die Behandlung erweist sich weniger schlimm als erwartet – im Gegensatz zu einer normalen Füllung wo der Bohrer grob im Zahn herumrumpelt ist dies nicht schlimmer als durchschnittlich schlechter Geschlechtverkehr: eine unspektakuläre, mechanisch-leidenschaftslose Penetration der Wurzelkanäle ohne Orgasmus. Denke ich, bis ich eine halbe Stunde lang mit geöffnetem Kiefer und Stiften im Zahn dagesessen habe um auf Röntgenbilder und die Fortsetzung der sowieso schon ewigen Behandlung zu warten.

Am Ende teilte mir der Handwerker sinngemäß Folgendes mit: “Also wir ham dat getz so gut wie ging repariert, aba da müssen wa nochma ran, da muss ne Krone drauf. Dat wird aba nich billich. Ich mach Ihnen mal nen Kostenvoranschlag fertich.” Dentaler Wasserrohrbruch.

Damit ist die Gage meines Auftritts an Silvester futsch. James Bond Gala. Der Grund warum ich die Weihnachtstage fast asketisch überstanden habe. So kanns gehen. Jedenfalls bleibt mein Sparbuch heile. Nach der Wurzelbehandlung ruft mich mein Kollege an – der gleichzeitig der größte Dentalphobiker ist den ich kenne – und regt sich über Unwesentliches auf.  Ich überlege ob ich ihm Einzelheiten der eben durchgeführten Behandlung mitteilen soll, beschließe aber dass ich auch die auditive Übertragung eines sich erbrechenden Menschen gerade nicht vertrage. Aufgrund der Betäubung kann ich darob nichtmal mit den Zähnen knirschen, geschweige denn essen. Zugegeben, es ist lustig wie die Leute gucken wenn meine Lippen aneinander vorbei schließen und mir beim Essen der Sabber aus dem Mundwinkel läuft… und gut dass es in ein paar Stunden vorbei ist.

Abends stelle ich fest, dass ich das wichtigste Requisit für die Show, eine Spielzeugpistole, verloren habe. Wo bekomme ich am Vorabend von Silvester um 20:30 eine Spielzeugpistole her? Weil alle Geschäfte zu ahebn oder keien Spielzeugpistolen, mein Kollege doof war, mein Freund unpässlich und der Zahnarzt auch nur ein Handwerker ist gehe ich wahllos in eine schlimme Kneipe mit wummernder Musik, trinke ein Bier und versuche einem wildfremden Menschen klarzumachen, dass mein Leben gerade ätzend ist weil ich keine Spielzeugpistole habe. Er versteht es nicht. Wie gesagt, auf obskure Weise unkompliziert.

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besch(t)euert

Dienstag, November 16th, 2010 | Author:

Wenn man groß wird, muss man Steuern bezahlen. Oder, wenn man ganz wenig Geld verdient, vielleicht auch nicht. In jedem Fall muss man aber einen seitenlangen Wisch mit seltsamen Fragen ausfüllen. Wieviel Geld man verdient hat, zum Beispiel. Eine Frage, die schon an sich sehr schwer zu beantworten ist, wenn man nicht mal mehr weiss was man letzten Monat gemacht hat und Briefe wochenlang mit sich rumträgt weil man zu geizig ist sich mal ein 20er Paket Briefmarken zu kaufen. Ist aber noch eine der leichteren Fragen, und ich werd langsam bescheuert, und mit ein bisschen Pech auch noch besteuert.

In der Serie Black Books muss der irre und chaotische Buchhändler Bernhard Black seine Steuerklärung machen, zur Ablenkung ruft er seine Mutter an, faltet seine Socken und lässt die Zeugen Jehovas rein. Als er feststellt, dass er keine Erklärung abgeben muss wenn er schwer verletzt ist, versucht er sich den Arm mit einem elektronischen Tranchiermesser abzusäbeln. In letzter Sekunde entdeckt er jedoch auf der Straße ein paar gewalttätige Skinheads, die gerade einen Buchhalter zusammenschlagen, er stürmt raus und fragt: “Which one of you bitches wants to dance?” Der Buchhalter ist ihm so dankbar für die selbstlose Rettung dass er hinterher seine Steuererklärung macht.

Ich sitze im Frühstückraum des schwedischen Möbelhauses, das erst in einer halben Stunde aufmacht, und brüte über meiner Steuererklärung. Beziehungsweise, ich schaue mich nach gewalttätigen Jugendlichen oder gefährlichen Gegenständen um. Fehlanzeige, nur Muttis, Rentner und junge Leute, die aussehen als wären sie gerade aus einer Werbetafel ausgestiegen. So gehetzt sind die, ein ganzes Leben in einer Werbetafel, jetzt endlich raus, da hat man einiges nachzuholen. Und ein paar Möbel braucht man auch. Vielleicht ist ja ein frischgebackener, enthusiastischer Steuerberater dabei, dem man ein paar Einrichtungstips geben kann, und zum Dank dafür… Ja, manchmal lasse ich mich in meinen Fantasien etwas hinreissen.

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Bettwäschentrennung

Sonntag, Oktober 17th, 2010 | Author:

Io ist ausgezogen. Der härteste Moment war, als wir vor der gemeinsam ausgesuchten Bettwäsche standen. Weiss, mit blauen Mustern drauf, saubere Wohlfühl-Harmonie-Bettwäsche, zwei Kissenbezüge, zwei Bettdeckenbezüge. Eng aneinander gekuschelt lagen sie da im Schrank und es brach uns fast das Herz. Sollten wir diese unschuldige Zweisamkeit jetzt wegen unserer Trennung zerreissen?

“Die können wir doch jetzt nicht trennen…” seufzte Io. Ich seufzte mit.

“Willst du sie zusammenlassen?” Als redeten wir über die Meerschweinchen…

“Hm…Dann behalt du sie doch einfach.” “Nein, nein, das kann ich nicht machen. Nimm du sie beide mit.” “Ja…ich hätte sie ja schon gerne… aber einer von uns kann ja auch neue kaufen…aber das ist nicht das Gleiche.” “Ja, da hast du recht. Was machen wir denn jetzt?” “Nimm du sie.” “Nein, nimm du sie.” “Ok, ich nehm sie. Bist du sicher dass du sie nicht haben willst?” “Hm, eigentlich will ich sie schon…Und wenn doch jeder eine nimmt?”

Wir einigten uns am Ende schweren Herzens darauf unsere Bettwäschen-Sensibilität zu überkommen und die armen Bettwäschen der Gerechtigkeit halber doch zu trennen. Fernbeziehungen sind ja auch heutzutage was ganz Normales, nicht?

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Existenzielle Erkenntnisse

Donnerstag, Juli 29th, 2010 | Author:

Manchmal kommt man ja unverhofft zu Geld. Zum Beispiel wenn man vergisst, dass man welches hatte, oder verliehenes zurückbekommt. Zugegebenermaßen ist das selten der Fall. Ich kam jedoch neulich in die glücklichen Umstände, und beschloss augenblicklich, mir ein neues Sofa zu kaufen. Das ist nicht ganz unsinnvoll, da das Alte demnächst auszieht, vor allem aber ist der Gedanke fein, ein selbstausgesuchtes Sofa zum Draufsitzen und Liegen und Essen und Rumgammeln zu haben. Vielleicht ist es ein bisschen spießig, viel Geld für ein Sofa auszugeben, ala “dann brauche ich die nächsten zehn Jahre kein neues mehr!” – eine Rechnung die eh nie aufgeht wenn man nicht wirklich viel viel Geld ausgibt, und das ist ja Quatsch.

So habe ich also in Gedanken ein Sofa gekauft und dazu gleich noch einen Tisch, von dem ich auch schon lange regelmäßig beim Essen schwedischer Köttbullar träume..

Dann hatte ich gestern eine Art musikalisch-identitätsmäßige Sinnkrise. Wer bin ich eigentlich und so weiter, warum habe ich keine MySpace-Seite und wieso habe ich es noch nicht geschafft ein Konzert zu geben? Die Antwort ist ganz simpel: weil das Equipment fehlt. Also beschloss ich Folgendes: Eines Tages, wenn ich mal zu Geld komme, werde ich mir eine ordentliche Gitarre mit Mikrofon, Verstärker und Gedöns kaufen, und bis es so weit ist tröste ich mich mit meinem schönen neuen Sofa.

Genau. Ich glaube irgendwas in meinem Kopf tickt nicht richtig, denn irgendwie dauerte es etwas länger bis die Erkenntnis über diesen himmelschreienden Unsinn all meine Hirnwindungen durchdrungen hatte. Wer zur Hölle braucht ein schickes Sofa??? Morgen packe ich mein ganzes Geld und gehe in den Musikladen.

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“Blödsinnige Idee”

Sonntag, Juli 25th, 2010 | Author:

Nach einer arbeitsintensiven Woche gibt es kaum etwas Besseres, als so richtig zu rocken. Musik, Menschen, deren erhitzte Körper sich berühren, Massenekstase. Der Gedanke daran lässt mir jetzt einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen. Das Ruhrgebiet ist eine Brutstätte von Festivals und Kulturveranstaltungen, es ist warm und wir sind durstig nach Begeisterung, Bewegung, Berührung. Dann die Loveparade, nur wenige Kilometer, ein paar lächerliche Zugminuten entfernt und auf vertrautem Boden. Rob ruft an: “Wir sind in Duisburg, kommst du?” Aber D., mit dem ich verabredet bin, kann sich nicht für die Musik erwärmen. Ausserdem weiss er nicht, was er von dieser “blödsinnigen Idee” halten soll, in einer winzigen Stadt mit gerade mal 400.000 Einwohnern eine Million Menschen zusammenströmen zu lassen.

Ich war auf der Loveparade in Berlin, als ich fünfzehn war. Ab Bielefeld, so sagte man uns, müsst ihr durch die Zugfenster einsteigen. Und so ist es. Der Zug ist hoffnungslos überfüllt, alle wollen mit, der Bahnhof ist voll mit Menschen, aber wir werden durch die Fenster hineingezogen zu den anderen, die schon auf Gepäckablagen, auf Sitzlehnen und aufeinander hocken und feiern. Als wir nachts zurückwollen dauert es viele Stunden um überhaupt aus der Stadt herauszukommen… Nach so vielen Jahren Loveparade sollte man denken, dass die Veranstalter ein Gefühl für Massendynamik entwickelt hätten. Aber es ist eine unberechenbare, forcierte Wanderveranstaltung geworden, und Berlins breite Straßen und Parkanlagen sind nicht das Gleiche wie ein abgesperrter Güterbahnhof in einer kleinen Stadt, sagt auch Loveparade-Gründer Dr. Motte, der schon länger nichts mehr mit der Veranstaltung zu tun haben will…

Ich bin zu Hause, als die Sirenen einsetzen, und dutzende Polizei- und Krankenfahrzeugen durch meine Straße fahren. Warum, wohin kann ich nur ahnen. Im Gedränge ist Jona, der mir mal sieben Stunden am Stück auf seiner Wandergitarre vorgespielt hat. Es gibt nur einen Zugang durch eine Unterführung zum Festivalgelände, es drängen immer mehr Menschen nach, doch es ist schon zu voll. Die Polizei fängt an Leute zurückzudrängen, viele wollen auch gehen, doch im Tunnel ist es schon so voll dass man kaum noch durchkommt, erzählt Jona. Überall sind Absperrungen, Wände, Tunneldecken, Menschen. Die Leute werden ängstlich, wütend, hysterisch, fangen an übereinander zu steigen, es gibt kein vor und kein zurück, aber die Polizei versucht weiter die Absperrungen zu kontrollieren. Jona schafft es gerade noch so, herauszukommen bevor die Panik vollends losbricht. Nur fünf Minuten später sterben die ersten Menschen.

Rob und die anderen sind in einer Nebenstraße bei einer Pizza versackt. Jona sagt die Polizei hätte nicht so viel Druck und Kontrolle ausüben dürfen. Die Welt sagt die Polizei wollte von Anfang an mehr Zugänge, aber das war wohl zu teuer. Ich suche in den Bildern nach den Gesichtern von Freunden.

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So isset

Samstag, Juli 24th, 2010 | Author:

Viele werden jetzt fragen: Warum das denn? Und es hat doch alles so prima funktioniert? Und das stimmt auch. Aber im richtigen Leben ist das natürlich nicht so einfach, und manchmal, da muss man einfach mal was ändern, damit das Leben weiterfließt, auch wenn es vorher gut war. Und eine Trennung ist natürlich auch nicht so einfach, aber das ist ja jedermann selbst klar, deswegen hier die euphemistische Fassung:

Neulich habe ich gelesen, dass man sich öfter mal von Dingen freimachen sollte, einfach so. Das fand ich eine interessante Idee, also habe ich mich gleich mal von meinem Freund getrennt, mein Portemnaie in der nächsten Kneipe liegenlassen und meinen Schlüsselbund weggeworfen. Man mag jetzt behaupten, dass ich impulsiv sei und zu Extremen neige, aber die Wirkung ist geradezu fantastisch: Ich sehe mehr Freunde, weil mein eigener Kühlschrank leer ist, muss nicht mehr mit zugehaltenen Augen an Geschäften vorbeigehen um dem Kaufzwang zu entgehen, trage keine Verantwortung mehr für einen zwei Kilo schweren Schlüsselbund und auch nicht für einen Mann. Io ist auch froh, weil er nun ungescholten grünkarierte Hemden tragen darf und ein eigenes Zimmer hat, in dem ich keine Klamotten auf den Boden werfen darf.

So isset, sagt der Öcher, und wenn sich dat nich ändert, bleibt dat auch so.

Meine Wohnung wird daher jetzt eine WG und ich caste fleissig Mitbewohnerinnen. Eigentlich würde ich lieber mit einem Mann zusammenleben, weil die unkomplizierter sind, aber eben leider auch selten sozial bzw. wg-tauglich ausreichend zurechtgeschliffen… Also suche ich eine Frau die ein bisschen wie ein Mann ist. Was das wohl über mich aussagt…

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Troubardine

Mittwoch, Mai 26th, 2010 | Author:

Schon als Kind wurde mir ein herausragendes schauspielerisches und dramatisches Talent von meinen Eltern bescheinigt, nämlich immer dann, wenn sie mein derzeitiges Anliegen als nicht ganz so ernstzunehmend betrachteten. Sie meinten es sicherlich nur gut und wollten mich bestimmt früh fördern. Nach zwei Jahren Klavierunterricht kam ich in die Pubertät und die Klavierstunden wurden durch Mathenachhilfe ersetzt. Zwar schrieb ich schon erste Lieder, diese trug ich allerdings nur betrunken auf Partys vor. Ich weiss nicht ob es ein Kompliment war, wenn Leute sagten, dass das Stück im Original bestimmt sehr gut klänge. Man versuchte mir das Gitarrespielen beizubringen um meinen Gesang zu übertönen, doch ich scheiterte und man ging dazu über, mich an Bäume zu knebeln wenn ich etwas getrunken hatte. Im Abijahrbuch gewann ich dann neben dem Titel “Chaotischste/r” auch in der Kategorie “Beste/r Sänger/in”, wobei ich nicht weiss, ob ich dieses Ranking meiner Unbeliebtheit oder meinem unvergleichlichen Talent zu verdanken habe, ich befürchte fast Ersterem.

Vor zwei Jahren beschloss ich, nun doch Gitarre zu lernen und siehe da: Es klappte. Auf meine Vorträge reagierten die Leute jedoch sehr unterschiedlich: Engste Freunde glotzten mich irritiert an und wechselten schnell das Thema, während wildfremde Menschen mir um den Hals fielen und mich berühmt machen wollten. Meine Eltern sagten, dass das ja eine feine Sache sei, und verzichteten gänzlich auf einen musikalischen Vortrag. Ich machte trotzdem weiter.

Mein Chef, der ursprünglich aus der Musikindustrie kommt, meinte neulich zu einem Stück von mir: “Sehr experimentell. Aber witzig.” Meinte er damit, dass es leider experimentell, dafür aber witzig sei, oder dass es toll experimentell, jedoch leider witzig sei? Trotzdem sieht die Welt heute ganz anders aus als noch vor ein paar Monaten. Meine beste Freundin, die immer versuchte meinen Enthusiasmus vorsichtig zu bremsen, hörte nach langer Zeit noch einmal Lieder von mir und hatte die ganze Woche Ohrwürmer davon. Eine andere Freundin entschuldigte sich bereits vor dem Vortrag, dass sie nicht so der Typ sei, der begeistert auf solcherlei Dinge zu reagieren pflege, und ich dies nicht persönlich nehmen solle. Schon nach den ersten Tönen strahlte sie jedoch bis über beide Ohren und kündigte an, mich für diesen Herbst bei “Unser Star für Oslo” anzumelden. Auf den Hinweis, dass meine Stimmqualität doch noch nicht ganz hinreichend für eine solche Angelegenheit sei, entgegnete sie, dass ich ja nun Bescheid wisse und bis dahin Zeit zum üben hätte.

Selbst mein eigener und normalerweise hochkritischer Freund sagte vor kurzem, dass ich ja nun allmählich mal an die Öffentlichkeit müsste, und auf Partys beginnen Menschen mir Gitarren zu reichen und mich zu bitten etwas vorzuspielen. Es ist gar kein schlechtes Gefühl wenn man jahrelang der einzige Mensch gewesen ist der an einen glaubt (wie bei dem britischen Mobilfunkverkäufer Paul Pott, der plötzlich Opernstar wurde) und plötzlich tun es viele, sie fragen Aufnahmen für ihren Ipod und wollen schon Karten für mein erstes Konzert vorbestellen… Ich bin sehr glücklich darüber und möchte meiner Gitarre, die einmal fast gestorben wäre, aber dann doch von einer angehenden Geigenbauerin, die am selben Tag Geburtstag hat wie ich, gerettet werden konnte, demnächst einen Heiratsantrag machen. Am Ende muss man einfach nur üben und immer weiter machen, egal wie blöd man sich manchmal dabei vorkommen mag.

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New Job

Donnerstag, April 22nd, 2010 | Author:

Irgendetwas scheine ich an mir zu haben, was Leute dazu veranlasst, mir spontan ihr Vertrauen zu schenken. Das ist etwas sehr Schönes. Es führt allerdings auch dazu, dass mir genauso spontan und zeitgleich jede Menge Verantwortung übertragen wird. Weswegen ich bereits am dritten Tag meines neuen Jobs eine wichtige Promotionaktion im Wettlauf gegen die Zeit organisieren darf, weil mein Chef und mein Subchef mit ihrem Fußballverein unterwegs sind.

Das ist durch und durch positiv, denn es zeugt von der entspannten und freunschaftlichen Atmosphäre die hier herrscht, ich lerne sofort alle möglichen Geschäftskontakte kennen und muss nicht den ganzen Tag wie der letzte Praktikant gelangweilt auf einen leeren email-Kasten starren. Es verspricht also sehr abwechslungsreich zu werden, daher bin ich froh doch nicht in der großen, grauen Werbeagentur gelandet zu sein…

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